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ROTHENBURG • STADTKIRCHE ST. JAKOB
i4/i5a-c MARIENTOD Fig. 34if., Abb. 358, 375
H./B. i4a: 94,5-95/45,5, b: 94,5/45,2, c: 93,5-94,5/4 5-4 5,5;
15a: 94,5/46, b: 94,5-95/45,5, c: 95/4.5,5 cm.
Inschriften: Im aufgeschlagenen Buch des rechts stehenden Apo-
stels eine nicht zu deutende Buchstabenfolge in gotischer Minu-
skel.
Erhaltung: In Rahmen und Hintergründen der Felder i4a, 15a
und 15 b, doch kaum in den figürlichen Partien, von Kellner ver-
gleichsweise umfangreich ergänzt. In nahezu allen alten Gläsern
rückseitig feste flächendeckende Verwitterungsschichten, innen-
seitiger Lochfraß in den Köpfen Christi und des vorn knienden
Jüngers mit der Kerze. Zahlreiche Sprungbleie, in den Köpfen
zuletzt von Frenzei entfernt und die Sprünge geklebt. Durchge-
hend mehr oder minder gravierende Kratzspuren einer frühen
Reinigung und die damit verbundene Schädigung der Malschich-
ten. Partielle Reste der alten Verbleiung im durchlaufenden Tep-
pichgrund von i4a und 15c; Bleinetz im übrigen von Zettler
erneuert.
Ikonographie, Komposition: Konkrete Vorstellungen über Tod
und Himmelfahrt Mariae gehen ausnahmslos auf apokryphe
Schriften wie das unter dem Pseudonym des Apostels Johannes
bekannte Liber de dormitione sanctae Deiparae zurück, die über
verschiedenste Textredaktionen, Legendensammlungen - hier
vorzugsweise die Legenda aurea des Jacobus de Voragine - und
Predigten zum Fest der Dormitio (später Assumptio Beatae
Mariae Virginis) Verbreitung fanden150. Die jetzige (nicht
ursprüngliche?) Abschluß-Szene des Freuden-Marien-Fensters
in Rothenburg zeigt Maria im Kreis der Apostel auf dem Toten-
lager. Oberhalb der schräggestellten Bettstatt schwebt, gesäumt
durch ein Wolkenband, die Halbfigur Christi, die die Seele
Marias in Gestalt einer kleinen nackten Figur zu sich nimmt. Das
aufgeschlagene Buch des äußersten rechten Apostels, das Kreuz
am Kopfende des Lagers und die entzündeten Kerzen unterstrei-
chen die Feier des Toten-Offiziums.
Farbigkeit, Ornament: Im Zentrum Maria in purpurnem
Gewand, hellblauem Mantel mit rotem Futter und weißer Brust-
schließe; Nimbus gelb. Die schräggestellte Bettstatt gelb mit wei-
ßem Bezug; der Kopf der Gottesmutter ruht auf einem grünen
Kissen. Vor und hinter dem Totenbett zwei kerzenhaltende Apo-
stel: vorn Kniender mit weißer Albe, grün/violettem Mantel und
rosabraunem Nimbus; Kerze gelb mit roter Flamme. Rechts Ste-
hender mit rotem, gelb gefüttertem Mantel, blauvioletter Tunika
und purpurrosa Nimbus; Kerze weiß mit roter Flamme. Verteilt
150 Eine ausführliche Übersicht über die apokryphen Schriften und
deren Bearbeitungen gibt Schiller, IV,2, 19S0, S. 83-147; zur Fassung
der Legenda aurea vgl. Benz, 91979, S. 583-609. Vgl. außerdem Gertrud
Holzherr, Die Darstellung des Marienrodes im Spätmittelalter, Phil.
Diss. Tübingen 1971; Josef Myslivec, in: LCI, IV, 1972, Sp. 333-338.
ROTHENBURG • STADTKIRCHE ST. JAKOB
i4/i5a-c MARIENTOD Fig. 34if., Abb. 358, 375
H./B. i4a: 94,5-95/45,5, b: 94,5/45,2, c: 93,5-94,5/4 5-4 5,5;
15a: 94,5/46, b: 94,5-95/45,5, c: 95/4.5,5 cm.
Inschriften: Im aufgeschlagenen Buch des rechts stehenden Apo-
stels eine nicht zu deutende Buchstabenfolge in gotischer Minu-
skel.
Erhaltung: In Rahmen und Hintergründen der Felder i4a, 15a
und 15 b, doch kaum in den figürlichen Partien, von Kellner ver-
gleichsweise umfangreich ergänzt. In nahezu allen alten Gläsern
rückseitig feste flächendeckende Verwitterungsschichten, innen-
seitiger Lochfraß in den Köpfen Christi und des vorn knienden
Jüngers mit der Kerze. Zahlreiche Sprungbleie, in den Köpfen
zuletzt von Frenzei entfernt und die Sprünge geklebt. Durchge-
hend mehr oder minder gravierende Kratzspuren einer frühen
Reinigung und die damit verbundene Schädigung der Malschich-
ten. Partielle Reste der alten Verbleiung im durchlaufenden Tep-
pichgrund von i4a und 15c; Bleinetz im übrigen von Zettler
erneuert.
Ikonographie, Komposition: Konkrete Vorstellungen über Tod
und Himmelfahrt Mariae gehen ausnahmslos auf apokryphe
Schriften wie das unter dem Pseudonym des Apostels Johannes
bekannte Liber de dormitione sanctae Deiparae zurück, die über
verschiedenste Textredaktionen, Legendensammlungen - hier
vorzugsweise die Legenda aurea des Jacobus de Voragine - und
Predigten zum Fest der Dormitio (später Assumptio Beatae
Mariae Virginis) Verbreitung fanden150. Die jetzige (nicht
ursprüngliche?) Abschluß-Szene des Freuden-Marien-Fensters
in Rothenburg zeigt Maria im Kreis der Apostel auf dem Toten-
lager. Oberhalb der schräggestellten Bettstatt schwebt, gesäumt
durch ein Wolkenband, die Halbfigur Christi, die die Seele
Marias in Gestalt einer kleinen nackten Figur zu sich nimmt. Das
aufgeschlagene Buch des äußersten rechten Apostels, das Kreuz
am Kopfende des Lagers und die entzündeten Kerzen unterstrei-
chen die Feier des Toten-Offiziums.
Farbigkeit, Ornament: Im Zentrum Maria in purpurnem
Gewand, hellblauem Mantel mit rotem Futter und weißer Brust-
schließe; Nimbus gelb. Die schräggestellte Bettstatt gelb mit wei-
ßem Bezug; der Kopf der Gottesmutter ruht auf einem grünen
Kissen. Vor und hinter dem Totenbett zwei kerzenhaltende Apo-
stel: vorn Kniender mit weißer Albe, grün/violettem Mantel und
rosabraunem Nimbus; Kerze gelb mit roter Flamme. Rechts Ste-
hender mit rotem, gelb gefüttertem Mantel, blauvioletter Tunika
und purpurrosa Nimbus; Kerze weiß mit roter Flamme. Verteilt
150 Eine ausführliche Übersicht über die apokryphen Schriften und
deren Bearbeitungen gibt Schiller, IV,2, 19S0, S. 83-147; zur Fassung
der Legenda aurea vgl. Benz, 91979, S. 583-609. Vgl. außerdem Gertrud
Holzherr, Die Darstellung des Marienrodes im Spätmittelalter, Phil.
Diss. Tübingen 1971; Josef Myslivec, in: LCI, IV, 1972, Sp. 333-338.