DENKMALPFLEGE ° ENTDECKUNGEN UND FUNDE ° PERSONALIEN
PARIS Die Hauptwerke des Louvre find be-
kanntlich während des deutschen Vormarfches
auf Paris im September 1914 aus der Gaierie ent-
fernt und, wie es datnais hieß, nach Südfrank-
reich gefchafft worden. In den letzten Wochen
haben indiskrete Parifer Zeitungen den Aufent-
hattsort diefer Schätze angegeben, nadidem die
Preffe in Touioufe — dort befinden fidi die ver-
bannten Gemäide, Skulpturen und Zeichnungen
— gefordert hatte, daß die 800Kunftwerke, die
vor den Deutfdien in Sicherheit gebracht wor-
den find, in Touioufe öffentiidi ausgefteiit wür-
den. Das Unterftaatsfekretariat der fchönen
Künfte ftimmte diefem Vorfchiag anfangs zu, bis
das Journai des Debats, das Organ des Inftituts,
der Louvreverwaltung und der Ecoie du Louvre,
mit größter Entfchiedenheit die Zurücknahme
diefer Eriaubnis forderte. Es entwickeite fich
ein iebhafter Preffefeidzug, während deffen feft-
gefteiit wurde, daß während des Transportes
von Paris nach Touioufe zahlreiche Rahmen, ja
felbft Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, zum
Teil fogar fchwer, befchädigt worden find. Die
Ausbefferungskoften werden von einigen Zei-
tungen mit 100000 Francs berechnet — ein Be-
weis, daß in der Tat viele Schäden recht ernfter
Natur fein muffen. Da aber diefe Mittel zur Zeit
den Zwecken der Landesverteidigung nicht ent-
zogenwerden können, und da man weiter fürch-
tet, daß der Rücktransport wiederum neue Be-
fchädigungen hervorrufen wird, die fpäter auch
ausgebeffert werden müffen, fo iftvon der Aus-
heilung der 800 Werke aus dem Louvre in der
Verbannung endgültig abgefehen worden.
O. G.
ENTDECKUNGEN + FUNDE
EIN NEUER FRANS HALS DerPaftor
der kathoiifchen Kirchgemeinde Akerfioot (bei
Alkmaar, Holland) fand unter feinen alten Kirchen-
papieren ein Dokument, aus dem hervorging,
daß die Gemeinde ein durch Frans Hais gemai-
tes Bildnis des aus Haarlem ftammenden Pre-
digers Nikolaus Stenius befißen oder wenigftens
befeffen haben mußte. Das Bild fchien verloren
gegangen zu fein, wenigftens blieb es lange Zeit
unauffindbar. Jetzt ift es aber doch wieder zum
Vorfchein gekommen, und zwar im Vorrat des
Haarlemer Mufeums, dem es als Leihgabe über-
laffen worden war. Es befand fich in einem
folchen Zuftand, daß man es nicht wert erachtet
hatte, ausgefteiit zu werden. Vorher foll das
Bild, ebenfalls als Leihgabe, längere Zeit im
erzbifchöflichen Mufeum in Utrecht gehangen
haben, wo es jedoch ebenfowenig jemandes
Aufmerkfamkeit auf fich gelenkt zu haben fcheint.
Jetzt wird das Biid wieder in feine Ehren ein-
gefeßt. Durch die Firma Gebr. Douwes in Am-
fterdam wurde es gereinigt und auf neue Lein-
wand übertragen; dabei ftelite fich heraus, daß
es nicht im geringften übermait, fondern ledig-
lich durch eine dicke Schicht von Schmutz und
Firnis entfteiit gewefen war. Es ift ein kräftiges
Gemälde aus des Meifters reiffter Zeit, deutlich
bezeichnet und datiert 1650. Außerdem trägt
es die auf den Dargefteilten fich beziehende
Auffchrift: Aet. suae 45. Diefer ift der 1605 in
Haarlem geborene Nicolaus Stenius, der 1631
bis 1670 Paftor in Akerfioot war und in dem
letztgenannten fahre ebenda geftorben ift. Er
[ißt in einem weiten Mantei vor einem Schreib-
puit, trägt einen feften Schnurrbart und kurzen
Knebelbart und hat das Geficht auf den Be-
fchauer gewendet. — Das Bild foll, wie es
heißt, unveräußerliches Eigentum der kathoii-
fchen Kirchgemeinde Akerfioot bleiben, wird
aber zunächft eine Gaftreife durch die Mufeen
von Amfterdam, Rotterdam, Haag und Haarlem
machen. O. H.
PERSONALIEN
WILHELM HAMMERSHÖI f. in der
Nacht zum 13. Februar ftarb in Kopenhagen im
52. Lebensjahre Wiiheim Hammershöi, der feine
Maier ftiller Räume. 1879—84 in P. S. Krögers
Ateiier und in der Kopenhagener Akademie
arbeitend, fdiuf er feitdem, abfeits lebend, feine
eigenartigen Werke, die zuerft in Deutfchland
Liebe und Verftändnis fanden, bis ihn der Preis
der römifchenjubiiäumausfteliung zu internatio-
naler Geltung brachte.
BRESLAU Der Profeffor an der technifchen
Hochfchule in Darmftadt, Dr. Wiiheim Pinder,
hat einen Ruf als Nachfolger von Prof. Kautzfeh
an die hiefige Univerfität angenommen.
WASHINGTON Hier ftarb im Dezember
der Direktor der Corcoran Gaiierg of Art,
Mr. F. B. Mc. Guire, an deffen Stelle fein Affi-
ftent, Mr. C. Powell Minnegerode, zum Di-
rektor ernannt wurde. Mr. Mc. Guire hat den
Direktorpoften lange Jahre inne gehabt und fich
nicht bloß um den Ausbau feines Inftituts, das
unter ihm fein jetziges Heim gefunden, hohe
Verdienfte erworben, fondern auch um das ge-
famte moderne Kunftleben Amerikas. Seiner
Initiative vor aliem war es zuzufchreiben, daß
die jeßt zu einer feften Einrichtung gewordenen
zweijährigen großen Ausfteliungen amerikani-
fcher Kunft in Wafhington begonnen wurden,
die bereits fo viel zur Förderung der einheimi-
fchen Kunft getan haben. F.
Der Cicerone, V!H. Jahrg., Heft5,6.
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PARIS Die Hauptwerke des Louvre find be-
kanntlich während des deutschen Vormarfches
auf Paris im September 1914 aus der Gaierie ent-
fernt und, wie es datnais hieß, nach Südfrank-
reich gefchafft worden. In den letzten Wochen
haben indiskrete Parifer Zeitungen den Aufent-
hattsort diefer Schätze angegeben, nadidem die
Preffe in Touioufe — dort befinden fidi die ver-
bannten Gemäide, Skulpturen und Zeichnungen
— gefordert hatte, daß die 800Kunftwerke, die
vor den Deutfdien in Sicherheit gebracht wor-
den find, in Touioufe öffentiidi ausgefteiit wür-
den. Das Unterftaatsfekretariat der fchönen
Künfte ftimmte diefem Vorfchiag anfangs zu, bis
das Journai des Debats, das Organ des Inftituts,
der Louvreverwaltung und der Ecoie du Louvre,
mit größter Entfchiedenheit die Zurücknahme
diefer Eriaubnis forderte. Es entwickeite fich
ein iebhafter Preffefeidzug, während deffen feft-
gefteiit wurde, daß während des Transportes
von Paris nach Touioufe zahlreiche Rahmen, ja
felbft Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen, zum
Teil fogar fchwer, befchädigt worden find. Die
Ausbefferungskoften werden von einigen Zei-
tungen mit 100000 Francs berechnet — ein Be-
weis, daß in der Tat viele Schäden recht ernfter
Natur fein muffen. Da aber diefe Mittel zur Zeit
den Zwecken der Landesverteidigung nicht ent-
zogenwerden können, und da man weiter fürch-
tet, daß der Rücktransport wiederum neue Be-
fchädigungen hervorrufen wird, die fpäter auch
ausgebeffert werden müffen, fo iftvon der Aus-
heilung der 800 Werke aus dem Louvre in der
Verbannung endgültig abgefehen worden.
O. G.
ENTDECKUNGEN + FUNDE
EIN NEUER FRANS HALS DerPaftor
der kathoiifchen Kirchgemeinde Akerfioot (bei
Alkmaar, Holland) fand unter feinen alten Kirchen-
papieren ein Dokument, aus dem hervorging,
daß die Gemeinde ein durch Frans Hais gemai-
tes Bildnis des aus Haarlem ftammenden Pre-
digers Nikolaus Stenius befißen oder wenigftens
befeffen haben mußte. Das Bild fchien verloren
gegangen zu fein, wenigftens blieb es lange Zeit
unauffindbar. Jetzt ift es aber doch wieder zum
Vorfchein gekommen, und zwar im Vorrat des
Haarlemer Mufeums, dem es als Leihgabe über-
laffen worden war. Es befand fich in einem
folchen Zuftand, daß man es nicht wert erachtet
hatte, ausgefteiit zu werden. Vorher foll das
Bild, ebenfalls als Leihgabe, längere Zeit im
erzbifchöflichen Mufeum in Utrecht gehangen
haben, wo es jedoch ebenfowenig jemandes
Aufmerkfamkeit auf fich gelenkt zu haben fcheint.
Jetzt wird das Biid wieder in feine Ehren ein-
gefeßt. Durch die Firma Gebr. Douwes in Am-
fterdam wurde es gereinigt und auf neue Lein-
wand übertragen; dabei ftelite fich heraus, daß
es nicht im geringften übermait, fondern ledig-
lich durch eine dicke Schicht von Schmutz und
Firnis entfteiit gewefen war. Es ift ein kräftiges
Gemälde aus des Meifters reiffter Zeit, deutlich
bezeichnet und datiert 1650. Außerdem trägt
es die auf den Dargefteilten fich beziehende
Auffchrift: Aet. suae 45. Diefer ift der 1605 in
Haarlem geborene Nicolaus Stenius, der 1631
bis 1670 Paftor in Akerfioot war und in dem
letztgenannten fahre ebenda geftorben ift. Er
[ißt in einem weiten Mantei vor einem Schreib-
puit, trägt einen feften Schnurrbart und kurzen
Knebelbart und hat das Geficht auf den Be-
fchauer gewendet. — Das Bild foll, wie es
heißt, unveräußerliches Eigentum der kathoii-
fchen Kirchgemeinde Akerfioot bleiben, wird
aber zunächft eine Gaftreife durch die Mufeen
von Amfterdam, Rotterdam, Haag und Haarlem
machen. O. H.
PERSONALIEN
WILHELM HAMMERSHÖI f. in der
Nacht zum 13. Februar ftarb in Kopenhagen im
52. Lebensjahre Wiiheim Hammershöi, der feine
Maier ftiller Räume. 1879—84 in P. S. Krögers
Ateiier und in der Kopenhagener Akademie
arbeitend, fdiuf er feitdem, abfeits lebend, feine
eigenartigen Werke, die zuerft in Deutfchland
Liebe und Verftändnis fanden, bis ihn der Preis
der römifchenjubiiäumausfteliung zu internatio-
naler Geltung brachte.
BRESLAU Der Profeffor an der technifchen
Hochfchule in Darmftadt, Dr. Wiiheim Pinder,
hat einen Ruf als Nachfolger von Prof. Kautzfeh
an die hiefige Univerfität angenommen.
WASHINGTON Hier ftarb im Dezember
der Direktor der Corcoran Gaiierg of Art,
Mr. F. B. Mc. Guire, an deffen Stelle fein Affi-
ftent, Mr. C. Powell Minnegerode, zum Di-
rektor ernannt wurde. Mr. Mc. Guire hat den
Direktorpoften lange Jahre inne gehabt und fich
nicht bloß um den Ausbau feines Inftituts, das
unter ihm fein jetziges Heim gefunden, hohe
Verdienfte erworben, fondern auch um das ge-
famte moderne Kunftleben Amerikas. Seiner
Initiative vor aliem war es zuzufchreiben, daß
die jeßt zu einer feften Einrichtung gewordenen
zweijährigen großen Ausfteliungen amerikani-
fcher Kunft in Wafhington begonnen wurden,
die bereits fo viel zur Förderung der einheimi-
fchen Kunft getan haben. F.
Der Cicerone, V!H. Jahrg., Heft5,6.
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