DIE SCHEIBEN DES FRÜHEN 16. JAHRHUNDERTS
389
CHORFENSTER süd III
Fig. 277!., Abb. 291 f.
Großes gotisches Spitzbogenfenster, das durch einfache Eisenarmierungen in zwei Bahnen und drei Zeilen, einschließ-
lich der Bogenfelder, unterteilt wird. Die beiden Glasgemälde sind in der unteren Zeile in die umgebende farblose
Rechteckverglasung des Fensters eingelassen; das Fenster besitzt keine Schutzverglasung.
1a Hl. VEIT Fig. 277!., Abb. 292
H. 79,5-80 cm, B. 37,5-38 cm.
Erhaltung: Abgesehen von der überwiegend erneuerten Rah-
menarchitektur und vier größeren ergänzten Stücke im damas-
zierten Gewand des Heiligen, im Damastgrund und im Fliesen-
boden, fällt insbesondere der gleichfalls von Kellner im späten
19. Jh. ersetzte Kopf des Heiligen störend ins Gewicht. Korro-
sion zeigt lediglich das rote Farbglas der beiden Schuhe. Ausge-
zeichnet in der Substanz ist die stark deckende Schwarzlotmale-
rei der Muster in Gewand und Grund samt den Halbtonpartien
mit aufwendig ausgekratzten Lichtern. Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Gemäß der Bildtradition erscheint
der Hl. Veit, Patron der Pfarrkirche Ottensoos und den Vierzehn
Nothelfern zugeteilt, als vornehmer Jüngling mit gelocktem
Haar, gekleidet in ein langes kostbar damasziertes Gewand. Als
Attribut seines Martyriums trägt er die Palme, darüber hinaus
ein Buch mit einem Hahn, der auf die legendäre Wirkungsstätte
des Heiligen am Fluß Siler, Alectorius locus (Hahnenort), bezo-
gen wurde15.
Farbigkeit: Im wesentlichen reduziert auf den Kontrast von
Gelb-Schwarz und Blau-Schwarz in den großflächigen Damast-
mustern von Gewand und Grund. Untergeordnete, schwache
Farbakzente markieren die roten Schuhe des Heiligen, der grau-
grüne Fliesenboden und die zartvioletten Postamente der rah-
menden weißen Kielbogenarkade mit ihren gelben Kapitellen.
Hände samt den Attributen Buch und Hahn weiß; Kopf weiß
mit silbergelben Haaren; Nimbus gelb.
Ornament: Gewand: Damastmuster C (X, 32); Hintergrund:
Damastmuster A (X, 30).
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, um 1504/5; Werkstatt Veit
Hirsvogel d.A.
CVMA A 12289, Großdia A 99/92
ib STRAHLENKRANZMADONNA Fig. 277E, Abb. 291
H. 77-77,5 cm, B. 37-37,5 cm.
Erhaltung: In Kopf, Mantel und Strahlenkranz geringfügig
ergänzt; ansonsten originale Substanz. Die grauvioletten Gläser
des Gewands haben ihre Transparenz durch rückseitig geschlos-
sene Korrosionsbeläge nahezu vollständig eingebüßt. Bema-
lungsverluste durch partiell abgeplatzte Konturen, Kratzspuren
und Abrieb sind vornehmlich in der Rahmenarkade, im Damast-
grund und im Strahlenkranz zu verzeichnen. Eine kleinere,
Fig. 278. ES s III, ib, la.
mehrfach gesprungene Scherbe am unteren Mantelzipfel rechts
wurde innenseitig doubliert. Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Die Gottesmutter mit Kind in der
Strahlenglorie zählt zu den bevorzugten Themen Nürnberger
Glasmalerei und durfte in keiner Fensterstiftung mit stehenden
Einzelfiguren fehlen. Als Modell der Marienfigur mit der vor
dem Unterkörper herübergezogenen Faltenschürze wäre - ange-
sichts der offenkundigen Abhängigkeit in der technischen Aus-
führung - auch ein mögliches Vorbild der Straßburger Glasmale-
rei in Betracht zu ziehen.
Farbigkeit: Reduziert auf das Weiß des Marienmantels, der
Arkade und der Inkarnate, das Gelb in Mondsichel, Strahlen-
kranz, Haaren und Nimben, das fahle Graugrün des Pflanzenbo-
dens, das Dunkelblau des Damasthintergrunds und das zarte
Amethystviolett der beiden Kapitelle; das ehemals kräftige,
dunkle Purpurviolett des Mariengewands ist heute leider nahezu
vollkommen opak.
Ornament: Hinter dem Strahlenkranz kleine Zwickel des Straß-
burger Nelkendamastmusters A (X, 30).
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, um 1504/5; Werkstatt Veit
Hirsvogel d.Ä.
CVMA A 12290, Großdia A 99/93
15 Braun, 1943, Sp. 737.
389
CHORFENSTER süd III
Fig. 277!., Abb. 291 f.
Großes gotisches Spitzbogenfenster, das durch einfache Eisenarmierungen in zwei Bahnen und drei Zeilen, einschließ-
lich der Bogenfelder, unterteilt wird. Die beiden Glasgemälde sind in der unteren Zeile in die umgebende farblose
Rechteckverglasung des Fensters eingelassen; das Fenster besitzt keine Schutzverglasung.
1a Hl. VEIT Fig. 277!., Abb. 292
H. 79,5-80 cm, B. 37,5-38 cm.
Erhaltung: Abgesehen von der überwiegend erneuerten Rah-
menarchitektur und vier größeren ergänzten Stücke im damas-
zierten Gewand des Heiligen, im Damastgrund und im Fliesen-
boden, fällt insbesondere der gleichfalls von Kellner im späten
19. Jh. ersetzte Kopf des Heiligen störend ins Gewicht. Korro-
sion zeigt lediglich das rote Farbglas der beiden Schuhe. Ausge-
zeichnet in der Substanz ist die stark deckende Schwarzlotmale-
rei der Muster in Gewand und Grund samt den Halbtonpartien
mit aufwendig ausgekratzten Lichtern. Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Gemäß der Bildtradition erscheint
der Hl. Veit, Patron der Pfarrkirche Ottensoos und den Vierzehn
Nothelfern zugeteilt, als vornehmer Jüngling mit gelocktem
Haar, gekleidet in ein langes kostbar damasziertes Gewand. Als
Attribut seines Martyriums trägt er die Palme, darüber hinaus
ein Buch mit einem Hahn, der auf die legendäre Wirkungsstätte
des Heiligen am Fluß Siler, Alectorius locus (Hahnenort), bezo-
gen wurde15.
Farbigkeit: Im wesentlichen reduziert auf den Kontrast von
Gelb-Schwarz und Blau-Schwarz in den großflächigen Damast-
mustern von Gewand und Grund. Untergeordnete, schwache
Farbakzente markieren die roten Schuhe des Heiligen, der grau-
grüne Fliesenboden und die zartvioletten Postamente der rah-
menden weißen Kielbogenarkade mit ihren gelben Kapitellen.
Hände samt den Attributen Buch und Hahn weiß; Kopf weiß
mit silbergelben Haaren; Nimbus gelb.
Ornament: Gewand: Damastmuster C (X, 32); Hintergrund:
Damastmuster A (X, 30).
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, um 1504/5; Werkstatt Veit
Hirsvogel d.A.
CVMA A 12289, Großdia A 99/92
ib STRAHLENKRANZMADONNA Fig. 277E, Abb. 291
H. 77-77,5 cm, B. 37-37,5 cm.
Erhaltung: In Kopf, Mantel und Strahlenkranz geringfügig
ergänzt; ansonsten originale Substanz. Die grauvioletten Gläser
des Gewands haben ihre Transparenz durch rückseitig geschlos-
sene Korrosionsbeläge nahezu vollständig eingebüßt. Bema-
lungsverluste durch partiell abgeplatzte Konturen, Kratzspuren
und Abrieb sind vornehmlich in der Rahmenarkade, im Damast-
grund und im Strahlenkranz zu verzeichnen. Eine kleinere,
Fig. 278. ES s III, ib, la.
mehrfach gesprungene Scherbe am unteren Mantelzipfel rechts
wurde innenseitig doubliert. Bleinetz erneuert.
Ikonographie, Komposition: Die Gottesmutter mit Kind in der
Strahlenglorie zählt zu den bevorzugten Themen Nürnberger
Glasmalerei und durfte in keiner Fensterstiftung mit stehenden
Einzelfiguren fehlen. Als Modell der Marienfigur mit der vor
dem Unterkörper herübergezogenen Faltenschürze wäre - ange-
sichts der offenkundigen Abhängigkeit in der technischen Aus-
führung - auch ein mögliches Vorbild der Straßburger Glasmale-
rei in Betracht zu ziehen.
Farbigkeit: Reduziert auf das Weiß des Marienmantels, der
Arkade und der Inkarnate, das Gelb in Mondsichel, Strahlen-
kranz, Haaren und Nimben, das fahle Graugrün des Pflanzenbo-
dens, das Dunkelblau des Damasthintergrunds und das zarte
Amethystviolett der beiden Kapitelle; das ehemals kräftige,
dunkle Purpurviolett des Mariengewands ist heute leider nahezu
vollkommen opak.
Ornament: Hinter dem Strahlenkranz kleine Zwickel des Straß-
burger Nelkendamastmusters A (X, 30).
Technik, Stil, Datierung: Nürnberg, um 1504/5; Werkstatt Veit
Hirsvogel d.Ä.
CVMA A 12290, Großdia A 99/93
15 Braun, 1943, Sp. 737.