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Jean Francois Millet.

öffnet wurde. Das eine war eine Winterlandschaft aus
Barbizon mit entlaubten Bäumen und Krähen auf dem
Acker. Man fühlt in dieser weiten, trostlosen Land-
schaft, in den schweren Wolken, die über den bleiernen
Himmel ziehn, die Schwermut und Einsamkeit, die dem
Künstler den Winter so anziehend machten. Hier gab
er die Frucht seiner einsamen Wanderungen und stillen
Betrachtungen während der kurzen Dezembertage. Das
andere war ein lebensvolleres Motiv — ein kleines
Gänsemädchen, welches ihre Gänse zum Teich treibt;
in folgendem Brief ist es erwähnt:
Barbizon, 27. Januar 1867.
Mein lieber Sensier, —
Ich habe ein gedrucktes Zirkular bekommen,
von verschiedenen Künstlern unterzeichnet, Barrias,
Hillemacher und anderen, die um einen Beitrag für
eine Auktion bitten zu Gunsten von Louis Duveau,
der krank ist. Ich habe eine kleine Zeichnung ver-
sprochen. Ich habe nichts von Ingres Begräbnis
gehört, auch nicht von den Reden an seinem Grabe,
aber ich kann mir vorstellen, wie es sich abgespielt
hat. Ich bin sehr froh über das, was Du über
Rousseaus Bild sagst. Der Gebirgshintergrund war
grossartig, als ich es zuletzt sah, und ich empfand
dabei dasselbe wie Du. Ich hoffe, er wird es recht-
zeitig für den Salon vollenden, denn dieses schöne
Werk kann nicht verfehlen, einen tiefen und nach-
haltigen Eindruck hervorzubringen. Ich arbeite an
meinen »Gänsen«. Das Bild muss bald fertig werden,
sonst könnte ich sehr viel Zeit darauf verwenden.
Ich möchte, dass man das Schnattern der Gänse
hörte! Ach, Leben, Leben! Das Leben überhaupt!
 
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