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Deutsche Gesellschaft für Christliche Kunst [Editor]
Die christliche Kunst: Monatsschrift für alle Gebiete der christlichen Kunst u. der Kunstwissenschaft sowie für das gesamte Kunstleben — 22.1925/​1926

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Nr. 12 (September 1926)
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Rundschau
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376 BÜCHERSCHAU

Den erforderlichen Stab tüchtigster Fachmänner
aufzustellen, sei der Gemeinde schon der Kosten
wegen nicht möglich. So bleibe nur der vom Staate
beziehungsweise dem Landesdenkmalamte gewie-
sene Weg. Dieser wurde jetzt eingeschlagen, zu-
mal eine Untersuchung des Bildes durch Dr. Wol-
ters- Frankfurt vom Juni d. J. die Unaufschiebbar-
keit der Rettung des Bildes erhärtete. So hat der
tote Bischof noch seinen Anteil an der Erhaltung
des kostbaren Werkes für die späteren Generationen.
Ja, Bischof Keppler hat, wie Abg. Dr. Schermann
unlängst in der Presse betonte, durch direktes
Verbot e i n e s Ve r k a u f s außerLandes die
drohende Abwanderung aus dem Lande
verhindert. So wird die Stuppacher Madonna
wohl zwei bis drei Jahre von ihrem Standort ent-
fernt sein, dafür hat die Gemeinde die Gewähr,
daß ihr ohne eigenen Kostenaufwand das Tafel-
werk gerettet wird, und wenn vor der Zurück-
führung desselben nach Stuppach eine öffentliche
Ausstellung erfolgt, so entspricht das nur dem
allgemeinen Empfinden und dem Willen des Bi-
schofs. Im übrigen haftet der Staat für das Bild
in Höhe von 350000 Mark.
Als ein Neffe von Bischof Keppler 1916 auf dem
Felde der Ehre fiel, widmete dieser dem Frühvoll-
endeten auf dem Sterbebildchen das Wort des
hl. Hieronymus: »Du hast ihn uns geliehen,
o Herr und er war unser Glück; du hast
ihn zurückgefordert. Wir geben dir ihn
ohne Murren, aber das Herz voll Weh-
mut.« Wie empfinden wir die Tiefe dieses Wortes,
seit wir es dem toten Oberhirten selbst widmen!
Aber er gab uns auch ein Losungswort des Tro-
stes: jenes Wort, welches Bischof Keppler auf das
Sterbebildchen seiner am 5. Februar 1917 gestor-
benen Schwester Agnes setzen ließ in den Wor-
ten der hl. Agnes, ist der Wunsch der Diözese:
»Siehe, was ich ersehnt habe, nun schaue ich es;
was ich gehofft habe, nun besitze ich es; ihm bin
ich geeint droben im Himmel, den ich hier auf
Erden aus ganzem Herzen geliebt habe.« Aber-
mals gilt vom heimgegangenen Bischof sein Wort
auf dem Sterbebild seines Neffen P. Rudolf Sei-
bold S. J.; gestorben 1. Mai 1922: »Haltet mich
nicht auf, da glücklich der Herr gelenkt
hat meinenWeg! Lasset mich,damitich
ziehe zu meinem Herrn!« (Gen. 24, 56.)
A. Pfeffer-Rottenburg
Buckersckau
"Efritz Witte, Der Domschatz zu Osna-
1 brück. 40. 66 S. und 40 Lichtdrucktafeln. Ver-
lag für Kunstwissenschaft Berlin. Geb. M. 40.—.
Unter regster Anteilnahme des hochwürdigsten
Herrn Bischofs Wilhelm Berning ist das Diözesan-
museum Osnabrück zustande gekommen, und gleich-
zeitig hat Bischof wie Kapitel die Erlaubnis erteilt,
daß der altberühmte Domschatz dem neuen Museum
einverleibt würde. Damit ist in Osnabrück in abso-
lut einwandfreier Weise, wissenschaftlich wie kirch-
lich, die Frage des Diözesanmuseums gelöst wor-
den, die leider in so vielen Diözesanhauptstädten
gar nicht oder höchst unbefriedigend zu lösen ver-
sucht wurde. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, An-
gliederung an ein schon bestehendes Museum, wo-
möglich in eigenem Raum (so im Maximilians-
Museum in Augsburg) oder ein selbständiges Mu-
seum, das aus Konservierungsgründen alles Ver-

streute, aber auch alles in der Erhaltung Gefähr-
dete erfassen muß (wie neuerdings in Köln).
Anläßlich des silbernen Priesterjubiläums des
Diözesanbischofs hat nun Fritz Witte, Direktor
des Kölner Schnütgenmuseums, selbst ein Kind der
Osnabrücker Diözese, mit seiner ausgezeichneten
Sachkenntnis und wissenschaftlichen Akribie einen
monumentalen wissenschaftlichen Katalog dieser
außerordentlich wertvollen Altertümer des Dom-
schatzes verfaßt. In Quantität nicht sehr umfang-
reich, nur rund 40 Gegenstände, an Qualität um so
auserlesener, sind doch nicht weniger als 14 Gegen-
stände aus der romanischen, 18 aus der gotischen
Zeit, darunter fünf Heiligenschreine, ein Trag-
altar, mehrere Vortragskreuze, silberne Figuren,
Kelche usw. Witte hat sich nicht begnügt, eine
Beschreibung und Bestimmung der Gegenstände
zu geben, sondern das Thema hat ihn dankens-
werterweise veranlaßt, größeren Zusammenhängen
nachzugehen, die wertvoll Neues für die Kunst-
wissenschaft bringen, wie etwa bei dem »litur-
gischen Kamm« um 1000 oder erst recht bei den
einheimischen gotischen Goldschmiedearbeiten, wo
es ihm gelingt, eine ganze Osnabrücker Schule fest-
zustellen, die schließlich in zwei hervorragenden
spätgotischen Meistern gipfelt: in Johannes Dal-
hoff (1446—1458) und Engelbert Hofsleger (1468
bis 1492), vielleicht aus Coesfeld i. W.
Dieser Katalog ist so eine wirkliche Bereicherung
unserer Kenntnis der alten christlichen Kunst, und
es wäre nur zu wünschen, daß auch andere Kirchen-
schätze in einer wissenschaftlich und buchtechnisch
— die Lichtdrucktafeln sind ausgezeichnet — so
hervorragenden Weise veröffentlicht würden.
München. Georg Lill

Mitteilungen
An dieMitglieder der »Deutschen Gesell-
schaft für christliche Kunst«
TVie »Tagung für christliche Kunst«, die
bekannte freie Organisation unter dem Vorsitz
von Dompropst Dr. Middendorf-Köln, tagt am Mon-
tag, den 27., und Dienstag, den 28. September, in
Limburg a. Lahn. Am Montag, den 27. Septem-
ber, nachmittags 3 Uhr, spricht Prof. Dr. GeorgLill-
München über »Moderne Kunst an und in der
Kirche« mit Lichtbildern, hauptsächlich für den
Klerus. Abends wird Direktor Prof. Dr. Fritz Witte-
Köln vor einem allgemeinen Publikum einen Vor-
trag halten. Am Dienstag, den 28. September, finden
die internen Sitzungen des Ausschusses statt. Auch
eine kleine Ausstellung wird in Limburg zu sehen
sein. Da die »Deutsche Gesellschaft« auch ihre Ver-
treter in der »Tagung« hat, sind ihre Mitglieder
ebenso wie andere Interessenten an den öffentlichen
Vorträgen herzlich willkommen.
Die Mitgliederversammlung der »Deut-
schen Gesellschaft für ehr. Kunst« findet am
Dienstag, den 12. abends, Mittwoch, den 13. und
Donnerstag, den 14. Oktober, in Speyer a. Rh.
statt. Vortrag, Ausstellung und kunsthistorischer
Ausflug sind in Vorbereitung. Das nähere Pro-
gramm wird im nächsten Heft erscheinen. Den
Diözesangruppen-Vorsitzenden geht eigener Be-
scheid zu. Anträge für die Mitgliederversammlung
müssen nach den Statuten bis spätestens am Diens-
tag, dem 28. September, in München, Wittelsbacher-
platz 2, eingelaufen sein.

Für die Redaktion verantwortlich: Dr. Gg. Lill, München, Prinzregentenstr, 3; Dr. Mich. Hartig; Dr. Rich. Hoffmann.
Verlag der Gesellschaft für christliche Kunst, GmbH. Druck von F. Bruckmann A. G. — Sämtliche in München
 
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