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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0111

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ANSBACH • STIFTSKIRCHE

106



Fig. 19. ES Chor n II, la-d.



Reste flächig aufgetragener Rückseitenmodellierung. Bleinetz
erneuert.
Ikonographie, Komposition: Ob Georg hier in seiner Eigenschaft
als Namenspatron Markgraf Georgs des Frommen, als Schutzpa-
tron des Schwanenordens57 oder als Angehöriger der Sipp-Mag-
und Schwägerschaft des Hauses Habsburg und Wahlpatron des
Kaisers Maximilian I. dargestellt wurde, hängt davon ab, welcher
Fensterstiftung das Feld ehemals zugehörte. Im Zustand 1735,
der freilich nicht unbedingt die ursprüngliche Situation wider-
spiegeln muß, standen sich jedenfalls die Georgscheibe und das
markgräfliche Stifterbild gegenüber (Fig. 10).
Farbigkeit: Georg in silbergrauem Plattenharnisch, daran der
Brechrand an der Schulterwehr sowie Arm- und Kniekacheln
gelb. Inkarnat weiß; Haare und Nimbus silbergelb; Beinlinge
und Brustkreuz rot. An gelber Lanze das Banner mit rotem
Kreuz auf Weiß; Schwert grau mit gelbem Griff; am Boden
grauer Helm mit weißem Federbusch, daneben der besiegte Dra-
che purpurrosa mit roter Zunge und Flügeln. Gesimsprofil hell-
grau. Farbloser Hintergrund.
Stil, Datierung: Nürnberg, Werkstatt Veit Hirsvogel d.J., um
1523/27.
CVMA B 1758, Großdia A 134
ic HL. WENZESLAUS Fig. i8f, Abb. 19
H. 105-105,5 cm, B. 46 cm.
Die Scheibe war von 1735 bis 1906 in der vierten Zeile desselben
Fensters (4c) nachgewiesen (Fig. 8, 10).
Erhaltung: Die Figur des Heiligen ist bis auf zwei Ergänzungen
Zettlers in Harnisch und Mantel original; die umgebende Blank-
verglasung in der Substanz nicht eindeutig zu bestimmen (grö-
ßere Partien links vermutlich erneuert). Glaser-Inschriften -
Lüykauf von Nürnberg 1669 bzw. nochmals Lükauf 1669 - in
Kopf und Mantel beziehen sich nicht auf Reparaturen der
bezeichneten Gläser; im Brustharnisch überdies rückseitig einge-
kratzt: frisch verbleit Wilhelm Bauer 1889; ebenso im rechten
oberen Eck der Blankverglasung: von Wilhelm Bauer 1889.
Innenseitige Verwitterungsspuren deuten auf einen längerfristi-

gen seitenverkehrten Einbau des Feldes hin. Rückseitige Bema-
lung in Wappenfeld, Fahne, Kopf und Schwertknauf sowie zur
Unterstützung der plastischen Modellierung in der Rüstung.
Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Der bis dato stets irrtümlich als
Leopold bezeichnete geharnischte Heilige ist durch die beigege-
benen Attribute, Herzogshut, Adlerschild (Wenzelswappen)
und das Adlerbanner eindeutig als Wenzeslaus gekennzeichnet.
1735 stand das Feld mit der Darstellung des Patrons von Böh-
men überdies noch unmittelbar neben dem heute nach Chorfen-
ter süd III versprengten böhmischen Wappen (Fig. 10). Zu ver-
gleichen wäre die ähnliche Darstellung des Hl. Wenzeslaus auf
Kulmbachs Dresdner Rundscheibenriß WK. 109 (um 15 io)58.
Farbigkeit: Der Heilige trägt über der silbergrauen Rüstung
einen roten Mantel und einen gelb geteilten roten Herzogshut.
Inkarnat hellbraun, Nimbus gelb. Adlerschild und -banner
schwarz auf weiß, letzteres an gelber Lanze. Hellgraues Sockel-
profil. Farbloser Hintergrund.
Stil, Datierung: Nürnberg, Werkstatt Veit Hirsvogel d.J., um
1523/27.
CVMA B 1759, Großdia A 134
id HL. CHRISTOPHORUS Fig. 18L, Abb. 16, 21
H. 104,5-105 cm, B. 46 cm.
Die Scheibe ist zwischen 1735 und 1906 in der dritten Zeile des-
selben Fensters (3d) nachgewiesen (Fig. 8, 10).
Erhaltung: Eine ehedem am rechten Rand vorhandene Säule
(überliefert 1735), die belegt, daß das Feld im ursprünglichen

57 Zum Hl. Georg als Patron der Deutschordens und des von Kurfürst
Friedrich II. von Brandenburg gegen die Türken gegründeten Schwanen-
ordens vgl. Wolfgang F. Volbach, Der Hl. Georg. Bildliche Darstellung
in Süddeutschland (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 199), Straß-
burg 1917, S. 27.
58 Vgl. Stadler, 1936, Nr. 41, und Winkler, Kulmbach, 1942, Nr. 109.
 
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