84
Jean Francois Millet.
Greville, den 10. Jan. 1846.
Mein liebes Kind!
Du schreibst uns, dass Du jetzt für die Aus-
stellung arbeiten willst, aber Du erzählst uns nicht,
ob Du irgend welchen Gewinn von den Bildern,
die Du in Havre ausgestellt hast, gehabt hast.
Wir verstehen es nicht, weshalb Du den Posten
am College in Cherbourg ausgeschlagen hast. Siehst
Du wirklich in einem Leben in Paris grössere Vor-
züge als hier bei Deinen Verwandten und Freunden?
Du willst jetzt das Bild des heiligen Hieronymus
malen, welcher über die Gefahren seiner Jugend
seufzt. Ach, mein liebes Kind, folge seinem Bei-
spiel. Mache dieselben Betrachtungen zu Deinem
ewigen Heil! Gedenke der Worte jenes Malers,
welcher sagte: »Ich male für die Ewigkeit.« Wie
es auch kommen mag, lasse Dich nie auf schlechte
Werke ein; vor allen Dingen vergiss niemals Gottes
Gegenwart. Der heilige Hieronymus mahne Dich,
dass Du beständig die Posaunen hörst, welche uns
zum Gericht rufen. —
Deine Mutter ist sehr leidend, sie liegt viel zu
Bett. Auch mit mir geht es schlechter und schlechter,
und ich bin fast unfähig zu gehen. Wir wünschen
Dir ein gutes, glückliches Neujahr und des Himmels
reichsten Segen. Versäume nicht, uns Nachricht zu
geben, wir möchten gerne wissen, wie es Dir geht.
Wir hoffen das Beste und umarmen Dich in zärt-
lichster Liebe.
Deine Grossmutter
Louise Jutnelin.
Dieses Bild des heiligen Hieronymus, für welches
sich Millets Grossmutter so interessiert, wurde un-
Jean Francois Millet.
Greville, den 10. Jan. 1846.
Mein liebes Kind!
Du schreibst uns, dass Du jetzt für die Aus-
stellung arbeiten willst, aber Du erzählst uns nicht,
ob Du irgend welchen Gewinn von den Bildern,
die Du in Havre ausgestellt hast, gehabt hast.
Wir verstehen es nicht, weshalb Du den Posten
am College in Cherbourg ausgeschlagen hast. Siehst
Du wirklich in einem Leben in Paris grössere Vor-
züge als hier bei Deinen Verwandten und Freunden?
Du willst jetzt das Bild des heiligen Hieronymus
malen, welcher über die Gefahren seiner Jugend
seufzt. Ach, mein liebes Kind, folge seinem Bei-
spiel. Mache dieselben Betrachtungen zu Deinem
ewigen Heil! Gedenke der Worte jenes Malers,
welcher sagte: »Ich male für die Ewigkeit.« Wie
es auch kommen mag, lasse Dich nie auf schlechte
Werke ein; vor allen Dingen vergiss niemals Gottes
Gegenwart. Der heilige Hieronymus mahne Dich,
dass Du beständig die Posaunen hörst, welche uns
zum Gericht rufen. —
Deine Mutter ist sehr leidend, sie liegt viel zu
Bett. Auch mit mir geht es schlechter und schlechter,
und ich bin fast unfähig zu gehen. Wir wünschen
Dir ein gutes, glückliches Neujahr und des Himmels
reichsten Segen. Versäume nicht, uns Nachricht zu
geben, wir möchten gerne wissen, wie es Dir geht.
Wir hoffen das Beste und umarmen Dich in zärt-
lichster Liebe.
Deine Grossmutter
Louise Jutnelin.
Dieses Bild des heiligen Hieronymus, für welches
sich Millets Grossmutter so interessiert, wurde un-