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DENKMALPFLEGE — BÜCHERSCHAU
leben.« »Den Helden des Krieges 1914—18 in dank-
barer Liebe geweiht.« Wir kennen wenige Lö-
sungen auf dem Gebiete der Kriegerehrung, wo in
so vorbildlicher Weise auf den alten Kirchenraum
Rücksicht genommen ist.
Das zweite Denkmal erhebt sich vor der alten
evangelischen Kirche in Neufahrwasser bei Danzig
vor den aus Granitfindlingen und Backstein ge-
fügten Wänden der Vorderseite. Es ist ein hoher
vielseitiger Säulenschaft, der sich aus einem acht-
eckigen, mit den Namensinschriften geschmückten
Postament erhebt, oben mit einer Kugel und einem
Eisernen Kreuz darüber gekrönt. Das Material
ist Beton. Vorne eine Sandsteinplatte mit der In-
schrift: »Den im Kampfe 1914—1918 für ihre
deutsche Heimat gefallenen Söhnen Neufahr-
wassers.«
Das dritte Denkmal ist ein schlichter Stein aus
Mauerwerk und Putz mit einem wirklichen Stahl-
helm und zwei Bajonetten von einem großen Kreuz
aus Schmiedeeisen überhöht, in einer Nische der
Danziger St. Katharinenkirche. An den Wänden
ringsum sind Holztafeln mit Namen aufgehängt.
Auf dem Stein steht in die obere Sandsteinplatte
eingehauen: »Unseren Gefallenen 1914—18.«
Möchten diese Denkmäler für viele Gemeinden
in ähnlicher Richtung vorbildlich wirken.
Professor Dr. Hermann Schmitz, Schloßmuseum Berlin.
Der Bildhauer Karl Bauer in München hat
eine überlebensgroße Bronzefigur einer trauernden
Frauengestalt für ein Familiengrab in Augsburg
fertiggestellt.
Für die Jesuitenkirche in Innsbruck hat der
Kunstmaler X aver Dietrich-München den Auf-
trag erhalten, ein Canisiusbild zu malen. Er hat
den Heiligen als Brustbild in ovalem Ausschnitt
dargestellt, wie es für die Anbringung auf der
Altarmensa gefordert war.
Denkmalpflege
BEABSICHTIGTE REGULIERUNGEN
AUF SAN GIUSTO IN TRIEST
A uf dem Kirchplatz der berühmten Basilika von
San Giusto in Triest, die eine aus dem 8. oder
9. Jahrhundert stammende Anlage besitzt, werden
voraussichtlich große Regulierungen vorgenommen.
Teils um der Basilika mit ihrem interessanten,
mittelalterlichen Wehrturm einen gefälligeren Ein-
druck zu verleihen, teils in der Hoffnung, antike
Funde zu machen, beabsichtigt man eine Nieder-
legung des Platzes von 2 Metern, um auf diese
Weise auch das Niveau des einstens bestandenen
römischen Tempels, dessen Reste im Turm ein-
gebaut sind, wiederzugewinnen. Etwa von der
Mitte des neuen Platzes würden zur Kirche Stufen
führen, während man den erhöhten Turm frei
lassen würde. Auch gedenkt man die hohe Mauer
des Lapidaris Triestino, die rechts herunterzieht,
durch ein eisernes Gitter zu ersetzen. Es ist kaum
anzunehmen, daß diese Platzregulierung, die dem
Gesamteindruck des stimmungsvollen historischen
Baues nur schaden würde, einen archäologischen
Gewinn bringen würde, da wohl die meisten noch
vorhanden gewesenen Reste des Tempels und der
ersten Basilika bereits bei der Rekonstruktion der
Kirche und beim Aufbau des Wehrturmes (etwa
nach 1300) als Architekturschmuck und Baumaterial
benützt wurden. Zudem muß in Berücksichtigung
gezogen werden, daß auf dem Kirchplatz schon
wiederholt Ausgrabungen stattfanden, die in ar-
chäologischer Hinsicht resultatlos verliefen. Auch
wäre es jammerschade, den idyllischen Lapidaris,
der bekanntlich Winckelmanns Denkmal birgt,
seiner Mauern zu berauben. Anton Mailly
Buchers chau
IG r ns t Li s s au e r, Glück in Österreich. Bilder und
Betrachtungen. Frankfurter Sozietätsdruckerei,
Frankfurt a. M. 219 Seiten. In Pappband M 4.80.
In denjahren 1783—1796 hat Friedrich Nicolai
sein Werk »Reise durch Deutschland und die
Schweiz« geschrieben, das vielleicht als der Beginn
eines rationalistisch überheblichen Schulmeisterns
norddeutscher Art über süddeutsches Wesen be-
zeichnet werden darf. Diese Art hat im 19. Jahr-
hundert in Schrift und noch mehr in Wort Schule
gemacht und trägt wohl am meisten daran Schuld,
daß unser deutsches Staats- und Nationalgefühl
immer noch in zwei schroffen Gegensätzen klafft.
Ein zweiter Berliner Dichter schreibt hier, viel-
leicht unbewußt, einen »Anti-Nicolai«. Er entdeckt
»Das Glück in Österreich«, d. h. das Glück einer
organischen Kultur zu einer mechanischen Kultur,
man könnte auch sagen, einer aus dem Seelischen
wachsenden zu einer intellektuell gezüchteten.
Möglich, daß manchem Süddeutschen das Bild zu
rosig vorkommt, daß er meint, neben dem Glück der
warmen süddeutschen Sonne liege auch mancher
modernder Keller, den man in südlicher Gemäch-
lichkeit nicht reinigen will. Macht nichts, wenn
nur Norddeutsche auch einmal die innere Schön-
heit süddeutschen Wesens zu ergründen suchen.
Gerade in einer Zeitschrift »Christliche Kunst«
darf dies außerordentlich feinsinnige Buch erwähnt
werden, nicht nur weil einzelne Abschnitte auch
über süddeutschen Kirchenbarock handeln, sondern
weil es zu den Quellen süddeutschen Barock-
empfindens zurückführt, das vielfach von Nord-
deutschen heute noch verkannt wird, ein Ver-
kennen, das auch in der neuesten Entwicklung
christlicher Kunst wieder hervortritt, wo man
übersieht, daß der Süddeutsche blutmäßig gewissen
Härten und Konstruktionen moderner Kunst ab-
lehnend gegenüberstehen muß, weil eben ein an-
derer Rhythmus in ihm schwingt. Möge das Buch
nach beiden Seiten die Ströme deutschen Seins und
Formens einander näherbringen helfen. Georg Lill
NOTIZ
für die Kün s 11 e r m i t gli e d e r der D. G.
TAie statutenmäßigen Wahlen zur Jury 1926 die
•^'sich aus sechs Künstlern und zwei Geistlichen
zusammensetzt, finden im Laufe des Monats De-
zember T925 statt. Wahlvorschläge, die von min-
destens zehn wahlberechtigten Künstlern unter-
zeichnet und aus der Liste der anerkanntenKünstler-
mitglieder entnommen sein müssen, sind spätestens
am 1. Dezember 1925 an die Geschäftsstelle Mün-
chen, Wittelsbacherplatz 2, einzureichen. Die wahl-
berechtigten Künstler erhalten im Laufe des Mo-
nats Dezember die eingereichten Wahlvorschläge
durch die Post zugesandt. Letzter Termin für die
Einlieferung der Stimmzettel ist der 31. Dezem-
ber 1925.
München, November 1925. Die Vorstandschaft.
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Gg Lill, München, Prinzregentenstr. 3; Dr. Mich. Hartig; Dr. Rich. Hoffmann.
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH. Druck von F. Bruckmann A. G. — Sämtliche in München.
DENKMALPFLEGE — BÜCHERSCHAU
leben.« »Den Helden des Krieges 1914—18 in dank-
barer Liebe geweiht.« Wir kennen wenige Lö-
sungen auf dem Gebiete der Kriegerehrung, wo in
so vorbildlicher Weise auf den alten Kirchenraum
Rücksicht genommen ist.
Das zweite Denkmal erhebt sich vor der alten
evangelischen Kirche in Neufahrwasser bei Danzig
vor den aus Granitfindlingen und Backstein ge-
fügten Wänden der Vorderseite. Es ist ein hoher
vielseitiger Säulenschaft, der sich aus einem acht-
eckigen, mit den Namensinschriften geschmückten
Postament erhebt, oben mit einer Kugel und einem
Eisernen Kreuz darüber gekrönt. Das Material
ist Beton. Vorne eine Sandsteinplatte mit der In-
schrift: »Den im Kampfe 1914—1918 für ihre
deutsche Heimat gefallenen Söhnen Neufahr-
wassers.«
Das dritte Denkmal ist ein schlichter Stein aus
Mauerwerk und Putz mit einem wirklichen Stahl-
helm und zwei Bajonetten von einem großen Kreuz
aus Schmiedeeisen überhöht, in einer Nische der
Danziger St. Katharinenkirche. An den Wänden
ringsum sind Holztafeln mit Namen aufgehängt.
Auf dem Stein steht in die obere Sandsteinplatte
eingehauen: »Unseren Gefallenen 1914—18.«
Möchten diese Denkmäler für viele Gemeinden
in ähnlicher Richtung vorbildlich wirken.
Professor Dr. Hermann Schmitz, Schloßmuseum Berlin.
Der Bildhauer Karl Bauer in München hat
eine überlebensgroße Bronzefigur einer trauernden
Frauengestalt für ein Familiengrab in Augsburg
fertiggestellt.
Für die Jesuitenkirche in Innsbruck hat der
Kunstmaler X aver Dietrich-München den Auf-
trag erhalten, ein Canisiusbild zu malen. Er hat
den Heiligen als Brustbild in ovalem Ausschnitt
dargestellt, wie es für die Anbringung auf der
Altarmensa gefordert war.
Denkmalpflege
BEABSICHTIGTE REGULIERUNGEN
AUF SAN GIUSTO IN TRIEST
A uf dem Kirchplatz der berühmten Basilika von
San Giusto in Triest, die eine aus dem 8. oder
9. Jahrhundert stammende Anlage besitzt, werden
voraussichtlich große Regulierungen vorgenommen.
Teils um der Basilika mit ihrem interessanten,
mittelalterlichen Wehrturm einen gefälligeren Ein-
druck zu verleihen, teils in der Hoffnung, antike
Funde zu machen, beabsichtigt man eine Nieder-
legung des Platzes von 2 Metern, um auf diese
Weise auch das Niveau des einstens bestandenen
römischen Tempels, dessen Reste im Turm ein-
gebaut sind, wiederzugewinnen. Etwa von der
Mitte des neuen Platzes würden zur Kirche Stufen
führen, während man den erhöhten Turm frei
lassen würde. Auch gedenkt man die hohe Mauer
des Lapidaris Triestino, die rechts herunterzieht,
durch ein eisernes Gitter zu ersetzen. Es ist kaum
anzunehmen, daß diese Platzregulierung, die dem
Gesamteindruck des stimmungsvollen historischen
Baues nur schaden würde, einen archäologischen
Gewinn bringen würde, da wohl die meisten noch
vorhanden gewesenen Reste des Tempels und der
ersten Basilika bereits bei der Rekonstruktion der
Kirche und beim Aufbau des Wehrturmes (etwa
nach 1300) als Architekturschmuck und Baumaterial
benützt wurden. Zudem muß in Berücksichtigung
gezogen werden, daß auf dem Kirchplatz schon
wiederholt Ausgrabungen stattfanden, die in ar-
chäologischer Hinsicht resultatlos verliefen. Auch
wäre es jammerschade, den idyllischen Lapidaris,
der bekanntlich Winckelmanns Denkmal birgt,
seiner Mauern zu berauben. Anton Mailly
Buchers chau
IG r ns t Li s s au e r, Glück in Österreich. Bilder und
Betrachtungen. Frankfurter Sozietätsdruckerei,
Frankfurt a. M. 219 Seiten. In Pappband M 4.80.
In denjahren 1783—1796 hat Friedrich Nicolai
sein Werk »Reise durch Deutschland und die
Schweiz« geschrieben, das vielleicht als der Beginn
eines rationalistisch überheblichen Schulmeisterns
norddeutscher Art über süddeutsches Wesen be-
zeichnet werden darf. Diese Art hat im 19. Jahr-
hundert in Schrift und noch mehr in Wort Schule
gemacht und trägt wohl am meisten daran Schuld,
daß unser deutsches Staats- und Nationalgefühl
immer noch in zwei schroffen Gegensätzen klafft.
Ein zweiter Berliner Dichter schreibt hier, viel-
leicht unbewußt, einen »Anti-Nicolai«. Er entdeckt
»Das Glück in Österreich«, d. h. das Glück einer
organischen Kultur zu einer mechanischen Kultur,
man könnte auch sagen, einer aus dem Seelischen
wachsenden zu einer intellektuell gezüchteten.
Möglich, daß manchem Süddeutschen das Bild zu
rosig vorkommt, daß er meint, neben dem Glück der
warmen süddeutschen Sonne liege auch mancher
modernder Keller, den man in südlicher Gemäch-
lichkeit nicht reinigen will. Macht nichts, wenn
nur Norddeutsche auch einmal die innere Schön-
heit süddeutschen Wesens zu ergründen suchen.
Gerade in einer Zeitschrift »Christliche Kunst«
darf dies außerordentlich feinsinnige Buch erwähnt
werden, nicht nur weil einzelne Abschnitte auch
über süddeutschen Kirchenbarock handeln, sondern
weil es zu den Quellen süddeutschen Barock-
empfindens zurückführt, das vielfach von Nord-
deutschen heute noch verkannt wird, ein Ver-
kennen, das auch in der neuesten Entwicklung
christlicher Kunst wieder hervortritt, wo man
übersieht, daß der Süddeutsche blutmäßig gewissen
Härten und Konstruktionen moderner Kunst ab-
lehnend gegenüberstehen muß, weil eben ein an-
derer Rhythmus in ihm schwingt. Möge das Buch
nach beiden Seiten die Ströme deutschen Seins und
Formens einander näherbringen helfen. Georg Lill
NOTIZ
für die Kün s 11 e r m i t gli e d e r der D. G.
TAie statutenmäßigen Wahlen zur Jury 1926 die
•^'sich aus sechs Künstlern und zwei Geistlichen
zusammensetzt, finden im Laufe des Monats De-
zember T925 statt. Wahlvorschläge, die von min-
destens zehn wahlberechtigten Künstlern unter-
zeichnet und aus der Liste der anerkanntenKünstler-
mitglieder entnommen sein müssen, sind spätestens
am 1. Dezember 1925 an die Geschäftsstelle Mün-
chen, Wittelsbacherplatz 2, einzureichen. Die wahl-
berechtigten Künstler erhalten im Laufe des Mo-
nats Dezember die eingereichten Wahlvorschläge
durch die Post zugesandt. Letzter Termin für die
Einlieferung der Stimmzettel ist der 31. Dezem-
ber 1925.
München, November 1925. Die Vorstandschaft.
Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Gg Lill, München, Prinzregentenstr. 3; Dr. Mich. Hartig; Dr. Rich. Hoffmann.
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH. Druck von F. Bruckmann A. G. — Sämtliche in München.