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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 22.1925/​1926

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Nr. 5 (Februar 1926)
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Morper, Johann Joseph: Zur Geschichte des osteuropäischen Wallfahrtskirchentypus: Heilige Berge und Marianische Gnadenburgen in Böhmen und Mähren
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Rundschau
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https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1925_1926/0168

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142 GESCHICHTE DES OSTEUROPÄISCHEN WALLFAHRTSKIRCHENTYPUS

Ambiten hätte übrigens auch Altötting erhalten, wenn die Zucallischen Projekte, deren
reifstes unmittelbar an Guarini anknüpft, in die Tat umgesetzt worden wären. Von spä-
teren bayerischen Ambitenanlagen seien der Kreuzberg von Haardorf bei Vilshofen und
St. Anton in Partenkirchen erwähnt.
Wie Bayern und Franken von den böhmisch-mährischen Einflußwellen durchspült und
befruchtet werden, so empfängt auch Schlesien die unmittelbarste Einwirkung von dieser
Kunst. Die schönste Ambitenanlage Schlesiens, jene von Albendorf, ist ein direkter Ab-
kömmling jener von Pfibram, dem Nationalheiligtuni des böhmischen Volkes1).

Anhang:
Verzeichnis der böhmisch-mährischen Wallfahrtsstätten mit Ambiten.
(Ohne Absicht auf Vollständigkeit.)

1. Anlagen mit Ambiten, die der Grundrißlinie

des Kirchenbaus konzentrisch nachgehen:

Kappel (Oberpfalz).
Tannaberg (Westböhmen).

Dub (Mähren).

II. Anlagen mit Ambiten, die an den
Heiliger Berg bei Olmütz (Svaty Kopecek),
(Mähren).
Grulich (Ostböhmen).
Loretto Prag-Hradschin.
Maria-Kulm (Westböhmen).

Kirchenbau angeschlossen sind :
Maria-Ratschitz (Nordböhmen).
Maria-Schnee (Südböhmen).
Maria-Teinitz (Westböhmen).
Maria-Trost in Brünnl (Südböhmen).

Kiritein (Mähren).
Maria-Rast am Stein (Südböhmen).

III. Anlagen mit rudimentären Ambiten:
Altbunzlau (nordöstlich von Prag).
Chlomek (Böhmen).
Kirch-Wiedern (Mähren).

IV. Anlagen mit Ambiten, die
Altwasser (Mähren).
Hajek (westlich von Prag).
Kinsberg (Westböhmen).
Klokot bei Tabor (Südböhmen).
Kremesnik (Ostböhmen).
Oberpolitz (Nordböhmen).

den Kirchenbau umschließen:
Pribram (Südböhmen).
Kimau (Südböhmen).
Schüttenhofen (Westböhmen).
Sepekau (Böhmen).
Sudejov (Ostböhmen).
Weißer Berg (bei Prag).

V. Anlagen mit kreisförmigen und ovalen Ambiten:
Haindorf (Nordböhmen). i Maria-Schein (Nordböhmen).
Hemze (Böhmen). Saar (Mähren).
Ü Über die Heiligen Berge der Menschheit handelt ein noch ungedruckter populärer Aufsatz von
Univ.-Professor Dr. Aufhauser, den zur Lektüre zu erhalten ich der Liebenswürdigkeit dieses ver-
dienten Gelehrten verdanke. Zur Geschichte der italienischen Sacri Monti vergleiche man P. Goldhardt,
Die Hl. Berge von Varallo, Varese und Orta, Berlin 1908; S. Butler, Alps and Sanctuaries of Piemont.
Über die griechischen Hl. Berge siehe Bals: Notitsa despre Architectura Sfäntului Munte, Bukarest 1913.
Für die Besorgung von Photographien sowie für manche Auskunft spreche ich meinen ganz beson-
deren Dank R. P. Cornelius Kniel O. S. B., Emaus-Prag, und Dr. J. M. Ritz, München, aus. Ebenso
danke ich Architekten S. Bauer, München, für die Anfertigung einiger Grundrisse.

Rundschau

Ausstellungen
AUSSTELLUNG
CHRISTLICHER KUNST
IN DER WIENER SECESSION
Ceit der großen französischen Ausstellung im
’S' Vorjahre gab es keine, die so tief in die Mas-
sen einwirkte wie die von der österreichischen Ge-
sellschaft für christliche Kunst veranstaltete, in
der »alles vom Größten bis zum Kleinsten eines
Geistes Offenbarung sein sollte« (aus dem Kata-
log-Vorwort). Clemens Holzmeister, dieser ge-

niale österreichische Architekt, hat im Verein mit
Peter Behrens und Ferdinand Andri das Innere
des gesamten Gebäudes in einen Weiheraum um-
gestaltet, um dadurch den Kunstwerken den not-
wendigen Rahmen zu geben. Schon das erste
Stück des Vorraumes, ein gewaltiger aus einem
Stück Holz (daher die Arme hochgestellt) ge-
schnitzter Kruzifix von Josef Furthner aus Zell
a. d. Pram, wirkt ganz hervorragend, nicht nur im
Ausdruck, sondern auch in der Anatomie. Anton
Hanaks »Der letzte Mensch« aus der österreichi-
schen Staatsgalerie hätte wegbleiben können. Im
Hauptraum hat Holzmeister einen Pfeilereinbau
nach Art eines Ciboriumaltars geschaffen, unter
welcher A. Hanaks große »Pieta« sich befand.
 
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