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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 14.1913

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Nr. 7
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Die Burgenfahrt der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen nach Bayern im Jahre 1913
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https://doi.org/10.11588/diglit.32139#0154
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In Reichenhall, wurde im Kurhause der vierte Tag der Fahrt durch eine festliche Veran-
staltung würdig beschlossen. Unterhalten durch ein Bauerntheater, Schuhplatteln und Zitherspiel, satzen
die Burgenfahrer in den schönen Näumen bei angeregtem Geplauder noch lange beisammen. Bad
Nei 6) enhall, der bekannte Kur- und Badeort, liegt im anmutigen Saalachtal, rings umgeben von
schützenden, bis 2OOO Meter hohen Bergen. Vermutlich infolge seiner Salzquellen ist das Tal der Saalach
schon in vorgeschichtlichen Zeiten besiedelt gewesen, wofür zahlreiche Funde aus der Stein- und Bronze-
zeit, der Hallstattzeit, Lateneperiode und anderen Zeiten Beweise sind. Wird doch auch der Ort schon
789 urkundlich erwähnt. Schon in den frühesten Zeiten wird ein lebhafter Salzhandel von hier aus be-
trieben. Die Soolequellen, zurzeit 30, entspringen am Futze des Lattengebirges in einer Tiefe von 12
bis 13 Metern unter der Erdoberfläche. Heute ist Bad Reichenhall von ca. 16 OOO Kurgästen und eben-

soviel Passanten jährlich be-
sucht, zu welchem Aufschwung
die in den letzten Aahren durch
die kgl. Badeverwaltung vor-
genommene neuzeitliche Rm-
gestaltung der Kuranlagen
wesentlich beigetragen hat.

Am Morgen des 26. Auni
wurdebeistrahlendemSonnen-
schein und unter der sachkun-
digen Führung der Herren
Professor Dr. Eornet und
des Vorsitzenden des Kur-
vereins Alois Klotz ein
Rundgang durch den ent-
zückend gelegenen Ort ange-
treten und dann wieder der
Sonderzug bestiegen. An
wenigen Minuten war Piding
erreicht, die Station für Burg
Staufeneck. Durch die
herrliche Landschast stieg man
mit seinem Sohne die Burgenfahrer will-

Abb. 114. Schloh Hohenaschari.

Hosphotogr. E. Steiger, Cteve

zur Burg hinauf, wo der Besitzer Freiherr v. Thiereck
kommen hietz.

Die Burg in ihrer Unberührtheit isi ein Zuwel und birgt eine Fülle von lauschig und wohnlich
eingerichteten Näumen. Aus einem Hügel am Futze des Stausen gelegen, patzt sich der Bau von
nur geringen eiförmigem Rmfang dem Gelände an, aus seinen Fenstern einen entzückenden Blick
auf die umliegenden Berge bis nach der Salzburg bietend. Die Burg wurde schon im 12. Aahrhundert
erbaut, war seit 1219 salzburgisches Lehen und später, bis 18OZ, salzburgisches Pslegschlotz. Der Bau in
seiner heutigen Geskalt ist in den hauptsächlichsten Teilen spätgotischen Rrsprungs. Besonderes Anteresse
erweck't der rings um die Umsassungsmauer laufende und vollständig erhaltene Wehrgang von eigen-
artiger Konstruktion. Auch eine Folterkammer mit darunterliegendem Kerker hat sich hier noch voll-
ständig erhalten. — Seit 20 Aahren ist Staufeneck im Besitz des Freiherrn vonThiereck, dieser ist mit
Crfolg bestrebt gewesen, bei Durchsührung der sür wohnliche Benutzung erforderlichen Änderungen den Lha-
rakter des Alten zu wahren. Zm reizenden laubumrankten Burghof spendete der liebenswürdige Burgherr
seinen Gästen Imbitz und Trunk und beim Scheiden nahmen die Burgenfahrer von diesem romantischen
Edelsitz die schönsten Erinnerungen mit.

Der Schlutz der Fahrt, die Besichtigung der prächtigen Burg Hohenaschau, sollte der Höhepunkt
werden. Das Schlotz erstreckt sich, von West nach Ost ansteigend, auf einem Felskegel im Priental, unweit des
 
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