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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 22.1925/​1926

DOI Heft:
Nr. 12 (September 1926)
DOI Artikel:
Wackernagel, Martin: Die Ausschmückung der neuen Kirche in Eickelborn
DOI Artikel:
Bombe, Walter: Robert Seuffert
Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1925_1926/0404

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ROBERT SEUFFERT

vor deren Folie der figürliche Schmuck mit einer der inhaltlichen Bedeutung entsprechen-
den starken Nachdrücklichkeit schon auf den ersten Blick eindrucksvoll hervortritt.
So vor allem die Stationenbilder des Kreuzwegs, die auf der an das Schwesternhaus
anstoßenden, nur durch die erwähnten Blendnischen unterbrochenen Längswand verteilt
und als friesartiges Band zusammengefaßt, dem Raumbild eine wirksame Horizontalglie-
derung einfügen.
Fritz Burmann, einer der tüchtigsten unter den jüngeren Düsseldorfern, hat in diesem
Kreuzweg eine ausgezeichnete Lösung der immer wieder ungemein schwierigen Aufgabe
zustande gebracht. Das durch die Mauergliederung bedingte Zusammenschieben von je
drei oder vier hochrechteckigen Stationenbildern in jedem Wandabschnitt forderte eine
Reduktion der Szenen auf möglichst wenige Figuren. Aber auch dieser notgedrungene Ver-
zicht auf das all sonst übliche Drum und Dran nebensächlicher Begleitpersonen und der-
gleichen konnte einem Künstler wie Burmann nur zum Vorteil gereichen. Er erkannte
seine Aufgabe in der stärksten Konzentration, in prägnantem Herausarbeiten des jeweilen
»fruchtbarsten Moments«, d. h. der sprechendsten Ausdrucksgebärde und Figurengruppie-
rung in jeder einzelnen Situation des via crucis, und er verleiht, wie schon die altdeut-
schen Realisten des 15. und 16. Jahrhunderts taten, der edlen Erscheinung des leidenden
Gottmenschen, durch die ihm entgegengestellte drastische Brutalität der Peiniger, ein
besonders eindrückliches Relief. Sein Stil, ein aus realistischen wie idealistischen Elementen
sich entfaltender gemäßigter Expressionismus, kommt der Auffassungsfähigkeit auch un-
gebildeter Betrachter so weit entgegen, als für kirchliche Kunst unerläßlich ist, ohne
doch der eigenen künstlerischen Ehrlichkeit und Gestaltungsfrische irgendwie Wesent-
liches zu vergeben.
Auch die Skulpturen des einheimischen Bildhauers P e h 1 e können an und für sich,
wie durch die neuzeitlich originelle koloristische Gewandung, die Ophey ihnen verlieh,
als gute Beispiele dafür gelten, daß es durchaus möglich ist, mit den Mitteln einer maß-
voll modernen, expressionistisch belebten Kunstsprache unmittelbar ansprechende, volks-
tümliche Kirchenkunst zu gestalten. Von kleinen Mängeln abgesehen -—- wie den an sich
guten, aber aus der delikaten Farbenstimmung des übrigen ein wenig herausfallenden
Glasmalereien (der Firma Deppen, Osnabrück) werden wir die Gesamtleistung dieser
Kirchenausstellung als einen hocherfreulichen, hoffnungsvollen Fortschritt auf dem Wege
der kirchlichen Kunstbewegung begrüßen und hervorheben dürfen.

ROBERT SEUFFERT
Von WALTER BOMBE
TTie Forderung, die einmal gelegentlich der Ausstellung für christliche Kunst in Düssel-
dorf 1909 der Wiener Prälat und Universitätsprofessor Swoboda aufstellte, die christ-
liche Kunst müsse kirchlich sein, das heißt, sie dürfe nicht dem Kultus, der Symbolik
und der Überlieferung der Kirche unmittelbar widersprechen, wenn anders sie überhaupt
zu kirchlichen Zwecken herangezogen werden soll — diese Forderung scheint durchaus
berechtigt. Dagegen wird man ein Kunstwerk nicht deshalb als unkirchlich ablehnen
dürfen, weil es bestimmten Gewöhnungen der kirchlichen Kreise nicht unmittelbar ent-
spricht, solange diese Gewöhnungen nicht als geheiligte Überlieferung Geltung bean-
spruchen. Manches der von früheren Zeiten her überkommenen Motive ist zur leeren
Schablone geworden, und gerade die am Hergebrachten hängende kirchliche Kunst be-
darf, darüber ist man sich einig, neuer Gedanken, die den ewigen Symbolen neues Leben
einhauchen. So wirkten sich in unseren Tagen Steinhausens dem Nazarenertum ver-
wandte Art, Uhdes Realismus, Gebhardts Reformationskunst, der archaisierende monu-
mentale Linienstil der Klosterschule der Benediktiner von Beuron und der Expressio-
nismus, wie ihn Josef Eberz und Karl Caspar vertreten, nebeneinander aus und fanden
starken Widerhall, wenn auch bisweilen zunächst Ablehnung, die dem LTgewohnten
und der Überlieferung entgegengesetzten Kunstwollen entsprang, bis dann doch zuletzt
der seelische Gehalt, der den neuen Schöpfungen innewohnte, sich gegen alle Wider-
stände durchsetzte.
Vielfach neue Symbole, die nicht dem Haschen nach Originalität um jeden Preis, son-
 
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