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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0455

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454

EHEMALS MARBURG • MARIENKIRCHE / MARBURG • RATHAUS

Technik: Auf den originalen Gläsern findet sich häufiger das
mit Schwarzlot aufgetragene Versatzzeichen »II«. Solche
Nummerierungshilfen beim Einbau der Felder sind auch für
das Maßwerk des stilverwandten Fensters NORD IX in Haina
charakteristisch.
CVMA JJ 12822, Großdia 01/192

BRUCHSTÜCK
Ca. 3 cm Durchmesser. - Inv. Nr. 802.
Im Depot des Universitätsmuseums befindet sich in einem 1952
erworbenen Schächtelchen mit einer blauen bemalten Scherbe
der Vermerk Stadtkirche, als dessen Vorbesitzer Rudolf Tau-
bert, Treysa, genannt wird.

MARBURG•RATHAUS

Bibliographie: Dehn-Rotfelser/Lotz 1870, S. 164 (die beiden »Wappen mit Nebenfiguren« stammen wahrschein-
lich »von demselben Maler Johann, welcher 1524 zwei Scheiben im großen Saale mit den Wappen des Landgrafen
Philipp und seiner Gemahlin gemalt und gebrannt hatte«); Bücking 1886, S. 56, 58 (die Wappenrundscheibe des
Schöffen Siefert Schwobe ist eine Stiftung des Schwiegervaters von Johann von der Leyten); Justi 1885 (folgt Bücking
und liefert weitere Hinweise zu Leben und Werk Johanns von der Leyten); Küch 1906, o. S. (schreibt die beiden
Rundscheiben dem 1530 verstorbenen Maler und Glasmaler Johann von der Leyten zu, der auch die Ausmalung des
Ratsaales besorgte); Neuber 1915, S. 14 (Johann »liefert zwei Glaswappen des landgräflichen Paares, die noch heute
erhalten sind«); Friedrich Küch, Wandmalereien im Rathause zu Marburg, in: Jb. der Denkmalpflege im Regierungs-
bezirk Kassel 1, 1920, S. 157-162, hier S. 159 (Quellenüberlieferung zu zwei verlorenen Landgrafenwappen); Thieme/
Becker, XXIII, 1929, S. 177; Albrecht Kippenberger, Marburg, Museum der Universität: Zwei Rundscheiben aus
Schröck, in: Hessenland 45,1934, S. 48-50 (wie Küch 1920); Ulrich KLEiN/Max Langenbrinck, Die Baugeschichte des
Marburger Rathauses (Marburger Schriften zur Bauforschung 2), Marburg 1984, S. 39, 150 (vermuten in den beiden
Medaillons den Rest eines ursprünglich dreizehn Rundscheiben umfassenden Zyklus).
Gegenwärtiger Bestand: In einem Ostfenster der Großen Ratsstube haben sich zwei Wappenrundscheiben aus der
Bauzeit des Gebäudes erhalten.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Im Jahr 1511 beschloss der Rat den Neubau eines großen Rat-
hauses, das von 1512-16 zunächst von Meister Nikolaus von Wetzlar, dem Erbauer der Stiftskirche in Lieh, lediglich
als Rohbau fertiggestellt wurde. Nach dem Sturz der Regentschaftsregierung Annas von Mecklenburg, der Witwe des
Landgrafen Wilhelm II., ruhten die Arbeiten1. Der weitere Ausbau durch Hans von Lieh erfolgte erst unter Landgraf
Philipp im Jahr 1524. 1574-75 fügte man im Westen den Küchenbau an, 1581-82 wurde der Giebelaufsatz auf dem
Treppenturm angebracht. Uber einem hohen Sockelgeschoss, das den Bau im stark abschüssigen Gelände des Hirsch-
bergs nivelliert, ragt ein dreigeschossiger Aufbau mit steilen Staffelgiebeln empor; die Schauseite zum Alten Markt ist
dabei mit einem polygonal gebrochenen Treppenturm und Ecktürmchen geschmückt. Der Ratssaal und der große Saal
im zweiten Obergeschoss waren lange Zeit durch spätere Einbauten verändert, die im Zuge der Instandsetzungsmaß-
nahmen von 1915 jedoch teilweise wieder entfernt wurden2 3.

1 Möglicherweise hat sich die Stadt mit der Finanzierung ihres sehr
großzügig bemessenen Neubaus übernommen, musste sie hierfür doch
im Jahr 1514 ein Darlehen von fast 4000 Gulden aufnehmen. Das jähr-
liche Haushaltsvolumen lag dagegen nur im Bereich zwischen 1100
und 1500 Gulden. Dettmering/Grenz 1982, S. 284; vgl. hierzu auch
Küch 1931, S. 418-514.
2 Zur Restaurierung des Rathauses siehe Aloys Holtmeyer, in: Jb.
der Denkmalpflege im Regierungsbezirk Kassel 1, 1920, S. 67L, und
Friedrich Küch, Wandmalereien im Rathause zu Marburg, ebenda
S. 159.
3 HStA Marburg, Kämmereirechnungen von 1571; auszugsweise er-
wähnt bei Rainer Nickel, Baumaßnahmen am und im Rathaus zu Mar-
burg 1526-1600, in: Klein/Langenbrinck 1984 (s. Bibi.), S. 69-73.

4 Rainer Nickel, Baumaßnahmen am und im Rathaus zu Marburg
1600-1887, 'n: Klein/Langenbrinck 1984 (s. Bibi.), S. 99.
5 Auf einer Vorkriegsaufnahme (Foto Marburg 14709) befindet sich
an dieser Stelle noch das originale Glasstück.
6 Die Ratsprotokolle von 1524 bis 1525 nennen neben dem Bürger-
meister Johann Blankenheim die Schöffen Johan Ysermann, Heinrich
Werner, Johann Schmalkalden, Siffrit Swobe, Heinrich Goltschmit
[=Heinrich Juppan?], Heintz Lempe, Peter Fritag, Ludwig Armbru-
ster, Heinrich Spiß, Hermann Kirchain, Ludwig Ruschenberg, dazu
Numan und Johann Lasphe, Peter Schomacher [auch Biedenkamp],
Henchen Solmscher; im August 1525 erscheint Wolf Schomacher, von
den Vierern Conczchen Rode und Hans Ties. Hierzu Küch 1931,
S. 51 Sff.
 
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