NÜRNBERG • ST. JOHANNIS
345
CHORFENSTER I
Fig. 221 f., 224-226, Abb. 238-243, 259L
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 5,90 m, B. 1,47 m.
Dreibahniges Fenster von fünf Zeilen, Kopfscheiben und spätgotischem Maß Werkabschluß: insgesamt 15 Rechteck-
felder, drei Kopfscheiben und drei Maßwerkteile. Das Couronnement und die unteren beiden Zeilen tragen heute eine
Blankverglasung aus Butzen, teils mit eingestreuten Rechteckwappen aus nachmittelalterlicher Zeit (vgl. Anm. 2).
Gesamtaufnahmen: CVMA K 12573, Großdia 00/42-44 K
3a WAPPEN GRABNER Fig. 224, Abb. 260
H. 44,2 cm, B. 34-34,5 cm.
Ehemals in Lhs. nord VI oder nord VII (Würfel, 1766, S. 453).
Erhaltung: Das in der Höhe stark beschnittene Rechteckfeld
präsentiert sich heute als Pasticcio aus alten, teils gegeneinander
verschobenen Partien des Wappens sowie den im 19. Jh. zuge-
fügten Ergänzungen der beiden überkreuzten Schaufeln. Die
originalen blauen, weißen und roten Gläser sind flächig korro-
diert; die Bemalung, auch in den Rankengründen, stellenweise
stark abgerieben. Bleinetz im 19. Jh. erneuert.
Ikonographie, Ornament: Das ratsfähige Nürnberger Ge-
schlecht der Grabner ist bereits 1458 erloschen20. Deren Wappen
zeigt im roten Schild zwei gekreuzte silberne Grabspaten. Allein
der kurvierte Blattrankengrund, der das Wappenfragment
hinterfängt, ist so typisch für Glasmalereien Nürnberger Prove-
nienz vom Ende des 14. Jh., daß wir hier - im Hinblick auf die
Baugeschichte der Johanniskirche - mit guten Gründen auf den
einzig erhaltenen Rest der ursprünglichen Farbverglasung
schließen dürfen. Dabei muß offen bleiben, ob das Wappenfrag-
ment eher im 1377 bzw. 1382 geweihten Chor oder erst im 1395
geweihten Langhaus seinen ehemaligen Fensterplatz besessen
hat. Ein zweites typisches Hintergrundornament des späten 14.
Jh., das Nierenblatt, ist in einem unzugehörigen alten Flickstück
vertreten.
Farbigkeit: Weiße Schaufeln und Teile roter Helmdecken vor
blauem Blattrankengrund mit eingestreuten gelben Rosetten.
Stil, Datierung: Nürnberg, 3. Viertel 14. Jh. Deckungsgleiche
Blattgründe sind mehrfach in den Farbfenstern von St. Martha in
Nürnberg oder auch in Markt Erlbach wiederzufinden (vgl.
Abb. 195). CVMA K 12574
4a WEIBLICHE STIFTERFIGUREN NÜTZEL
UND STREITBERGER Fig. 222, 225, Abb. 241
H. 81 cm, B. 33,5-34 cm.
Ehemals Schürstab-Fenster Lhs. süd IV, 4a (Würfel, 1766,
S. 442 f.).
Inschriften: In den beiden Spruchbändern der Stifter steht in
gotischer Minuskel: miseremey ■ deo und • ora • pro ■ me.
Erhaltung: Bis auf marginale Ergänzungen im Randbereich ori-
ginale Glassubstanz; Randstreifen unten angesetzt. Im roten
Mantel innenseitiger Lochfraß. Bemalung in Köpfen und
Gewändern, insbesondere auf hellgrünem Glas stärker berieben.
Verbleiung mit flachen breiten Bleiruten im 19. Jh. erneuert.
Ikonographie, Komposition: Die beiden knienden Stifterinnen
sind anhand der Wappen als Angehörige der Nürnberger Fami-
lien Nützel respektive Streitberger (falsch tingiert), d.h. als Ehe-
frauen Leopold Schürstabs (f 1379 oder 1380) zu identifizie-
ren21. Das Wappen der Kunigunde Nützel zeigt in Rot das
silberne Liliendreieck, das Wappen der Gertrud von Streitberg in
Silber (statt in Rot) eine Sichel mit blauer Schneide und gold-sil-
bern gestreiftem Griff.
Bereits Knappe hat darauf hingewiesen, daß die »Schürstab-
scheiben« insgesamt »einen gewissen Historismus« offenbaren,
dergestalt, daß die weiblichen Stifterfiguren in ihrer Kleider-
tracht, den Hauben mit den welligen Rändern (eine Art Krüseler)
und den Halskrausen, eindeutig die Mode der Zeit um 1370/80
reflektieren, als die Johanniskirche ihre erste Farbverglasung
erhalten hatte22. Offensichtlich handelte es sich um die Verneu-
ung einer Schürstabschen Fensterstiftung des 14. Jh., die anhand
der zugehörigen Rundwappen um 1500 nur mit einem gemeinsa-
men Engagement der Vettern Sebald, Hans und Hieronymus
Schürstab in Verbindung gebracht werden kann (vgl. S. 3 4 2)23.
Farbigkeit, Ornament: Kniende Stifterin vorn in rotem Mantel
über grünem Kleid, Stifterin hinten in grünem Mantel über
rotem Kleid. Hauben, Inkarnate und Spruchbänder weiß. Bild-
raum: Boden graugrün, Mauer rosabraun, dunkelblauer Damast-
grund: Straßburger Muster A (X, 30) und gelber Rundbogen-
schluß. Wappen s. Ikonographie.
Stil, Datierung: Nürnberg, um 1495 (Werkstatt Veit Hirsvogel
d.Ä.). CVMA K 12575
4b WAPPEN SCHÜRSTAB Fig. 225, Abb. 242
H. 78,5 cm, B. 35,7 cm.
Ehemals Schürstab-Fenster Lhs. süd IV, 4b (Würfel, 1766,
S. 442 f.).
Erhaltung: Drei größere neutrale Ergänzungen des 19. Jh. im
Rundbogen und im Wappenschild wurden im Zuge der letzten
Restaurierung in der Werkstatt Frenzei rekonstruktiv übermalt,
20 Schöler, 1975, S. 50, Taf. 144; vgl. die Grabner-Genealogie im Hal-
lerbuch (StAN, Rep. 52% Nr. 211, fol. 31^-319).
21 Würfel, 1766, S. 443, teils irrtümlich als Wappen der Graser und der
Nützel identifiziert.
22 Knappe, Bamberger Fenster, 1961, S. 38.
23 Schürstab-Genealogie im Hallerbuch (StAN, Rep 52% Nr. 211, fol.
219h, 222).
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CHORFENSTER I
Fig. 221 f., 224-226, Abb. 238-243, 259L
Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 5,90 m, B. 1,47 m.
Dreibahniges Fenster von fünf Zeilen, Kopfscheiben und spätgotischem Maß Werkabschluß: insgesamt 15 Rechteck-
felder, drei Kopfscheiben und drei Maßwerkteile. Das Couronnement und die unteren beiden Zeilen tragen heute eine
Blankverglasung aus Butzen, teils mit eingestreuten Rechteckwappen aus nachmittelalterlicher Zeit (vgl. Anm. 2).
Gesamtaufnahmen: CVMA K 12573, Großdia 00/42-44 K
3a WAPPEN GRABNER Fig. 224, Abb. 260
H. 44,2 cm, B. 34-34,5 cm.
Ehemals in Lhs. nord VI oder nord VII (Würfel, 1766, S. 453).
Erhaltung: Das in der Höhe stark beschnittene Rechteckfeld
präsentiert sich heute als Pasticcio aus alten, teils gegeneinander
verschobenen Partien des Wappens sowie den im 19. Jh. zuge-
fügten Ergänzungen der beiden überkreuzten Schaufeln. Die
originalen blauen, weißen und roten Gläser sind flächig korro-
diert; die Bemalung, auch in den Rankengründen, stellenweise
stark abgerieben. Bleinetz im 19. Jh. erneuert.
Ikonographie, Ornament: Das ratsfähige Nürnberger Ge-
schlecht der Grabner ist bereits 1458 erloschen20. Deren Wappen
zeigt im roten Schild zwei gekreuzte silberne Grabspaten. Allein
der kurvierte Blattrankengrund, der das Wappenfragment
hinterfängt, ist so typisch für Glasmalereien Nürnberger Prove-
nienz vom Ende des 14. Jh., daß wir hier - im Hinblick auf die
Baugeschichte der Johanniskirche - mit guten Gründen auf den
einzig erhaltenen Rest der ursprünglichen Farbverglasung
schließen dürfen. Dabei muß offen bleiben, ob das Wappenfrag-
ment eher im 1377 bzw. 1382 geweihten Chor oder erst im 1395
geweihten Langhaus seinen ehemaligen Fensterplatz besessen
hat. Ein zweites typisches Hintergrundornament des späten 14.
Jh., das Nierenblatt, ist in einem unzugehörigen alten Flickstück
vertreten.
Farbigkeit: Weiße Schaufeln und Teile roter Helmdecken vor
blauem Blattrankengrund mit eingestreuten gelben Rosetten.
Stil, Datierung: Nürnberg, 3. Viertel 14. Jh. Deckungsgleiche
Blattgründe sind mehrfach in den Farbfenstern von St. Martha in
Nürnberg oder auch in Markt Erlbach wiederzufinden (vgl.
Abb. 195). CVMA K 12574
4a WEIBLICHE STIFTERFIGUREN NÜTZEL
UND STREITBERGER Fig. 222, 225, Abb. 241
H. 81 cm, B. 33,5-34 cm.
Ehemals Schürstab-Fenster Lhs. süd IV, 4a (Würfel, 1766,
S. 442 f.).
Inschriften: In den beiden Spruchbändern der Stifter steht in
gotischer Minuskel: miseremey ■ deo und • ora • pro ■ me.
Erhaltung: Bis auf marginale Ergänzungen im Randbereich ori-
ginale Glassubstanz; Randstreifen unten angesetzt. Im roten
Mantel innenseitiger Lochfraß. Bemalung in Köpfen und
Gewändern, insbesondere auf hellgrünem Glas stärker berieben.
Verbleiung mit flachen breiten Bleiruten im 19. Jh. erneuert.
Ikonographie, Komposition: Die beiden knienden Stifterinnen
sind anhand der Wappen als Angehörige der Nürnberger Fami-
lien Nützel respektive Streitberger (falsch tingiert), d.h. als Ehe-
frauen Leopold Schürstabs (f 1379 oder 1380) zu identifizie-
ren21. Das Wappen der Kunigunde Nützel zeigt in Rot das
silberne Liliendreieck, das Wappen der Gertrud von Streitberg in
Silber (statt in Rot) eine Sichel mit blauer Schneide und gold-sil-
bern gestreiftem Griff.
Bereits Knappe hat darauf hingewiesen, daß die »Schürstab-
scheiben« insgesamt »einen gewissen Historismus« offenbaren,
dergestalt, daß die weiblichen Stifterfiguren in ihrer Kleider-
tracht, den Hauben mit den welligen Rändern (eine Art Krüseler)
und den Halskrausen, eindeutig die Mode der Zeit um 1370/80
reflektieren, als die Johanniskirche ihre erste Farbverglasung
erhalten hatte22. Offensichtlich handelte es sich um die Verneu-
ung einer Schürstabschen Fensterstiftung des 14. Jh., die anhand
der zugehörigen Rundwappen um 1500 nur mit einem gemeinsa-
men Engagement der Vettern Sebald, Hans und Hieronymus
Schürstab in Verbindung gebracht werden kann (vgl. S. 3 4 2)23.
Farbigkeit, Ornament: Kniende Stifterin vorn in rotem Mantel
über grünem Kleid, Stifterin hinten in grünem Mantel über
rotem Kleid. Hauben, Inkarnate und Spruchbänder weiß. Bild-
raum: Boden graugrün, Mauer rosabraun, dunkelblauer Damast-
grund: Straßburger Muster A (X, 30) und gelber Rundbogen-
schluß. Wappen s. Ikonographie.
Stil, Datierung: Nürnberg, um 1495 (Werkstatt Veit Hirsvogel
d.Ä.). CVMA K 12575
4b WAPPEN SCHÜRSTAB Fig. 225, Abb. 242
H. 78,5 cm, B. 35,7 cm.
Ehemals Schürstab-Fenster Lhs. süd IV, 4b (Würfel, 1766,
S. 442 f.).
Erhaltung: Drei größere neutrale Ergänzungen des 19. Jh. im
Rundbogen und im Wappenschild wurden im Zuge der letzten
Restaurierung in der Werkstatt Frenzei rekonstruktiv übermalt,
20 Schöler, 1975, S. 50, Taf. 144; vgl. die Grabner-Genealogie im Hal-
lerbuch (StAN, Rep. 52% Nr. 211, fol. 31^-319).
21 Würfel, 1766, S. 443, teils irrtümlich als Wappen der Graser und der
Nützel identifiziert.
22 Knappe, Bamberger Fenster, 1961, S. 38.
23 Schürstab-Genealogie im Hallerbuch (StAN, Rep 52% Nr. 211, fol.
219h, 222).