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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0292

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MARKT ERLBACH • PFARRKIRCHE

287

Kg. 171. Chorfenster.
Idealrekonstruktion.
Aquarell von Georg Eberlein
nach Mitte 19. Jh.
(Original verschollen;
nach alter Lichtpause im Archiv
des CVMA, Freiburg i. Br.).


stigten - Verlusten stellenweise von recht derben Übermalungen betroffen sind, hat die technische Virtuosität in der
Ausführung des Katharinenfensters ganz entscheidend zur vorzüglichen Erhaltung der ins Achsenfenster versetzten
Restfelder beigetragen. »Nachkonturierungen« in den Figuren, wie sie von Frenzei 1973 für alle erhaltenen Fensterre-
ste im Chor von St. Kilian verzeichnet wurden, sind in den Restfeldern des Katharinenfensters (Chor I) in Wahrheit
nicht festzustellen - ein Irrtum, der offensichtlich auf der unzulässigen Übertragung der Verhältnisse aus den Seiten-
fenstern beruht. Kontur und Halbton sind vielmehr auf subtilste Weise aufeinander abgestimmt, so daß hier spätere
Retuschen mit Gewißheit ausgeschlossen werden können. Wie es zu dieser Annahme kommen konnte, ist gerade im
Vergleich mit den derben Übermalungen in nord II und süd II unverständlich. Bei der Restaurierung von 1974 wur-
den die Konturen durch einen flächigen Überzug mit stark verdünnter Aralditlösung gesichert, an stärker gesprunge-
nen Gläsern in bescheidenem Umfang rückseitig mit Epoxidharz (Araldit) geklebte Doublierungen vorgenommen
und zahlreiche Sprünge geklebt; durch Vergilbung des Klebers verursachte störende Farbverschiebungen sind demzu-
folge nur vereinzelt zu beobachten. Das Bleinetz war - nach schriftlich überlieferten Reparaturen von 1888 - bereits
ein Jahrzehnt später, im Zuge der Zettlerschen Restaurierung, komplett erneuert worden; in jüngerer Zeit wurden
nurmehr partielle Reparaturen durchgeführt und Bleibrüche nachgelötet.
Rekonstruktion, ikonographisches Programm: Auf der Basis der früheren, z.T. noch ursprünglichen Anordnung
der Felder vor 1898 sowie unmittelbaren ikonographischen Übereinstimmungen mit der kurz zuvor im gleichen
Werkstattkreis ausgeführten Chorverglasung der Marthakirche in Nürnberg ist es möglich, eine Reihe begründeter
Aussagen über Inhalt und formale Gestalt der ehemaligen Chorfenster in Markt Erlbach zu treffen (vgl. Fig. 171).
i- Weltgerichtsfenster (Fig. 173): Im linken Chorflankenfenster nord II hatten die Überreste des Weltgerichts vor 1898
ihren angestammten Platz in der oberen Fensterhälfte offenbar noch weitestgehend bewahrt. Allein durch den Ver-
gleich mit dem Gerichtsfenster in St. Martha - einer mutmaßlichen Stiftung der Nürnberger Familie Ottmann - läßt
sich das Verlorene in den entscheidenden Partien zwanglos rekonstruieren (vgl. Fig. 172): Unter der bekrönenden
 
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