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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0092

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EHEM. ALTENBERG • KLOSTERKIRCHE

/ EHEM. ASMUSHAUSEN • PFARRKIRCHE

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geht nicht eindeutig hervor, ob Adolf in Rüstung gezeigt ist
und neben Eisenbeinlingen den für die Zeit üblichen vierfach
geschlitzten Waffenrock trägt. CVMA R 890
REICHSWAPPEN
Im Achsenfenster des Chores befand sich unterhalb der Stif-
terbilder ursprünglich das Reichswappen auf gelbem Grund (s.
Reg. Nr. 1). Als Pendant im Feld daneben ist das nassauische
Wappen anzunehmen.
WAPPEN VON ANDREAS UND GERTRUD
VON UNGARN(?)
Dieses Wappen befand sich nach Diederich auf der linken Seite
neben dem Altar auf der Nonnenempore (nord VIII). Diederich
überliefert als Wappenbild ein weiß gesatteltes Pferd mit einem
gelben zäum und in einem roden stall und daroben stehet diesse
wort Andreas rex, Ungarie, Getrudis. Das Wappen der Arpani-
den war jedoch, worauf Doepner hinweist, siebenmal in Rot
und Silber geteilt. Als Wappenfigur taucht ein Pferd im roten
Schild im Zusammenhang mit dem Herzogtum Braunschweig
erstmals im 14. Jahrhundert auf. Winckelmann erwähnte die-
se Scheibe noch im Jahre 175449.
WAPPEN DER GRÄFIN MECHTHILD
VON ZIEGENHAIN
Dieses Wappen mit der Inschrift mechtildis de Ziegenhain stand
ebenfalls auf der Nordseite, im Fenster neben dem Wappen von
Gertruds Großeltern (nord VII). Es kann sich dabei nur um das
Wappen der 1267 geborenen und 1332 verstorbenen Tochter des
Landgrafen Heinrich I. von Hessen, der Großnichte Gertruds
handeln, die in erster Ehe mit Gottfried VI. von Ziegenhain
(t 1304) verheiratet war. Da Mechthild in zweiter Ehe 1309
Philipp III. von Falkenstein-Münzenberg heiratete, muss die
Scheibe vorher entstanden sein50. Auch dieses Stück befand sich
nach Winckelmanns Beschreibung 1754 noch in Altenberg.
WAPPEN UND ABSCHIEDSSZENE VON
LUDWIG UND ELISABETH VON THÜRINGEN
In einem Nachtrag beschreibt Diederich diese Scheibe ab-
weichend von den übrigen in lateinischer Sprache. Das Glas-
gemälde muss auf der Epistelseite, d.h. südlich des Altars im
Nonnenchor gesessen haben (süd VII). Neben dem Wappen
des Landgrafen Ludwig war die Abschiedsszene zwischen der
Hl. Elisabeth und Ludwig dargestellt, als dieser zu Pferd zum
Kreuzzug aufbrach, wie Diederich überliefert. Dieses Glasge-

mälde steht damit in engster Beziehung zu Gertrud von Alten-
berg, da ihre Eltern bei diesem Abschied gelobt haben sollen,
das Kind, wenn es ein Mädchen wird, in das Kloster Altenberg
zu geben51. Während die Darstellungen des Abschieds in den
Chorfenstern und auf dem Schrein der Marburger Elisabeth-
kirche stehende Figuren aufweisen, zeigt die Federzeichnung in
dem in Darmstadt verwahrten, um 1250 offenbar für Gertrud
angefertigten Psalterium-Diurnale Ludwig wie im verlorenen
Altenberger Glasgemälde zu Pferd52.
WAPPEN VON OTTO UND AGNES VON NASSAU
Ein Wappen mit der Inschrift Otto comes, Agnes de Nassowe
befand sich auf der Südseite des Altars in Fenster süd VII. In
einem Nachtrag nennt Diederich noch ein zweites Wappen: (...)
an der canzel oderjungfern chor thor ist auch ein graffliches wa-
pen mit dieser underschrift Otto comes Agnes comitissa de Nas-
sowe (s. Reg. Nr. 1). Es bezieht sich auf den Begründer der nas-
sauisch-ottonischen Linie, Graf Otto von Nassau (J 1289/90),
und seine Gemahlin Agnes von Leiningen (J 1303), die beide in
Altenberg begraben waren.
STANDFIGUR GERLACHS VON LIMBURG
MIT WAPPEN
Diederich überliefert, dass diese Scheibe mit der Inschrift Ger-
lacus de Limporgh eine Standfigur mit einem Schwert in der
Hand und ein Wappen umfasste. Diese befand sich über der
Kirchentür auf der Nordseite des Langhauses (nord V). Diede-
rich brachte sie mit dem Vater der im Achsenfenster dargestell-
ten Königin Imagina, mit Gerlach I. von Isenburg-Limburg
(1232-1297), in Verbindung. Ob es sich dabei um eine Stiftung
Gerlachs, eine Memorialstiftung seiner Tochter oder um eine
Stiftung Gerlachs II. (1312-1355) handelt, muss offen bleiben.
Für Gerlach II. spräche seine Schwägerschaft mit der otto-
nischen Linie der Grafen von Nassau und die Regierungszeit
der magistra Mena von Limburg (1341—1353), deren Herkunft
aus dem Geschlecht der Herren von Isenburg zu Limburg sehr
wahrscheinlich ist55.
WAPPEN DER GRÄFIN ELISABETH VON SAYN
Die Scheibe mit der Inschrift Elizabetha comitissa de syna be-
fand sich im Fenster über der Treppe zum Jungfernchor (süd
IV). Das Glasgemälde muss mit einer weiteren Großnichte
Gertruds, mit der Schwester Mechthilds von Ziegenhain in
Verbindung gebracht werden, die seit 1287 mit Johann I. von
Sayn verheiratet war, aber bereits 1293 verstarb54.

EHEMALS ASMUSHAUSEN • PFARRKIRCHE
Bibliographie: Dehn-Rotfelser/Lotz 1870, S. 371 (»Von den bei einer Erneuerung der Fenster vor etwa 10 Jah-
ren sorglos zerstörten Glasmalereien ist nur noch ein handgroßes Stück in einem Fenster erhalten geblieben«); MHG
1906/07, S. 3 (Auflistung von Kirchenbauten mit erhaltener mittelalterlicher Glasmalerei); Dehio Hessen H982, S. 30
(»in einem Chorfenster kleine Rundscheibe mit Malerei, 1. Hälfte 16. Jh.«).

Gegenwärtiger Bestand: Im Zuge baulicher Renovierungsmaßnahmen in den Jahren 1968-1970 wurde eine kleine,
bis dahin in situ befindliche Rundscheibe ausgebaut und dem nahe gelegenen Pfarrhaus zur Aufbewahrung übergeben.
 
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