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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 8.1916

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Heft 15/16
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Aus der Sammlerwelt und vom Kunsthandel
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https://doi.org/10.11588/diglit.26378#0360

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AUS DER SAMMLERWELT UND VOM KUNSTHANDEL

Morganfammlung, das lange Zeit im Metropolitan
Mufeum zu fehen war, auch noch um ^ 200000 ein
zweites Gehänge aus derfelben Sammlung erwor-
ben, die fogenannte .Dollfuß Kreuzigung" nach
van Orleg, die einft den Berwick und Albakollek-
tionen angehört hatte. — Mr. Philip Lehman
hat für feine ausgewählte Sammlung alter Mei-
fter mit Hilfe von Messrs. Knoedler & Co. das
„Porträt eines jungen Mannes" mit einer Land-
fchaft als Hintergrund von Memling erworben.
— Ebenfalls einen Memling, und zwar eine
„Madonna mit Kind", ehemals dem Lord North-
wick und dann dem Sir Charles Diike gehörig
und von diefen beiden als ein Jan van Eyck
bezeidmet, von Friedländer aber als ein Mem-
ling aus dem fahre 1465 erkannt, hat Mr. Mi-
chael Friedfam von den Kleinberger Gal-
leries gekauft. Das Werk fdheint ein Pendant
zum „Segnenden Chriftus" in der Sammlung
Kauffmann in Berlin zu fein. — Mr. Henry C.
Fr ick hat feiner Sammlung bekannter Meifter-
werke ein neues, feit fahren vielfach umwor-
benes hinzugefügt: Gainsboroughs „TheMall",
eine große Landfchaft mit Figuren, die bisher
Sir A. Douglas Neeld gehörte, und die offenbar
der Krieg auf den Markt gebracht hatte. Messrs.
Duveen haben bei dem Kauf die Vermittler
gefpielt. Der Preis foll kaum weniger ais
^ 300000 betragen haben. Außerdem hat Mr.
Frick von Messrs. Gimpel & Wildenftein um
einen fehr hohen Preis eineBüfte in Lebensgröße
von Houdon erworben, von der es heißt, fie
fei eines der berühmteren und hervorragendften
Werke diefes Meifters und ftelle eine fehr be-
kannte Frau aus der Zeit Houdons dar. Hal-
tung und Ausdrude der Büfte fowie die Model-
lierung der Blumengirlanden, die ihren unteren
Teil umgeben, follen von ganz außerordentlicher
Schönheit fein. — Mr. Henry E. Huntington,
von deffen Ankauf derBibliothek des Mr.Frederick
R. Halfey erft vor ganz kurzem hier die Rede war,
hat, wiederum von G. D. Smith, en bloc die
Sammlung iliuminierter Handfchriften, Block-
bücher und Incunabeln des Earl of Pembroke
um ^ 115 000 erftanden, foweit fie f. Z. von G.
D. Smith auf der Londoner Verfteigerung bei
Sotheby (bei der Smith den Hauptkäufer ab-
gab) aufgekauft worden war. — Mr. Zenas
Crane aus Dalton, Mass. hat von den Ehrich
Galleries ein „Konzert" von Pieter de Hoogh
gekauft und es, wie fchon früher andere Werke
verfchiedener Schulen (im ganzen 75), dem von
ihm gegründeten „Mufeum für Natur und Kunft"
in Pittsßeld, Mass. überwiefen. Das Biid ift in
Hofftede de Groots Katalog erwähnt und gehörte
früher der MatthewNevin Kollektion an. — Rem-
brandts Radierung „fan Lutma", erfterZuftand,

von dem nur wenige Exemplare vorhanden find,
wurde von den Albert Rouliier-Galieries-
Chicago einem Sammler im Weften für ^ 10000
vetkauft. Der Abdruck foil der befte von die-
fem Biatte bisher bekannt gewordene fein. —
In der Gothic Gallery ift zur Zeit u. a. ein
ägyptifches Gemälde auf Leinwand, eine Göttin
darfteliend, zu fehen, das von Kennern der Zeit
der Ptolemäer zugewiefen wird. Ebendort war
ein Porträtrelief des Chriftoph Coiumbus aus-
geftellt gewefen, eine italienifche Arbeit des
15. Jahrhunderts, und ein Marmorrelief, „Ein
Amor fich an Seifenblafen ergößend", das der
Sdiule Michelangelos zugefchrieben war. — Das
Hauptwerk bei Lai-Juan & Co. (C. T. Loo)
war vor kurzem eine große Steinfigur des
Buddha aus Changteh Fu in der Provinz Honan,
ein vorzügliches Beifpiel primitiver Kunft. Jeßt
fieht man u. a. die große Figur eines Buddha-
apoftels aus buntglafierten Ton, mit Gefteil 49
inches hoch, die zu der Serie ähnlicher Statuen
aus einer Höhie bei Icheoco in der Provinz
Chili gehört. Eine diefer hervorragenden Sta-
tuen befindet fich augenblicklich noch in Berlin,
gehört aber dem hiefigen Metropolitan Mufeum,
das fie des Krieges wegen noch nicht hat er-
halten können. — Orientalifche Kunft war
jüngft auch bei Bourgeois zu fehen, u. a.
mehrere Fächer der Tofafchuie. Bei Kelekian
finden fich Beifpieie früher chinepfcher Maler
und Bildhauer; bei Emile Tabbagh (Perfian
Art Gailery) ausgewählte perßfehe und mefopo-
tamifche Fayencen, darunter z. B. eine gelbliche
Schüffel, die deutiieh babylonifchen Einfluß zeigt,
und deren einzig bekannt gewordenes Gegenftück
ßch im Berliner Kaifer Friedrich Mufeum be-
findet. — Benjamin Benguiat hat unter fei-
nen zahlreichen altorientalifchen Teppichen und
Gehängen den größten vorhandenen Feraghan
Teppich, deffen Preis ßch auf ^ 12 500 beläuft.
Die Firma Wm.Baumgarten hielt vor kurzem
eine Ausfteilung von 42 antiken Gehängen und
Wandteppichen ab, die wohl die bedeutendfte
je in Amerika von privater Seite unternommene
war. Brüffel & Beauvais waren mit Prachtftücken
vertreten. — Bei Martin Hofer fieht man
altes Silber aus der Sammlung des verdorbenen
Sir. J. C. Robinfon, darunter zwei verfiiberte
Skulpturen aus dem 12. Jahrhundert, eine „Ma-
donna mit Kind" und einem „Heiiigen Chrifto-
phorus mit dem Chriftkind", und die fogenannte
„Monegro Madonna". — ln der Ehrich Gal-
leries, gab es während der leßten Zeit eine
fehr inftruktive Ausfteilung früher amerikanifcher
Landfchaften, der fogenannten Hudfon River
Schule, die f. Z. gegen akademifche Konvention
revoitieren und fich näher an die Natur anzu-

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