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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 1/2
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Der Kunstmarkt - Versteigerungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0052

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BEVORSTEHENDE VERSTEIGERUNGEN

„Landschaft"; Hans Thoma „Mittagftunde", W.
Trübner „Schloß Hemsbadi" und „Landfchaft";
F. v. Uhde „Lefendes Mäddien"; H.Zügel „Sdiafe
auf der Weide", „Schafe auf dem Heimweg"
und „Bauern vom Markt zurückkehrend"; Eugen
Dekkert „Landfdiaft"; R. Reinecke „Kirche zu
Seefeid"; L. Kronberg „Baiietteufe in Rofa";
U. Hübner Seeftück; E. Harburger „Köftiicher
Trank"; Ludwig Diii „Landfdiaft".
Schon diefe Lifte tut dar, daß Reifingers Ge-
fchmack ein vieifeitiger war, was audi die Werke
der anderen in feiner Sammiung vertretenen
Schuten bewcifen. Von Hoiiändern find in ihr
u. a. vorhanden: Israeis, Mesdag, Jacob und
W. Maris, Anton Mauve, van Maftenbrock. Außer
diefen feien erwähnt Courbet mit einer Land-
fchaft; Deges mit „Tänzerinnen" und„Baiietteu-
fen beim Anziehen"; Diaz mit „Hund und Kind";
Corot mit einer Landfchaft; Dupre mit „Heran-
nahendem Sturm"; Harpignies mit einer Land-
fchaft; Fantin-Latour mit einem Biumenftück,
dem „Gefpräch" und „Aurora"; Fromentin mit
„Aigerifdie Wafchfrauen"; Boudin mit „Strand
bei Etretat", „Ausiadung des Fanges" und „Cher-
bourg"; ifabeg mit „Nach dem Sturm"; L'Her-
mitte mit „Ernte"; Lepine mit „Hafen von
d'Anderine", G. Latoudie mit „Souper" und
„Fiitterwochen"; Cazin mit „Ernte" und„L'Oftroid
d'Iffy"; Monet mit „Sonnenuntergang" und „Wa-
terloobrücke, 1904"; Piffaro mit „Kind amTifch",
„Straße in Rouen" und „Femme ia Chevre";
Renoir mit „Junges Mädchen" und „Weibiicher
Akt"; Raffaeii mit „Cathedraie" und „Am Strand";
Sisieg mit einer Landfchaft; ferner F.Brangwyn
mit „Venedig"; A. E. John mit „Mädchen in den
Waiifer Bergen"; JohnLavery mit „Nachmittags
im Waide"; Soroiia mit„Wafferfreuden"; Thau-
iow mit „Szene in Venedig" und Zorn mit „Akt
am Strand", „Kopf eines Bauernmädchen", „Haii
Kefti" u. „Badende" aus derE.Grigsbysfammiung.
Auch der amerikanifchen Maierei hatte Rei-
finger fein Sammierintereffe zugewandt und eine
Reihe wertvoiier Gemäide der bedeutenderen
äiteren und neueren Künftier in feinen Befit; ge-
bracht, foWinsiow Homers „Zerklüftete Küfte";
Chiide Haffams „Leda und Schwan", „Morgen
in Seviiia" u. a.; W. M. Chafes „Fifdie"; Leon
Dabos' „Palifaden am Hudfon"; Arthur B. Da-
vies „Am Wafferfaii"; W. L. Metcaifs „Hunds-
wurzei" ; CarlMeichers „Schweftern"; J. H.Twacht-
manns „WiiderKirfchbaum"u.„Yeiiowftonefälie".
Unter den Schwarzweißbiättern derReifinger-
fchen Sammiung behauptet eine faft voiizähiige
Serie der Zornfchen Radierungen den Ehren-
pia^. Außerdem find mit einzeinen Blättern
vertreten: Rembrandt, J. F. Miiiet, Whiftier,
E. Mundi u. a.

Ais Sammier moderner Meifter der verfchie-
denften Schulen nahm Reifinger in Amerika eine
einzigartige Steiiung ein. Von feiner ganzen, ja
auch inDeutfchiand bekannt gewordenen Tätig-
keit aus zu fchiießen, war er ein Mann, dem es
nicht bioB ernft ums Sammein war, fondern
auch fehr ernft ums Lehren und Anfpornen.
Wird ihm ein Nachfolger in Amerika erwachfen,
wie Pierpont Morgan, dem Sammier aiter Kunft
ein foicher immer deutiidier in Henry C. Fridk
erftanden ift? Ais Liebhaber deutfeher Kunft
hatte Reifinger in den lebten Jahren nur einen
Rivaien in Amerika, der ihn freiiich an be-
wußtem Sammierwiiien fowie an weifer, auf
einem fein ausgebiideten Gefchmack beruhender
Befchränkung übertraf, nämiieh Jofef Stransky,
den bekannten Leiter der hiefigen Phiiharmoni-
fchen Gefelifchaft, dem jeßt allein die Aufgabe
zufäiit, mit feinen wahrhaft eriefenen Schäden
von der neueren deutfehen Kunft hierzuiande
Zeugnis abzuiegen. Wie nötig das ift, möge
nur eine der vieien törichten, an iogifchen Ciown-
fprüngen reichen, über Deutfchiand fich aus-
iaffenden tägiiehen Zufchriften an die Redaktion
der in ihrer Unkenntnis deutfeher Dinge geradezu
grotesken „New York Times" beweifen, in der
einePerfon mit dem vielfacfendenNamen„Meyer"
es fertig bringt,wohi aus hier gar nicht fo feitenem
Snobismus innerhalb ehemaiig deutfeher Kreife
und vagem demokratifchen Gefühischwaii heraus,
kühn und unentwegt zu behaupten, „daß dieDeut-
fchen felber niemais eine moderne deutfehe Kunft
von irgendweicher Bedeutung hervorgebracht
hätten und deshaib ais fo eifrige Käufer der
modernften Franzofen, Cezanne, Picaffo und
Matiffe aufgetreten feien."
Von der Reifingerfchen Auktion abgefehen,
find noch keine weiteren Verfteigerungen von
außergewöhniieher Bedeutung für fpäter ange-
kündigt worden, obwohi ganz im aiigemeinen
fchon der Appetit der Sammier durch leife An-
deutungen und haibe Meidungen gereizt wird.
Eine ganze Reihe von europäifchenKoiiektionen,
vor aiiem aus Frankreich und Engiand, foii fchon
übers Meer gekommen fein, um hier verfteigert
zu werden, fo daß eine fehr lebhafte Auktions-
faifon zu erwarten fteht. Für die unmitteibare
Zukunft find von den Anderfon Gaiieries,
die feinerzeit den fenfationeiien Verkauf der rie-
figen Robert Hoebibiiothek fo erfolgreich leiteten,
zur Auktion angefeßt worden: die umfangreiche,
namentlich an prädynaftifchen Stücken reiche
Sammiung ägyptifcher Altertümer R. de Ruftaf-
jaeiis und die Koiiektion antiker Giäfer, Töpfer-
waren und anderer jüngft in Syrien ausgegrabe-
ner Gegenftände des Mr. Azeez Khayat. F.
n n D

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