ANHANG: VERLORENE ODER VERSCHOLLENE SCHEIBEN
EHEMALS FRITZLAR, MINORITENKIRCHE
UND -KLOSTER
Bibliographie: Drach 1909, S. 116, 119, Taf. 87, 146 (bildet ein
Kirchenfenster mit Resten mittelalterlicher Glasmalerei im
Maßwerk ab und überliefert Wappenstiftungen im Kreuzgang
des Klosters).
Mit der Errichtung der Klosterkirche wurde nach 1300 begon-
nen. Sie ersetzte einen älteren Vorgängerbau der Franziskaner,
die sich bereits 1237 in der Stadt niedergelassen hatten. An ein
zweischiffiges Hallenlanghaus schließt in Mittelschiffbreite
ein ebenso langer dreiwöchiger Chor mit 5/8-Schluss an. Das
Mittelschiff öffnet sich zur südlichen Abseite mit einer Arkatur
aus Rund- und Achteckpfeilern. Chor und Langhaus werden
auf der Südseite von großen dreibahnigen Maßwerkfenstern er-
leuchtet. Die Langhausfenster zeigen einheitliche Maßwerkfor-
mationen mit erhöhten Mittellanzetten, die ein Bogenviereck
mit eingeschriebenem Vierpass jonglieren, und seitlich schräg
liegende geschweifte Bogendreiecke mit gespitzten Dreipässen
(Fig. 636).
Ohne im Text explizit darauf einzugehen, liefert der Inventar-
band von Karl A. von Drach einen Hinweis auf damals noch
vorhandene Glasmalereien. Außenseitige Detailaufnahmen
zeigen mittelalterliche Verglasungsreste im Maßwerk (Fig. 637).
Dagegen sind die Lanzetten bereits mit einer barocken Waben-
verglasung versehen, die zur Zeit der Wiederbesiedelung des
Fig. 637. Reste mittelalterlicher Maßwerkverglasung
(Repro aus Drach 1909).
Klosters im Jahr 1619, spätestens jedoch im 18. Jh. eingebracht
worden sein dürfte; damals war es zu größeren Umbaumaß-
nahmen am Klostergebäude gekommen. Die Verglasung der
Mittelbahn lässt ein Pflanzenschlingenmotiv um ein zentrales
fünfteiliges Blatt oder eine Rosette erkennen, in den Außen-
bahnen liegen geometrisierte Blattmotive. Die Dreipässe tragen
Fruchtdolden, wie man sie erst im frühen 15. Jh., so etwa in den
Maßwerkfüllungen zu Dagobertshausen, antrifft. Der Vierpass
schließlich trägt ein Rosettenmotiv mit fünffingrigen Blatt-
formen, die zu den Passlappen hin ausstrahlen.
In den Fenstern des alten Kreuzgangs sollen Wappen Fritzlarer
Familien zu sehen gewesen sein, die zum Bau des Klosters bei-
getragen hatten1. Im Jahr 1728 ließ man den erneuerten Kreuz-
gang mit barocken Wappenscheiben schmücken und bat hierzu
die Stiftsherrn um Spenden. Die Reste mittelalterlicher Glas-
malerei sind wahrscheinlich im Zuge der Modernisierung der
Kirche zu Beginn der I93oer-Jahre beiseite geschafft worden2.
EHEMALS FULDA, BENEDIKTINERINNENKLOSTER
Bibliographie: Dolff-Bonekämper 1985, S. 114E, 353 (zitiert
den Bericht Rommels zu Glasmalereifunden in Hessen).
Im Jahr 1827 wurde der kurhessische Archivdirektor Christoph
(von) Rommel beauftragt, nach Resten alter Glasmalerei zu su-
1 Drach 1909, S. 119.
2 Conrad Dammeier, Die Umgestaltung der ehemaligen Minoriten-
kirche in Fritzlar, in: Die Denkmalpflege. Zs. für Denkmalpflege und
Heimatschutz 34, 1932, S. 106-108.
Fig. 636. Fritzlar, Minoritenkirche. Ansicht von Süden.
EHEMALS FRITZLAR, MINORITENKIRCHE
UND -KLOSTER
Bibliographie: Drach 1909, S. 116, 119, Taf. 87, 146 (bildet ein
Kirchenfenster mit Resten mittelalterlicher Glasmalerei im
Maßwerk ab und überliefert Wappenstiftungen im Kreuzgang
des Klosters).
Mit der Errichtung der Klosterkirche wurde nach 1300 begon-
nen. Sie ersetzte einen älteren Vorgängerbau der Franziskaner,
die sich bereits 1237 in der Stadt niedergelassen hatten. An ein
zweischiffiges Hallenlanghaus schließt in Mittelschiffbreite
ein ebenso langer dreiwöchiger Chor mit 5/8-Schluss an. Das
Mittelschiff öffnet sich zur südlichen Abseite mit einer Arkatur
aus Rund- und Achteckpfeilern. Chor und Langhaus werden
auf der Südseite von großen dreibahnigen Maßwerkfenstern er-
leuchtet. Die Langhausfenster zeigen einheitliche Maßwerkfor-
mationen mit erhöhten Mittellanzetten, die ein Bogenviereck
mit eingeschriebenem Vierpass jonglieren, und seitlich schräg
liegende geschweifte Bogendreiecke mit gespitzten Dreipässen
(Fig. 636).
Ohne im Text explizit darauf einzugehen, liefert der Inventar-
band von Karl A. von Drach einen Hinweis auf damals noch
vorhandene Glasmalereien. Außenseitige Detailaufnahmen
zeigen mittelalterliche Verglasungsreste im Maßwerk (Fig. 637).
Dagegen sind die Lanzetten bereits mit einer barocken Waben-
verglasung versehen, die zur Zeit der Wiederbesiedelung des
Fig. 637. Reste mittelalterlicher Maßwerkverglasung
(Repro aus Drach 1909).
Klosters im Jahr 1619, spätestens jedoch im 18. Jh. eingebracht
worden sein dürfte; damals war es zu größeren Umbaumaß-
nahmen am Klostergebäude gekommen. Die Verglasung der
Mittelbahn lässt ein Pflanzenschlingenmotiv um ein zentrales
fünfteiliges Blatt oder eine Rosette erkennen, in den Außen-
bahnen liegen geometrisierte Blattmotive. Die Dreipässe tragen
Fruchtdolden, wie man sie erst im frühen 15. Jh., so etwa in den
Maßwerkfüllungen zu Dagobertshausen, antrifft. Der Vierpass
schließlich trägt ein Rosettenmotiv mit fünffingrigen Blatt-
formen, die zu den Passlappen hin ausstrahlen.
In den Fenstern des alten Kreuzgangs sollen Wappen Fritzlarer
Familien zu sehen gewesen sein, die zum Bau des Klosters bei-
getragen hatten1. Im Jahr 1728 ließ man den erneuerten Kreuz-
gang mit barocken Wappenscheiben schmücken und bat hierzu
die Stiftsherrn um Spenden. Die Reste mittelalterlicher Glas-
malerei sind wahrscheinlich im Zuge der Modernisierung der
Kirche zu Beginn der I93oer-Jahre beiseite geschafft worden2.
EHEMALS FULDA, BENEDIKTINERINNENKLOSTER
Bibliographie: Dolff-Bonekämper 1985, S. 114E, 353 (zitiert
den Bericht Rommels zu Glasmalereifunden in Hessen).
Im Jahr 1827 wurde der kurhessische Archivdirektor Christoph
(von) Rommel beauftragt, nach Resten alter Glasmalerei zu su-
1 Drach 1909, S. 119.
2 Conrad Dammeier, Die Umgestaltung der ehemaligen Minoriten-
kirche in Fritzlar, in: Die Denkmalpflege. Zs. für Denkmalpflege und
Heimatschutz 34, 1932, S. 106-108.
Fig. 636. Fritzlar, Minoritenkirche. Ansicht von Süden.