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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 7/8
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Der Kunstmarkt - Versteigerungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0173

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DER KUNST1MLHRKT — VERSTEIGERUNGEN

Bevorstehende Versteigerungen
AMSTERDAM Der holländifche Kunft-
markt fcheint, wenigftens was die Anzahl der
Verweigerungen betrifft, diefes Frühjahr fein
aites Ausfehen wieder anzunehmen. In Amfter-
dam, dem Haag und Rotterdam haben in den
testen Wochen verfchiedene kieinere Nachiaß-
verfteigerungen ftattgefunden. Beinahe ftattiich
nimmt fich das Frühjahrsprogramm der Firma
Fred. Mutier & Co. aus. Es beginnt am 11. April
mit der Verfteigerung von Bildern moderner
Meifter der Sammiung van Randwijk aus dem
Haag. Der Katalog vermeidet hauptfächiich
Werke von hoiländifchen Künftlern, u. a. erfte
Namen wie Bosboom, Breitner, Israels, Jacob,
Wiliem und Matthijs Maris, Mesdag und Neu-
huijs, dazwifchen auch einige Franzofen, Corot,
Daubigny, Millet und Troyon. Für den 2. Mai
ift eine Atelierverfteigerung, die des im lebten
Herbft vorzeitig verftorbenen Maiers Hart
Nibbrig, vorgefehen. Vom 9. —12. Mai foil
der erfteTeii der Sammiung Rofenfeid-Gold-
fchmidt aus Berlin unter den Hammer kom-
men. Befonderes Intereffe weckt hier eine reiche
Kollektion von deutfchem Porzeifan der erften
Manufakturen ais Meißen, Hödift, Frankenthai,
Berlin, Fulda und Wien. Dazu kommen Delfter
Fayencen, Möbei, Gobelins, Bronzen, Eifenbein-
und Emailkunft, Uhren, eine koftbare Fächer-
fammiung ufw. Aus anderem Befiß wird diefer
Verfteigerung angegliedert werden eine Samm-
iung goldener und filberner Becher, Kannen und
Schalen, Emaiidofen und Miniaturporträts, ferner
aus der Sammlung von Frau Prof. Bachofen-
Bifchoff (nicht zu verwechfeln mit der bekann-
ten Sammlerin Frau Prof. Bachofen-Burckhardt)
in Bafel eine Reihe koftbarer Schweizerfcheiben
des 16. und 17. Jahrhunderts, fowie Zürdier,
Frankenthaler und Höchfter Porzeiiangruppen.
Ende Mai oder Anfang Juni gedenkt die Firma
ihre große Frühjahrsverfteigerung abzu-
halten, die hauptfächiich Kunftgewerbe aus ver-
[chiedenen Nachlaffenfchaften und Privatbefiß
umfaffen wird, worunter die Sammlung Jacob fe
Boudewijnfe aus Middelburg mit alten Delfter
Fayencen. Außerdem Stiche, Bücher, Landkarten
und aite Zeichnungen — worunter folche aus
Londoner und Parifer Sammlungen. Befonders
gefpannt fein dürfen wir auf die angekündigten
Biider alter holiändifcher Meifter aus Amfter-
damer Privatbefiß, die mit diefer Verfteigerung
ausgeboten werden folien. Gemälde alter Meifter
wurden bis anhin, von unbedeutenden Aus-
nahmen abgefehen, forglich zurückgehalten. Man
begreiß, daß ohne Zwang nichts auf den Markt
gebracht wird, von deffen Verkauf man unter

anderen Umftänden beffere Refultate erwarten
kann. Die Abfaßmöglichkeit wird immer mehr
auf das Inland befchränkt, fo wieder durch die
kürzlich erfolgte Schließung der deutfchen Grenze
für alie Kunfteinfuhr, die für den eben fich er-
hoienden hoiländifchen Kunfthande! ein böfer
Schlag gewefen ift.
Auf 4. April hatte die Firma C. F. Roos&Co.
die Verfteigerung der Sammlung J. Wurfbein
angekündigt. Auch hier handelt es fich wie-
der um Gemäide holiändifcher moderner Mei-
fter. Unter den zum Verkauf gelangenden Bil-
dern befinden fich ein paar bekannte Stücke,
wie die „Schafe vor dem Stall" von A. Mauve,
das „Geheimnis" von Bakker Korff und das
Aquareli „Enten im Schilf" von Widern Maris.
Ferner Biider von Bosboom, Blommers, Israels,
Jacob Maris, Roelofs ufw.
Außer in Amfterdam findet in den kommen-
den Wochen auch in Rotterdam und in Dord-
recht je eine größere Verfteigerung von Kunft-
gewerbe und modernen Bildern ftatt. An
Zirkulation zum mindeften wird es alfo dem
hoiländifchen Kunftmarkt diefes Frühjahr nicht
fehlen. 0. H.
BERLIN Am 17. und 18. April werden in
Rudolph Lepkes Kunftauktionshauswert-
volle Bücher verfteigert. Am erften Tage
kommt die Sammlung eines Berliner Biblio-
philen zum Ausruf. Neben Klaffikern des 18.
und 19. Jahrhunderts in guten Ausgaben und
Einbänden find namentlich Erft- und Luxusaus-
gaben moderner Schriftfteller vertreten, zum
größten Teiie in prachtvollen Luxuseinbänden.
Außerdem finden fich neuere iiluftrierte Bücher
(Walfer, Behmer ufw.) und Kriegsliteratur in
Luxusdrucken bis in die ießten Tage hinein. Die
Bücher, die am zweiten Tage verfteigert werden,
ftammen aus verfchiedenem Bepß und find mehr
wiffenfchaftlicher Natur. Kunftgefchichtliches und
Philofophifches überwiegt, daneben ift auch
einiges Belietriftifche und Werke der älteren deut-
fchen Literatur verzeichnet. Befondere Erwäh-
nung kommt einer großen Seltenheit, einem fehr
gut erhaltenen, und bis auf einige Biätter voll-
ftändigen Exemplar von Jo ft Ammans Trach-
tenbuch zu. Endiich befindet fich in diefer Samm-
iung noch eine Anzahl wertvotier Stammbücher
vom Anfang des 17. Jahrhunderts mitzahireichen
Eintragungen hodiftehender und fürftlicher Per-
fonen.
Am 2. Mai findet an derfelben Stelle eine Ver-
fteigerung vonGemälden aiter und neuerer
Meifter ftatt, an die fich am nächftenTage eine
folche von Aquarellen und Handzeich-
nungen anfchließt. Hier find befonders zu er-

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