Paris.
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ging er häufig nach dem Louvre und holte sich Trost
bei Fra Angelicos himmlischen Visionen und Michel-
angelos erhabenen Formen. Correggio zog ihn da-
mals sehr an, er studierte seine Fleischtöne und seine
Modellierung und lernte neue Geheimnisse von Licht
und Farbe, die sich ihm von dauerndem Werte er-
wiesen.
Die ersten Studien in Pastell stellte er im Salon
aus. Ein normännisches Milchmädchen, eine Gruppe
von Kindern, die »Reitstunde« benannt. Die Leben-
digkeit und das leuchtende Kolorit dieses kleinen
Bildes erregte im Salon allgemeines Aufsehen. Der
Kritiker Thore hebt es lobend hervor, und der Maler
Diaz war so voll von Bewunderung für die Arbeit
dieses unbekannten Künstlers, dass er sie für die
Offenbarung eines Genies erklärte.
»Endlich haben wir einen neuen Meister,« rief
er aus, »der Talent und Können besitzt und seinen
Schöpfungen Leben und Ausdruck verleiht. Der
Mann ist ein wahrer Maler!«
Diaz und sein Freund Tourneux waren ent-
schlossen, dieses neue Genie ausfindig zu machen.
Nach wiederholten Erkundigungen und Nachfragen
klopften sie endlich an einem Maimorgen an die
Thüre der bescheidenen Wohnung in der Rue Prin-
cesse und fragten nach dem Künstler. Ihnen wurde
ein trauriger Bescheid: »Zwei Personen hätten hier
in einer kleinen Wohnung gelebt. Die Frau wäre
gestorben, der Mann wäre fortgezogen, niemand
wüsste wohin.«
Das ausgezeichnete Pastell, welches sowohl Künstler
wie Kritiker durch sein Leben und seinen Frohsinn
entzückt hatte, war in den traurigen Stunden entstan-
den, in denen Millet am Bett seiner sterbenden Frau
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ging er häufig nach dem Louvre und holte sich Trost
bei Fra Angelicos himmlischen Visionen und Michel-
angelos erhabenen Formen. Correggio zog ihn da-
mals sehr an, er studierte seine Fleischtöne und seine
Modellierung und lernte neue Geheimnisse von Licht
und Farbe, die sich ihm von dauerndem Werte er-
wiesen.
Die ersten Studien in Pastell stellte er im Salon
aus. Ein normännisches Milchmädchen, eine Gruppe
von Kindern, die »Reitstunde« benannt. Die Leben-
digkeit und das leuchtende Kolorit dieses kleinen
Bildes erregte im Salon allgemeines Aufsehen. Der
Kritiker Thore hebt es lobend hervor, und der Maler
Diaz war so voll von Bewunderung für die Arbeit
dieses unbekannten Künstlers, dass er sie für die
Offenbarung eines Genies erklärte.
»Endlich haben wir einen neuen Meister,« rief
er aus, »der Talent und Können besitzt und seinen
Schöpfungen Leben und Ausdruck verleiht. Der
Mann ist ein wahrer Maler!«
Diaz und sein Freund Tourneux waren ent-
schlossen, dieses neue Genie ausfindig zu machen.
Nach wiederholten Erkundigungen und Nachfragen
klopften sie endlich an einem Maimorgen an die
Thüre der bescheidenen Wohnung in der Rue Prin-
cesse und fragten nach dem Künstler. Ihnen wurde
ein trauriger Bescheid: »Zwei Personen hätten hier
in einer kleinen Wohnung gelebt. Die Frau wäre
gestorben, der Mann wäre fortgezogen, niemand
wüsste wohin.«
Das ausgezeichnete Pastell, welches sowohl Künstler
wie Kritiker durch sein Leben und seinen Frohsinn
entzückt hatte, war in den traurigen Stunden entstan-
den, in denen Millet am Bett seiner sterbenden Frau