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Barbizon.

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Etwas später schreibt Millet noch einmal über
diese Angelegenheit:
Mein lieber Sensier, —
Ich habe mit Rousseau über den Chailly-
Kirchhof gesprochen, und ich will an den Präfekten
einen Brief schreiben, obwohl nur wenig Aussicht
auf Erfolg ist, da er selbst in Chailly beim Anblick
des alten Kirchhofs gesagt haben soll, er müsste zer-
stört werden. Der Maire, als thörichter Schmeichler,
hat natürlich die Gelegenheit ergriffen, um seine
Uebereinstimmung mit dem Vorgesetzten zu zeigen.
Die Bäume der Umgebung sind bereits verkauft.
Tillot kann uns nicht helfen, da er heute auf einen
Monat nach Paris gegangen ist. Ich denke, Du
wirst ihn zuweilen sehen. Denkst Du, dass es
besser ist, an den Präfekten oder an den Minister
zu schreiben? Rate mir.
Millet bemühte sich auf das äusserste, den alten
Friedhof zu retten, aber seine Anstrengungen waren
vergeblich. Das Werk der Entweihung wurde un-
barmherzig ausgeführt, die Ueberreste wurden zer-
streut, die Gräber mit Erde ausgefüllt, und die Ein-
wohner tanzten auf dem Platz und liessen ihr Vieh
dort weiden. 1888 kam ein neuer Cure nach Chailly
und bemühte sich eifrigst, den Missbrauch abzuschaffen.
Da seine Drohungen gegen den Maire nichts fruch-
teten, vertrieb er selbst Vieh und Hirten und richtete
ein Kreuz auf, pflanzte Bäume und weihte so den
Gottesacker. Auf dem Kreuz stehen die Worte:
»A nos p&res, qui dorment ici, en attendant la Resurrection.«

J. Cartwright, Millet

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