SURSUM CORDA! — RUNDSCHAU 25
Mund die Seele Überschrein, es soll die Hand sich heben und es schwören, auihorchend
soll das irre Herz es hören und glauben, — glauben, Herr, an dich und stille sein.“
Wir erinnern uns an Ernst Thrasolt. Ebenso stark ist die künstlerische Wirkung, die
sich uns mitteilt.
Aus der Stille hinaus auf die weiten Plätze: Vexilla regis prodeunt. Ist es ein
Mahnruf? Wird er zur Tatsache? Zur lebhaften Verkörperung reizt des Psalniisten
Wort und läßt eine bunte Gestaltenwelt entstehen. Die allerdings will nicht erzählen
mit lyrischem Akzent, sondern eine bewegte Szene vor das Auge stellen. Zwanglos
fügen sich die wogenden Gruppen, lose knüpfen sich Menschen an Menschen, und über
dem Ganzen wallen des Königs Banner im jauchzenden Gesang. Freude überall, Jubel
und Gesang, alles Bewegung einem Ziele zu, das unsichtbar in dem Kunstwerk schwebt.
Dort aber, wo des Domes weiter Bau zurücktritt, fängt sich der Blick in dem über-
gewaltigen Bau der Orgel. Die Linie wird Musik, ihr Ansteigen und Niedergehen wird
zu lauten Tönen, die unaufhörlich anschlagen und mit hinreißender Gewalt an das Ohr
dringen. Bald klingt es schmeichelnd und zart mit Anbetung und Lobgesang, bald auf-
jauchzend mit lautem Schwall. Der Raum, der sonst in stiller Andacht sich dem Menschen
gab, ist von Jubelklängen erfüllt. Aufwärts gehoben und zum Lümmel getragen wird
durch die missa solemnis das Gebet des Menschen. Mit Flöten jubiliert es und tönt
mit Posaunen, es schwillt an mit mächtigem Choral, bis daß es dröhnend zu den Himmels-
fernen steigt.
*
* *
Und die jubelnde Musik leitet hinüber zu dem „Sursum cor da“, dem Ruf der
Freude, die wie ein feierlicher Ostermorgen ihren Rundgang durch die Welt hält.
Frohlockend nehmen es alle auf und lassen es widerhallen in ihren Seelen. Weitauf
stehen die Tore der Unendlichkeit, es steigt aus den Herzen empor zu lichten Höhen.
Wie ein fließender Strom gleitet es in Schönheit und Harmonie, Licht findet sich zu
Licht bis hinauf zu den hohen Altarstufen, alles siegreich übertönend mit hymnischem
Gesang.
*
* *
So wird Zwieners Werk zur geschlossenen Einheit. Und wo dem Menschen Bewunde-
rung und Ehrfurcht abgerungen wird, wo die Größe der Gedanken zugleich gefesselt
erscheint durch die Grenzen edlen Maßhaltens, dort muß auch das Erhabene gesteigerte
Weihe und gefesselte Kraft zugleich sein. Und in diesem glücklichen Verhältnis von
Spannung und Zurückhaltung liegt die Größe seiner Kunst.
Rundschau
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
ÄAJ"ir machen nochmals auf die XXII. Mitgliederversammlung zu Bamberg vom
' * 27.—29. Oktober aufmerksam. Die einzelnen Mitglieder werden nicht mehr per-
sönlich eingeladen. Gleichzeitig findet in Bamberg eine Ausstellung für christ-
liche Kleinkunst im Kapitelsaal des Ordinariats statt, zu der Einsendungen aus
Bayern, Rheinland, Schlesien und Sachsen vorliegen.
Am 17. Oktober wird unsere große Wanderausstellung von Gemälden, Plastiken,
Graphik und Kunstgewerbe in Speyer eröffnet. Die Ausstellung wird vom 17. bis
3i- Oktober in Speyer sein, im November in Kaiserslautern, dann soll sie nach
Brier, Wiesbaden, Mainz und Frankfurt a. M. weitergeleitet werden. Wir
bitten unsere Mitglieder, die Gelegenheit zu benützen, sich selbst an den Originalen
über die Strömungen innerhalb der christlichen Kunst zu unterrichten.
Die christliche Kunst. XXII r.
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Mund die Seele Überschrein, es soll die Hand sich heben und es schwören, auihorchend
soll das irre Herz es hören und glauben, — glauben, Herr, an dich und stille sein.“
Wir erinnern uns an Ernst Thrasolt. Ebenso stark ist die künstlerische Wirkung, die
sich uns mitteilt.
Aus der Stille hinaus auf die weiten Plätze: Vexilla regis prodeunt. Ist es ein
Mahnruf? Wird er zur Tatsache? Zur lebhaften Verkörperung reizt des Psalniisten
Wort und läßt eine bunte Gestaltenwelt entstehen. Die allerdings will nicht erzählen
mit lyrischem Akzent, sondern eine bewegte Szene vor das Auge stellen. Zwanglos
fügen sich die wogenden Gruppen, lose knüpfen sich Menschen an Menschen, und über
dem Ganzen wallen des Königs Banner im jauchzenden Gesang. Freude überall, Jubel
und Gesang, alles Bewegung einem Ziele zu, das unsichtbar in dem Kunstwerk schwebt.
Dort aber, wo des Domes weiter Bau zurücktritt, fängt sich der Blick in dem über-
gewaltigen Bau der Orgel. Die Linie wird Musik, ihr Ansteigen und Niedergehen wird
zu lauten Tönen, die unaufhörlich anschlagen und mit hinreißender Gewalt an das Ohr
dringen. Bald klingt es schmeichelnd und zart mit Anbetung und Lobgesang, bald auf-
jauchzend mit lautem Schwall. Der Raum, der sonst in stiller Andacht sich dem Menschen
gab, ist von Jubelklängen erfüllt. Aufwärts gehoben und zum Lümmel getragen wird
durch die missa solemnis das Gebet des Menschen. Mit Flöten jubiliert es und tönt
mit Posaunen, es schwillt an mit mächtigem Choral, bis daß es dröhnend zu den Himmels-
fernen steigt.
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Und die jubelnde Musik leitet hinüber zu dem „Sursum cor da“, dem Ruf der
Freude, die wie ein feierlicher Ostermorgen ihren Rundgang durch die Welt hält.
Frohlockend nehmen es alle auf und lassen es widerhallen in ihren Seelen. Weitauf
stehen die Tore der Unendlichkeit, es steigt aus den Herzen empor zu lichten Höhen.
Wie ein fließender Strom gleitet es in Schönheit und Harmonie, Licht findet sich zu
Licht bis hinauf zu den hohen Altarstufen, alles siegreich übertönend mit hymnischem
Gesang.
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So wird Zwieners Werk zur geschlossenen Einheit. Und wo dem Menschen Bewunde-
rung und Ehrfurcht abgerungen wird, wo die Größe der Gedanken zugleich gefesselt
erscheint durch die Grenzen edlen Maßhaltens, dort muß auch das Erhabene gesteigerte
Weihe und gefesselte Kraft zugleich sein. Und in diesem glücklichen Verhältnis von
Spannung und Zurückhaltung liegt die Größe seiner Kunst.
Rundschau
Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst
ÄAJ"ir machen nochmals auf die XXII. Mitgliederversammlung zu Bamberg vom
' * 27.—29. Oktober aufmerksam. Die einzelnen Mitglieder werden nicht mehr per-
sönlich eingeladen. Gleichzeitig findet in Bamberg eine Ausstellung für christ-
liche Kleinkunst im Kapitelsaal des Ordinariats statt, zu der Einsendungen aus
Bayern, Rheinland, Schlesien und Sachsen vorliegen.
Am 17. Oktober wird unsere große Wanderausstellung von Gemälden, Plastiken,
Graphik und Kunstgewerbe in Speyer eröffnet. Die Ausstellung wird vom 17. bis
3i- Oktober in Speyer sein, im November in Kaiserslautern, dann soll sie nach
Brier, Wiesbaden, Mainz und Frankfurt a. M. weitergeleitet werden. Wir
bitten unsere Mitglieder, die Gelegenheit zu benützen, sich selbst an den Originalen
über die Strömungen innerhalb der christlichen Kunst zu unterrichten.
Die christliche Kunst. XXII r.
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