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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0477

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EHEMALS NIEDERURFF • KIRCHE

sich stilistisch entwickelter, seine Schöpfungen gewinnen durch die Beobachtung atmosphärischer Details ebenso wie
durch den überaus neuartigen Einsatz von Eisenrot als weiterer Malfarbe, an lebendiger Darstellung.
Mainz(?), um 1505.
Vorbemerkung zum Katalog: Die Glasmalereien sind im September 2005 in situ untersucht und aufgenommen wor-
den. Auf die Wiedergabe eines Erhaltungsschemas wurde verzichtet.

LANGHAUSFENSTER nord III

1-3 FRAGMENTSTÜCKE MIT HL. GEORG Abb. 370
H./B. 1: 67/55,5 cm5 2: 5oö/4S cm; 3: 49/55,5 cm.
Ikonographie: Die Beschreibung der Einzelstücke erfolgt von
unten nach oben: Der Hl. Georg zu Pferd kämpft mit erhobe-
nem Schwert gegen den Drachen. Im Hintergrund, neben einer
Rahmensäule, erkennt man die Folgeszene mit der Königs-
tochter, die den gezähmten Drachen in die Stadt führt, worauf-
hin sich Volk und König taufen lassen6. Rechts unten Archi-
tekturfragmente sowie der Rest eines Schlüssels (Petrus?). Im

darüber liegenden Feld Kopf einer rot nimbierten weiblichen
Heiligen und das Mainzer Rad auf Rot, das aufgrund seiner
Form Teil eines geschweiften Heroldbildes gewesen sein müss-
te. Haarstück mit Buch(?) und Oberkörper einer weiblichen
Figur im kleinen Format von einem zweiten, mit dem Maler der
Katharinenfigur nicht identischen Mitarbeiter. Im abschließen-
den Rundbogenfeld verschiedenfarbige, mit Krabben besetzte
Architekturglieder und blau damaszierte Hintergründe.
CVMA RT 13329!., Großdia RT 05/133!.

LANGHAUSFENSTER süd VIII

1,2 FRAGMENTE MIT DEN HLL. KATHARINA UND
MARGARETA Abb. 369
H./B. 1: 114/54,5 cm; 2: 62/54,5 cm.
Inschriften: Im Schriftband unterhalb Katharinas in gotischer
Minuskel: Margreta • („hhorsk(?)al. Auf dem kürzerem Schrift-
band darunter bed (es folgen drei oder vier unleserliche Buch-
staben) n • 75.
Ikonographie: Die Beschreibung der Einzelstücke erfolgt von
unten nach oben: Das kleinere untere Sockelstück mit Inschrift
zeigt einen Fuß oder die Pfote eines Tieres. Die Jahreszahl
gibt uns Gewissheit für eine Datierung der Glasmalereien in
das beginnende 16. Jahrhundert. Das größere Sockelstück mit
dem Namen der Stifterin(?) und dem Ansatz einer bodenlangen
Fellrobe wird man der Margaretenfigur zuordnen dürfen, hier-
zu gehört auch das Buch mit Drachen und einem Teil des Man-
tels. Ihr eng anliegendes grünes Mieder mit vorne verlaufender

Naht entspricht zeitgenössischer Tracht. Die Heilige wendet
sich nach links, könnte also das rechte Gegenstück einer Figur
der linken Bahn, vielleicht der Hl. Katharina, gewesen sein.
Die Helmzier vor gold damasziertem Grund, ein schwarzer
Heidenhut mit Hermelinstulp, gehört nicht zu dem Wappen
Bertholds von Henneberg, das stattdessen einen Helmkissen
zeigt. Dagegen zugehörig das Mainzer Rad, die beiden silbernen
Türme auf Rot und der schwarze Hahn auf Gold. Katharina
nach rechts gewendet in blauem Kleid und weißem Mantel mit
Rad und senkrecht erhobenem Schwert in den Händen. Zwei
unterschiedliche Stücke einer mit Krabben besetzten Bogenar-
chitektur. Im darüber liegenden Feld zwei Köpfe von bärtigen
Figuren, blaue Gewandstücke und ein Tuchfragment, das von
einer Hand gehalten wird (Grablegung oder Hl. Veronika?). In
der Maßwerkspitze das Mainzer Rad aus dem Wappenschild
Bertholds von Henneberg.
CVMA Großdia RT 13331!., RT 05/135!.

EHEMALS NIEDERURFF • KIRCHE
Bibliographie: Drach 1909, S. 185 und Taf. 218 (Abb. einer Scheibe mit Angaben zur Fundstelle).
Gegenwärtiger Bestand: Im Besitz der Grafen von Urff in Niederurff befinden sich zwei fragmentarisch erhaltene
Wappenscheiben, eingefasst in einen modernen Holzrahmen und einem Fenster vorgehängt (Fig. 59 8f., Abb. 367!.).
Zur Frage des ursprünglichen Standorts: Nach einem Hinweis von Drach soll Baron W. von Urff die beiden
Wappenscheiben bei Aufräumarbeiten im überwölbten Wallgang der Burganlage gefunden haben. Doch erheben sich
 
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