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Scholz, Hartmut
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Mittelfranken und Nürnberg (extra muros): Text — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 10,1, Teil 1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.52869#0364

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NÜRNBERG • ST. PETER UND PAUL

359

CHORFENSTER süd II

Fig. 244E, Abb. 264E

Lichtes Gesamtmaß: H. ca. 4,70 m, B. 1,42 m.
Dreibahniges Fenster von fünf Zeilen, drei Kopfscheiben und Maßwerkcouronnement mit zentralem Dreipaß und
zwei seitlichen Zwickelformen. Nur in der zweiten Zeile sitzen farbige Glasgemälde; der Rest des Fensters besitzt eine
graugetönte Blankverglasung in Butzenimitation. Keine Schutzverglasung.

2b WAPPEN MUFFEL MIT BEISCHILD LÖFFELHOLZ
Fig. 244, Abb. 264
H. 81,5 cm, B. 40,5 cm.
Ehemals mit dem Wappen von Nikolaus IV. Muffel (n II, 2b) und
der Verkündigung (n II, 2c) zusammengehörig.
Erhaltung: Durch einige großflächige Reparaturen in Schild,
Helmzier und Randbereich sowie zahlreiche, zu verschiedenen
Zeiten ausgeflickte Lücken in der Lesbarkeit stark beeinträch-
tigt. In den originalen blauen, roten und weißen Gläsern ist
Transparenz und Farbwirkung durch außenseitige Flächenkor-
rosion und Verbräunung massiv getrübt. Zahlreiche Sprungbleie.
Am unteren Rand mit alten Flicken ca. 3 cm angestückt. Bleinetz
erneuert.


Fig. 244. ES Chors II, 2b.

Ikonographie: Wappen des ratsfähigen Nürnberger Geschlechts
der Muffel mit gespaltenem Schild: vorn in Rot ein silberner
Fisch, hinten in Gold ein schwarzer Löwe; Helmzier über
grauem Stechhelm und schwarz-silbernen Decken; als Kleinod
ein weißer Brackenrumpf. Im kleinen Beischild sieht man verein-
facht tingiert das weiße Lämmlein der Nürnberger Patrizierfa-
milie Löffelholz. Die Allianz bezieht sich auf Gabriel Muffel von
und zu Eschenau und Eckenheid (f 1498) und dessen erste
Gemahlin Ursula Löffelholz (f 1485)15.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Wappen s. Ikonographie.
Bildrahmung mit weiß-blaßgelbem Rundbogen auf bernstein-
gelben Kapitellen, weiß-violett gespaltenen Pfeilerstützen und
gelben Postamenten; dazwischen olivgrüner Rasenboden und
blauer Fiederrankengrund.
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, um 1470/80.
Da das Beischild der zweiten Frau Gabriel Muffels, Katharina
Tücher, fehlt, muß die Fensterstiftung noch zu Lebzeiten von
Ursula Löffelholz erfolgt sein.
CVMA K 12597

2c WAPPEN IMHOFF MIT BEISCHILD FÜTTERER
Fig. 245, Abb. 265
H. 81,5 cm, B. 40,5 cm.
Ehemals mit dem Wappen des Hans Imhoff (s III, 2b) in einer
gemeinsamen Fensterstiftung untergebracht.
Erhaltung: Ruinös; am rechten Rand stärker beschnitten; durch
viele alte Flickstücke, umfangreiche neutrale Reparaturen von
1948, ungezählte Sprungbleie und weitgehend abgewitterte
Malerei extrem geschädigt. In den originalen Rotgläsern des
Schildes, Resten der rot-gelben Helmdecken und im blauen
Rankengrund außenseitig fortgeschrittene Flächenkorrosion.
Bleinetz erneuert.
Ikonographie: Das Wappen des ratsfähigen Nürnberger Ge-
schlechts der Imhoff zeigt einen geschwänzten goldenen Löwen
in Rot; als Helmzier (durch unzugehörige Flicken massiv
gestört) über weiß-verbräuntem Stechhelm rot-goldene Helm-
decken und das wiederholte Wappenbild. Der kleine abgewit-
terte Beischild erweist sich im Streiflicht als das vereinfacht fin-
gierte Wappen der Nürnberger Patrizierfamilie Fütterer mit dem
silbernen Sparren und drei silbernen Sternen im roten (hier wei-
ßen) Schild16. Damit bezieht sich die Scheibe auf Konrad Imhoff
(t 1486), den älteren Bruder von Hans Imhoff (süd III, 2b), der in
erster Ehe mit Anna Fütterer, in zweiter Ehe mit Katharina
Kammermeister verheiratet war17. Sehr wahrscheinlich war
anstelle der großen Flickstücke im linken unteren Eck einst das
Kammermeister-Wappen zu sehen.
Komposition, Farbigkeit, Ornament: Wappen s. Ikonographie.
Rahmung und Bildraum durch zahlreiche Flickstücke massiv
verunklärt: weißer Rundbogen auf graublauen Stützen mit rosa
Postamenten und Kapitellen; blau gestirnter Hintergrund.
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, um 1470/80 (vgl. s III, 2b).
CVMA K 12598

Fig. 245. ES Chors II, 2c.


15 Biedermann, 1748, Tab. CCCCLXXXV.
16 Schöler, 1975, Taf. 32.
17 Biedermann, 1748, Tab. CCXVI.
 
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