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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0308

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LIMBURG AN DER LAHN • STADTKIRCHE ST. SEBASTIAN

Bibliographie: Schäfer 1867, S. 25, Abb. 10 (zeichnerisch ungenaue Wiedergabe eines Architekturfeldes); Lotz
1880, S. 294 (»Glasmalereien im mittleren Chorfenster aus dem 14. Jahrhundert: kleine Heiligenfiguren und Wappen;
auch Teppichmuster und Teile von Baldachinen aus verschiedenen Fenstern roh zusammengestellt«); Oidtmann 1898,
S. 252 (Heiligenfiguren in »seltsam geformten« Medaillonrahmen); Oidtmann 1906, Sp. 271L, 275L, Abb. 4 (die Kon-
turzeichnung in der Geißelungsscheibe ist erneuert worden); Luthmer 1907, S. 102 (folgt Lotz 1880); Leo Stern-
berg, Limburg als Kunststätte, Düsseldorf H911, S. 23 (beiläufige Erwähnung); Oidtmann 1912, S. 122E (wie Oidt-
mann 1898); Peter Assmann, Führer durch Limburg an der Lahn und die städtischen Anlagen, Limburg o.J. (nach
1912), S. 18, 44, 48 (die Tinktur des Isenburg-Wappens ist in einer Wappenscheibe des Diözesanmuseums aus dem 13.
Jh. überliefert); Alt-Limburg. Seine Kunstschätze und malerischen Winkel in Wort und Bild, Limburg 1926 (zitiert
nach dem unveränderten Nachdruck von 1977), S. 14 if. (erwähnt Glasgemälde des Diözesanmuseums mit dem Wap-
pen der Herren von Limburg ohne Herkunftsangabe); Wille 1952,1, S. 104L, II, S. 140 (sieht in der Neuschöpfung der
Wappenscheibe Boppe irrtümlich ein Original aus der Limburger Annenkirche und bezeichnet dagegen die originale
Geißelung als Kopie); Gallus Haselbeck, Die Franziskaner an der mittleren Lahn und im Westerwald. Beitrag zur
Geschichte des Limburger Diözesangebietes, Fulda 1957, S. 52-54, Abb. nach S. 80 (erster umfassender Beitrag zur
Gründungs- und Baugeschichte; überliefert für das frühe 18. Jh. mehrere Fensterstiftungen in Kirche und Kreuzgang,
verbindet diese aber fälschlich mit dem noch erhaltenen mittelalterlichen Bestand); Schenk zu Schweinsberg 1962,
S. 22 (erkennt in der Wappenscheibe der Herren von Limburg sowie in zwei weiteren, nicht als modern erkannten
Wappenscheiben des Museums Reste einer Verglasung aus der Franziskanerkirche um 1330); Dehio Hessen H982,
S. 557L (datiert die Glasmalereien in das dritte Viertel des 14. Jh.); Michel 2005, S. 60, 91 (überliefert mehrere Fenster-
stiftungen von Limburger Patrizierfamilien).
Gegenwärtiger Bestand: Das dreibahnige und elfzeilige Maßwerkfenster der nördlichen Langchorseite bewahrt
noch 28 mittelalterliche, im 19. Jahrhundert jedoch weitgehend überarbeitete Rechteckfelder und Maßwerkfüllungen.
Zwei im Zuge der Restaurierung ausgeschiedene Scheiben befinden sich heute im Limburger Diözesanmuseum.
Geschichte des Baues: Einer Legende nach soll Gerlach von Isenburg-Limburg (1239-1289) die ersten Franziskaner-
brüder aus Italien berufen haben, denen er die alte Pfarrkirche ad S. Nicolaum übergab1. Vermutlich wurde Limburg
jedoch von Marburger Ordensleuten besiedelt, wo bereits zu Lebzeiten der Hl. Elisabeth eine Niederlassung bestand.
Ein Ablassbrief von 1252 bezeugt die Weihe einer ersten Klosterkirche, die aber dem wachsenden Zustrom der Gläu-
bigen bald nicht mehr genügte2. Dass schon um 1316 jener noch heute weitgehend bestehende Neubau im Gange war,
geht aus einem Testament der Agnes von Nassau-Siegen hervor, die den Franziskanern damals sechs Mark zu seiner
Vollendung schenkte. Von den Isenburger Dynasten, die die Kirche zu ihrer Grablege bestimmten, wurde das Projekt
entscheidend gefördert; hier haben sich vor allem Johann I. (1282-1312), dessen Grabstein sich im Chor erhalten hat
(Fig. 382), und sein Enkel Gerlach III. (1321-1365), »ein echter Freund der Brüder«, um den Orden verdient gemacht3.
Weitere Stiftungen sind für die Jahre 1324 und 1336 überliefert.
Der Eingang der evangelischen Lehre unter den Klosterbrüdern hatte im Jahr 1577 die zeitweise Aufhebung der Glau-
bensgemeinschaft zur Folge. Doch kehrte man bereits 1583 zur alten Konfession zurück und ließ zunächst die repara-
turbedürftige Kirche und das Klausurgebäude wieder instand setzen4. Umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten sind

1 Wilhelm Tripp, Der Wilhelmitenorden und das ehemalige Wilhel-
mitenkloster in Limburg, in: Nassauer Bote 1910, Nr. 278-280; ebenso
Jakob Hohler, Geschichte der Stadt Limburg an der Lahn, Limburg
1935, S.24.
2 Zur Geschichte des Klosters vgl. ausführlicher: Haselbeck 1957
(s. Bibi.), S. 45-82.
3 Hierzu finden sich im Nekrolog der Franziskaner folgende Ein-
träge: Unter dem 1. Oktober »Der edle Herr Johann von Lymburch,

begraben im Chor bei seiner Herrin von Gerulseck im Jahre 1312,
ein überaus freigiebiger Wohltäter der Brüder«; unter dem 2. April:
»Herr Gerlach Herr von Limburg, ein Vater des Ordens und ein echter
Freund der Brüder, begraben im Chor, und seine Gemahlin Elisabeth
von Falckenstein 1365«. Zitiert nach Corden, II, 1780, §§ 20, 26.
4 Hohler 1935 (wie Anm. 1), S. 40.
 
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