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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0516

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REGESTEN

In den Regesten sind schriftliche Belege zusammengestellt, die sich unmittelbar auf erhaltene oder verlorene Farbver-
glasungen beziehen. Sie bestehen aus Quellentexten, denen knappe Angaben über Ort und Zeit sowie über Verfasser
und literarische Form vorangestellt werden. Angefügt sind Hinweise auf den derzeitigen Aufbewahrungsort der Ori-
ginale sowie auf vorliegende Editionen. Im Rahmen des CVMA können die hier veröffentlichten Archivalien nicht
in historisch-kritischer Form, sondern nur als Lesetexte geboten werden. Daher beschränken sich die für ein zurei-
chendes Verständnis der Texte notwendigen Erläuterungen auf ein Mindestmaß.

EHEMALS ALTENBERG, KLOSTERKIRCHE
i Braunfels iÖ43ff.
Petrus Diederich1, von 1643 bis 1653/54 Prior in Altenberg,
dann Abt in Rommersdorf, erwähnt in seiner frühestens 1643
begonnenen, zur Hauptsache aber in Rommersdorf verfassten
Klosterchronik Azztz^zt^tes monasterii Aldenbergensis im Zuge
einer Beschreibung des Nonnenchores und einer Sammlung
verschiedener Archivalien und Wappen einzelne Glasgemälde,
jedoch nur unter genealogisch-heraldischem Gesichtspunkt.
Der Jungffern chor ist ein sehr schöner heller hoher chor, hat
fünfzehn große fenster von gebrandem gefärbtem glaß, stehet in
jglichem ein wapen, welche wapen ich biß noch nicht eigentlich
kenne, in einem fenster so auf der lincken seyten und gegen dem
altar auf dem Jungffern chor stehet, ist das wapen, ein weiß
gesatteltpferdt, mit einem gelben zäum, und in einem roden stall
oder feil, und daroben stehet dieße wort Andreas Rex Ungariae,
Gertrudis ist also diesses wapen das Ungarisch Königliches altes
wapen, und weile beatae nostrae Gertrudis altvatters Andreas,
und die altmutter Gertrudis haben geheissen. Und König und
Königin in Ungarn sint gewessen, ist glaublich daß S. Elisabethae
eitern, beatae Gertrudis alt eitern, dießes fenster haben machen
lassen oder denen zu gedachtnuß von deren erben daß fenster
haben machen lassen und in unsere kirch gegeben undaufgericht
ist worden, in den andern fenster darbeneben zum hohen Altar
zu ist daß gräflicheß Ziegenhainisch wapen, alß nemblich ein
weisser Stern in schwartzem feil und undig dießen Stern ein
gelbes feil stehet an dießem wapen mechtildis de Ziegenhain, daß
also gräffin mechtilt von Ziegenhain dießeß fenster hat machen
lassen gegen diessen fenster über auf der rechten seyten in dem
fenster ist das Nassauwische wapen, und darin eingebrandt diesse
worth otto comes, agnes de nassowe, haben also graffe Otto,
undt gräffin Agnes dieseß fenster machen lassen, die zwey große
fenstern hinder dem hohen altar hat keyser Adolpfuß der graffe
von Nassauw undt seine gemahlin die keyßerin genandt. Ist
eine geborne gräffin von limpurg graff gerlachs tochter geweßen
machen lassen, den in solchem fenster stehet ein schwartzer
Addier, in einem gelben feil, undt darüber Adolpfus Romanorum
rex, Imagina regina; ist aber kayßer Adolpfus der nassauwische
graaf in anno 1298 bey Speyer von hertzog Albrechten zu
Osterrich erschlagen, und also dieße fenster sind vorm 1298
jahre augericht worden; daß auch obgedachter graff gerlach
von limpurgg die fenster obig der kirchen Thore hat machen
laßen bezeuget sein wappen undt seines nahmens underschrifft
wie hernach pagina 160 vermeldett wird, [späterer Nachtrag]
In dem großen fenster in choro virginum stanti e regione cornu
epistulae ist landgraff Ludwig des probi S. Elisabethae mariti

wappen undt figura valedicentis supra equum S. sue uxori dum
in sacram militiam abiret. Durat adhuc diese fenster et figura et
wappen Anno 166].
Von ettlichen wappen so in unser kirchen fenstern seindt.
Anno 1654 den 29 martii habe ich mich auff einer layder bis an
die kirchen fenstern /: den lieben antiquiteten wegen :/ gewaget
und zwar in der fenstern obigs der kirchen thor stehet ein wappen
in der fenstern sambt einem mannsbildt mit einem schwert in der
handt habendes, mit dieser subscription Gerlacus de Limporgh
undt ist dieser gerlacus ein graff von limporgh gewesen, vielleicht
ein vatter kayserin meynae Kaysers Adolfi gemahlin, oder auch
eine Schwester oder agnata der zu aldenberg gewesenen frauwen
meisterin gräffin meynae von limporgh. Undt wie mir referirt ist
worden soll Gerlacus Comes de limporg des franciscaner mans
closter in limpuorg an der lahn fundirt haben werre demnach
dieß closter ein gar merkliches altten als das franciscaner mans
closter zu limporgh. Strack gegen diesem fenster über da der
jungfern chortrap angehet, stehet auch ein weibs bildt sambt
einem grafflichem wappen mit dieser underschrift Elizabetha
comitissa de syna; ist vielleicht iziger sprach nach elizabeth
gräfin von Sayns. In der fenstern strak nach diesem fenstern
an der canzel oder jungfern chor thorr, ist auch ein graffliches
wapen mit dieser underschrift otto Comes Agnes comitissa de
nassowe. Dieser Otto ist ein graff von Solms1 lieget beneben dem
erhoheten nassauischen grabstein begraben, diese Agnes aber
lieget auff der ander seitten dieses erhoheten grabs begraben,
da hernach die flemmersfeldin ihn ist begraben worden wie
hiebevon vermeldett auch ist.
Braunfels, Schloss, Fürstlich zu Solms-Braunfels’sches Archiv,
Abt. A.A., Sign. I, 14, S. 63 h, i6y£f.
2 Erbach i8o5ff.
Reich illustrierte handschriftliche Beschreibung und Katalog
des Rittersaals und seiner Ausstattung im gräflichen Schloss
zu Erbach, begonnen im Jahr 1805 vom Begründer der Samm-
lungen, Graf Franz I. zu Erbach-Erbach. Das Hauptgewicht der
1 Zu Petrus Diederich s. Friedrich Ebel, Kloster Altenberg in Wetzlar,
in: Zs. für Bauwesen 55, 1905, Sp. 574h
2 Es kann sich dabei nur um einen Schreibfehler handeln, der für die
neuzeitliche Überbewertung der Solms’schen Einflüsse in Altenberg
jedoch charakteristisch ist.
3 Von den zwei existierenden Paginierungen wurde hier die jüngere
gewählt, da nur diese konstant und ohne Auslassungen durchläuft.
Nach der Diederichschen Paginierung handelt es sich bei den zitierten
Stellen um die Seiten 69t. und i6of.
 
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