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Barbizon.

165

sich Wheelwright. Als er wiederkam, erklärte ihm
Millet, dass er ihn nicht als Schüler nehmen könnte,
wenn er indessen in der Nachbarschaft wohnen wollte,
so könnte er ihm seine Arbeiten bringen und sich
den Rat holen, den er zu geben vermöchte. Zugleich
erklärte Millet dem jungen Künstler offen, dass er für
das Studium des menschlichen Körpers besser nach
Paris ginge, in ein Atelier mit Modellen. Wheelwright
verliess das Atelier unter dem Eindruck, dass Millet
gar nicht geneigt war, ihm Unterweisungen zu geben
und kehrte denselben Abend sehr enttäuscht nach
Paris zurück. Aber die starke Persönlichkeit des
Malers, »sein hübsches, intelligentes, ehrliches Ge-
sicht, die grosse Würde seines Wesens, der Zauber
seiner Unterhaltung«, hatten ihm einen so tiefen Ein-
druck gemacht, dass er nach ein oder zwei Wochen
nach Barbizon zurückkehrte und Millet noch einmal
aufsuchte. Dieses Mal willigte der Maler ein, seine
Studien zu beaufsichtigen, mit dem Bemerken, dass
er einen hohen Preis nehmen müsste, da seine Zeit
sehr kostbar sei, — er forderte den ihm ungeheuer-
lich erscheinenden Preis von 100 Francs monatlich.
Zu seinem Erstaunen ging Wheelwright darauf ein
und begab sich sofort mit Frau Millets Mädchen auf
die Wohnungssuche. Er blieb vom Oktober 1855
bis zum Juni 1856 in Barbizon und lebte in täglichem
Verkehr mit Millet, von dessen Heim und Lebens-
weise er uns eine genaue Schilderung hinterlassen hat,
wie auch interessante Fragmente ihrer Unterhaltungen.
Er erzählt uns davon, wie Millet die Bauern bei ihrer
Arbeit beobachtete, — die Frauen beim Kartoffelauf-
nehmen, die Männer beim Pflügen, Dungstreuen,
Graben und Hacken. Er liebte die unbewusste Anmut
in der Bewegung eines Grabenden und machte seinen
 
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