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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0290

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MARKT ERLBACH • PFARRKIRCHE

285

Fig. 169. Markt Erlbach, Pfarrkirche. Grundriß mit Fensterschemata. Maßstab 1:300.


ster es ursprünglich zugehörte, sind keine weiteren Hinweise oder Quellen über die frühe Zeit der Fensterstiftung
bekannt. Inwieweit die ehemals vollständige Farbverglasung des Chores durch die schweren Brandschatzungen des
Ortes im ersten Markgrafenkrieg 1450 oder zwei Jahrhunderte später, 1632, durch die Soldaten Wallensteins in Mitlei-
denschaft gezogen wurde, läßt sich angesichts des stark dezimierten Bestands allenfalls vermuten. Spätestens im frü-
hen 18. Jahrhundert, als mit der Barockisierung des Chores (Hochaltar 1716, 1718 Ankauf der Kanzel aus Ansbach)
nicht nur das Achsenfenster weitgehend verdeckt wurde, sondern auch die übrigen Fensteröffnungen in ihrer Funk-
tion als Lichtquelle an Bedeutung gewannen, scheint man Teile der Glasgemälde gezielt durch Blankverglasungen
ersetzt zu haben: Während im Achsenfenster offenbar zu jener Zeit nur die wenigen Felder in den beiden unteren Zei-
len zusammengezogen wurden, die durch die Bogenöffnung im Hochaltar sichtbar blieben, ließ man umgekehrt in
den Seitenfenstern gerade die unteren Zeilen räumen; das zweibahnige Nordfenster wurde vermutlich schon damals
komplett mit Butzen verglast1 2 3 4. Wie sich die Glasgemälde bis zur großen Restaurierung 1896-1898 durch die König-
lich Bayerische Hofglasmalerei-Anstalt E X. Zettler, München, auf die einzelnen Chorfenster verteilten, ist diversen
Skizzen im Besitz des Archivs des Evang.-Luth. Pfarramts Markt Erlbach eindeutig zu entnehmen; die vielen Lücken
dazwischen waren »einfach mit weißem Glase ergänzt«5. Die heutige Situation geht noch auf die Neuordnung Zettlers

1 Johannes Schinnerer, Katalog der Glasgemälde des Bayerischen
Nationalmuseums, München 1908, Nr. 90, 91, mit unsicherer Prove-
nienzangabe; vgl. Reg. Nr. 66f.
2 Vgl. auch im folgenden: Feuerlein, 1930, S. 34ff.; Dettenthaler,
1990, S. zf.
3 Das Langhaus weist dagegen im Kern noch auf die erste Hälfte des 14.
Jh. zurück, scheint folglich nach dem Brand von 1388 nicht völlig erneu-
erungsbedürftig gewesen zu sein (Dettenthaler, 1990, S. 6-8).
4 Größere Arbeiten an den Fenstern sind auch für das ausgehende 18. Jh.

überliefert: 1799 erhält der Glaser Johann Georg Semmelroth den statt-
lichen Betrag von 29 fl. und 28 Xr. für umfangreichere Arbeiten in der
Kirche und im Pfarrhaus (PfA Markt Erlbach, Ältere Bau-Conspekte
und Berichte über Kirchen-, Pfarr- und Schulhausbauten um 1800, Fach
XVI, Nr. 12, fol. 11); ebenda noch weitere Einträge um 1800 »für Aus-
besserung der beschädigten Fenster in der Kirche« oder »für Ausbesse-
rung der durch heftigen Sturmwind zerbrochenen Kirchenfenster«.
5 Notiz der Münchner Neuesten Nachrichten (Auszug im PfA Markt
Erlbach: Nr. 240).
 
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