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Jean Francois Millet.
Sensier enthält einen bewegten Ausdruck von Millets
Schmerz über den plötzlichen Tod ihres gemeinschaft-
lichen Freundes Longuet:
»Ich bin noch ganz erschrocken und bestürzt
über die Nachricht vom Tode des armen Longuet.
Es schmerzt mich tief — nicht nur durch die Plötz-
lichkeit seines Hinscheidens — noch kürzlich be-
suchte er mich bei Laveille und schien so gesund
zu sein, wie immer — sondern weil ich ihn immer
sehr hoch geschätzt habe. Welch zerbrechliche
Maschine ist doch unser Körper! Ich glaube, er
war verheiratet, aber ich habe seine Frau nie ge-
sehen. Hat er Kinder hinterlassen? Von Jaque
hörte ich vor einigen Tagen. Der Auftrag ist durch-
gefallen, erzählte er, aber sie wollen eine Subskrip-
tion von 2000 Francs aufbringen, das ist doch
etwas und sogar eine recht annehmbare Gabe,
wenn auch nur die Hälfte der erwarteten Summe.
Am nächsten Tag öffnete Millet den Brief wie-
der, da seine kleine fünfjährige Tochter Marie er-
krankt war.
Montag früh.
Als ich Dir gestern — Sonntag abend —
schrieb, und so weit kam, wie Du aus Obigem
siehst, musste ich abbrechen, um mein ältestes
Töchterchen zu pflegen, das plötzlich von einem
heftigen Fieber befallen ist. Sie hatte den Tag
wie gewöhnlich gespielt, wollte aber während des
Essens zu Bett gebracht werden und klagte über
Kälte. Ich blieb die Nacht bei ihr und machte ihr
nach Raspails Methode beruhigende Umschläge,
aber es half nicht, und das Fieber stieg auf eine
entsetzliche Höhe.
Jean Francois Millet.
Sensier enthält einen bewegten Ausdruck von Millets
Schmerz über den plötzlichen Tod ihres gemeinschaft-
lichen Freundes Longuet:
»Ich bin noch ganz erschrocken und bestürzt
über die Nachricht vom Tode des armen Longuet.
Es schmerzt mich tief — nicht nur durch die Plötz-
lichkeit seines Hinscheidens — noch kürzlich be-
suchte er mich bei Laveille und schien so gesund
zu sein, wie immer — sondern weil ich ihn immer
sehr hoch geschätzt habe. Welch zerbrechliche
Maschine ist doch unser Körper! Ich glaube, er
war verheiratet, aber ich habe seine Frau nie ge-
sehen. Hat er Kinder hinterlassen? Von Jaque
hörte ich vor einigen Tagen. Der Auftrag ist durch-
gefallen, erzählte er, aber sie wollen eine Subskrip-
tion von 2000 Francs aufbringen, das ist doch
etwas und sogar eine recht annehmbare Gabe,
wenn auch nur die Hälfte der erwarteten Summe.
Am nächsten Tag öffnete Millet den Brief wie-
der, da seine kleine fünfjährige Tochter Marie er-
krankt war.
Montag früh.
Als ich Dir gestern — Sonntag abend —
schrieb, und so weit kam, wie Du aus Obigem
siehst, musste ich abbrechen, um mein ältestes
Töchterchen zu pflegen, das plötzlich von einem
heftigen Fieber befallen ist. Sie hatte den Tag
wie gewöhnlich gespielt, wollte aber während des
Essens zu Bett gebracht werden und klagte über
Kälte. Ich blieb die Nacht bei ihr und machte ihr
nach Raspails Methode beruhigende Umschläge,
aber es half nicht, und das Fieber stieg auf eine
entsetzliche Höhe.