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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Hrsg.]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 22.1925/​1926

DOI Heft:
Nr. 11 (August 1926)
DOI Artikel:
Huppertz, Andreas; Gebhardt, Eduard von [Gefeierte Pers.]: Eduard von Gebhardt
Zitierlink:
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/christliche_kunst1925_1926/0372

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EDUARD VON GEBHARDT


EDUARD VON GEBHARDT

STUDIE


EDUARD VON GEBHARDT STUDIE

malerei, äußerlich oder künstlerisch auch von alten Meistern des ausgehenden Mittelalters
beeinflußt, innerlich oder stofflich von zu eng protestantischer Auffassung abhängig.
Zum Schluß noch die Frage, was Eduard von Gebhardt als Lehrer für seine Schüler,
für die Zukunft bedeutet. Vorbildlich und bewundernswert für jeden Kunstbeflissenen
werden immer sein ein bis ins höchste Alter, fast bis zum letzten Atemzuge bewiesener
Fleiß, seine unermüdliche Ausdauer, seine beispiellose Energie und Zähigkeit, seine bei
der Arbeit die Bedürfnisse des Körpers fast vergessende Enthaltsamkeit und Einfachheit,
dann seine glänzenden malerischen Fähigkeiten, sein hervorragendes zeichnerisches Können
und die Beherrschung des menschlichen Körpers, seine Übergewissenhaftigkeit bei der
handwerklichen Ausführung vieler seiner Werke, schließlich sein Eifer als Lehrer für
seine Schüler, der ihn solche auch noch nach seiner Zurruhesetzung bis zuletzt annehmen
ließ. Was seine zahlreichen Schüler aber betrifft, so konnten und durften sie von seinen
eben gerühmten Eigenschaften sehr viel profitieren. Gefehlt aber war es, wenn manche sich
auch getreu seine Eigenart, seinen Stil mit all seinen Mängeln aneigneten, wovon sie
zeitlebens nicht mehr los kamen oder können. Denn Gebhardts Eigenart kann nicht mehr
gesteigert oder fortentwickelt, es kann auf ihr nicht weitergebaut werden. Seine Kunst
lebte und starb mit ihm, wenn er, was richtiger sein dürfte, sie, d. h. ihren Wert für
die Entwicklung und Zukunft der Kunst, nicht schon selbst lange überlebt hat. Denn die Ent-
wicklung ist an ihr schon längst vor seinem Tode vorüber und über sie hinweg geschritten.
Bleibend von Eduard von Gebhardt wird nur sein eigenes Werk, die Auslese desselben, sein.
* *
*
Für Düsseldorf als Kunst- und Künstlerstadt besteht, wie auch anderwärts, die Not-
wendigkeit, daß auch weitere Kreise sich endlich von überholten Anschauungen und
Urteilsfesseln frei machen, um schließlich einmal mit unvoreingenommenen Augen die
lebendigen Bestrebungen junger, zeitgemäßer und zukunftverheißender Kunst verstehen
und würdigen zu können und dann auch für ihre Förderung sich bereit zu finden. Denn
von ewiger Gebhardtschwärmerei und Begeisterung für seine Zeit- und Artgenossen, als
ob mit ihnen die Entwicklung und Höherführung der Kunst ein für allemal abgeschlossen
sei, kann Düsseldorf wahrhaftig nicht, so wenig wie andere Kunststätten, seinen Ruf
als Kunststadt dauernd nähren.
 
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