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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0014

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EINFÜHRENDE HINWEISE UND ERLÄUTERUNGEN

U


III,43 111,44


111,42. Gerahmte Kreuzblattquadrate mit zentralen Blüten. Ehemals Hersfeld, Stadtkirche (Kassel-Wilhelmshöhe, Löwen-
burg-Kapelle, Nr. 21). Nordhessen oder Niedersachsen, 3. Viertel 14. Jh. (vgl. Abb. 153). - 111,43. Diamantquader mit zen-
tralen Kreuzblättern. Ehemals Hersfeld, Stadtkirche (Kassel-Wilhelmshöhe, Löwenburg-Kapelle, Nr. 13). Nordhessen oder
Niedersachsen, 3. Viertel 14. Jh. (vgl. Abb. 152). - III, 44. Diamantquader mit zentralen Blüten. Marburg, Elisabethkirche,
Nordkonche n X, 4b. Marburg, um 1300-1310 (vgl. Abb. 328).

Eva Frodl-Kraft, Die Glasmalerei. Entwicklung, Technik, Eigenart, Wien/München 1970. Folgende Werke bieten
zugleich einen Überblick über die deutschen Glasmalereibestände: Hermann Schmitz, Einführung, in: Die Glasge-
mälde des Königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin, I, Berlin 1913; Hans Wentzel, Meisterwerke der Glasma-
lerei, Berlin H954; Rüdiger Becksmann, Deutsche Glasmalerei des Mittelalters, I: Voraussetzungen, Entwicklungen,
Zusammenhänge, Berlin 1995.
Zur Erhaltung mittelalterlicher Glasmalereien: Glasgemälde waren stets der Zerstörung durch Hagel,
Sturm und Steinwürfe ausgesetzt. Im Mittelalter wurden sie ständig gepflegt und ausgebessert, in nachmittelalterlicher
Zeit jedoch immer mehr vernachlässigt. Unermessliches ging durch den Bildersturm, die Kriege des 17. Jahrhunderts,
das Lichtbedürfnis der Aufklärung und nicht zuletzt durch die Verschleuderung kirchlichen Kunstgutes im Zuge der
Säkularisation zugrunde. Erst mit der romantischen Begeisterung für die Kunst des Mittelalters nahm man sich der
Glasmalerei wieder an. Grundlegende Restaurierungen folgten. Heute sind die Farbfenster jedoch überall dort, wo
keine Sicherungsmaßnahmen getroffen werden, unausweichlich vom Zerfall bedroht.
Mittelalterliche Farbgläser sind freilich schon aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung und physikalischen
Struktur durch die ständige Einwirkung von Wasser (Regen, Tau) einem natürlichen Alterungsprozess unterworfen,
der ein Irisieren bzw. Blindwerden der Scheiben bewirkt. Seit der Industrialisierung wird dieser Zersetzungsprozess
durch Schadstoffe in der Atmosphäre (vor allem Schwefeldioxyd) beschleunigt; in den letzten Jahrzehnten hat er
katastrophale Ausmaße angenommen. Die in Verbindung mit Feuchtigkeit entstehende Schwefelsäure zerfrisst die
Glasoberfläche {Lochfraß) und zersetzt dabei die Glassubstanz. Der so entstehende Sulfatbelag verursacht nicht nur
eine Transparenzminderung, sondern meist auch den Verlust der außenseitigen Bemalung. Bei Schwitzwasserbildung
bleibt auch die Bemalung der Innenseite nicht verschont; Lotausbrüche sind die Folge.
Die einzige derzeit vertretbare Maßnahme zur Sicherung der Farbfenster besteht in der Anbringung einer isother-
malen Außenschutzverglasung, bei welcher die originalen Scheiben auf einer Stahlkonstruktion in den Innenraum
versetzt und damit vor atmosphärischen Einflüssen geschützt werden (ausführlich Stefan Oidtmann, Die Schutz-
verglasung - eine wirksame Schutzmaßnahme gegen Korrosion an wertvollen Glasmalereien, Aachen 1994). Im Zuge
dieser Versetzung werden die Felder nicht nur mit stabilen Rahmen versehen, sondern meist auch verbreitert. Da die
 
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