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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0468

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NEU-BERICH • AUGUSTINERINNENKLOSTER ST. KATHARINA

467

2a-c KOPFSCHEIBEN MIT BLATTORNAMENTEN
Fig. 586, Abb. 361-363
H. 35 cm, B. 43,5 bzw. 43 cm.
Erhaltung: Sämtliche Spitzen der drei Lanzetten sind heute ver-
loren und durch eine einfache Rautenverglasung ersetzt, in 2c
fehlt zudem der aus Blättern geformte Randstreifen. In 2c ein
gelbes Blatt als Flickstück.
Komposition, Ornament: Um ein zentrales, aus blau-roten
Blattspitzen gebildetes, konkaves Bogenviereck gruppieren
sich fruchttragende Eichblätter. Die steiler aufsteigende Eich-
blattborte in Feld 2b deutet auf eine ursprüngliche Lage in den
höheren Seitenlanzetten der Chorfenster hin; das Feld 2a muss
demnach in der niedrigeren Mittelbahn gesessen haben. Die
Ornamentfelder waren Teil eines komposit verglasten Fensters,
dessen untere Hälfte Figuren in Tabernakeln zeigte.
CVMA RT 13340-13342, Großdias RT 05/145, 05/147

16 Siehe Wentzel 1948, S. 218, und Wentzel U954, S. 41, 113, Abb.
63. Die Kopffragmente sind von Elisabeth Landolt-Wegener, Die
Glasmalereien im Hauptchor der Soester Wiesenkirche, Münster 1959,
S. 33, »um 1280«, zu früh datiert worden. Seit der Restaurierung des
Scheibenbestands durch Wilhelm Braucks im Jahr 1949 galten die
Kopffragmente als verschollen, doch tauchte vor kurzem ein Köpf-
chen wieder in Soester Privatbesitz auf. Hierzu Ulf-Dietrich Korn,
Glasmalerei-Restaurierungen in Westfalen 1974-2001 - Eine Nach-
lese, in: Westfalen 81, 2003, 397-426, hier S. 407k, 412. Dazu muss auch
die Scheibe einer thronenden Maria mit Kind (Münster, Westfälisches
Landesmuseum) gezählt werden, die erstmals von Hans Wentzel,
Rez. zu Landolt-Wegener 1959, in: Westfalen 38, 1960, S. 119-134,
hier S. 133, Abb. 38, publiziert wurde, gegenwärtig jedoch nicht auf-
findbar ist. In der Madonnenscheibe scheint das Stilbild von Stifter-
figuren und Apostelköpfen amalgamiert vorzuliegen.
17 Diese Barttracht findet sich noch in einem westfälischen Speculum
der Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt (Nr. 2505); s.
Horst Appuhn, Heilsspiegel. Die Bilder des mittelalterlichen Erbau-
ungsbuches Speculum humanae salvationis, Dortmund 1981.
18 Wentzel Ü954, S. 40.
19 Vgl. etwa die Glasmalereien von St. Gereon in Köln oder das Schei-
benpaar mit Johannes Baptista und der Stifterin Kunigunde von Meyn-



welt im Kölner Schnütgen-Museum, beide um 1330; Abb. in AK Köln
1998, S. 248h, 255-257, Nr. 54, 57, 58.
20 Mit ähnlichen Drachenfigürchen ist auch die im zweiten Viertel
des 14. Jh. entstandene Maßwerkverglasung der Allerheiligenkapelle
im Kreuzgang des Fritzlarer Stifts geschmückt (vgl. Fig. 76-78), des-
gleichen einige Ornamentfelder aus der Erstverglasung der Friedber-
ger Liebfrauenkirche aus der ersten Hälfte des 14. Jh. (Hess 1999, S.
180-182).
21 Das gegen 1350 entstandene Wandbild mit dem Turris Davidica im
Südquerarm der Fritzlarer Stiftskirche zeigt eine verwandte Marien-
krönungsszene. Farbabb. bei Christian RAUcn/Volker Katzmann,
Fritzlar. Die alte Dom- und Kaiserstadt und ihre Kunstschätze, Tü-
bingen 1974,S.43.
22 Die beiden, kaum älteren Verkündigungsscheiben im Fritzlarer
Dommuseum (vgl. S. 130, Fig. 86) sind gleichfalls mit einem Grund
aus Kleeranken geschmückt; nähere stilistische Bezüge zu den Glas-
malereien in Netze lassen sich jedoch nicht erkennen.

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Bibliographie: Louis Fr. Chr. (=Ludwig) Curtze, Geschichte und Beschreibung des Fürstenthums Waldeck. Ein
Handbuch für Vaterlandsfreunde, Arolsen 1850, S. 25E (ausführliche Charakterisierung); Lotz 1862, S. 68 (»Glasma-
lereien, Maria mit dem Christuskinde und 2 weibliche Heilige, von prachtvoller Wirkung«); Paul Clemen, Rez. zu
Haseloff 1907, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 34, 1911, S. 59 (stammen aus der gleichen Werkstatt wie das
ältere gotische Standfigurenfenster der Elisabethkirche und die Glasmalereien aus Winnen); Albrecht Kippenberger,
in: AK Marburg 1932, S. 87L (folgt Clemen und überträgt die von Hamann/Wilhelm-Kästner 1929, S. 91-112,
für die Skulptur aufgezeigten Abhängigkeiten Marburgs vom Oberrhein auf die Glasmalereien; die Glasmalereien
der Limburger Annenkirche stellen dabei eine Zwischenstufe dar); Ganssauge/Kramm/Medding 1938, S. 195t., Taf.
48, 50,2 (detaillierte Beschreibung der Figurenfelder); Wille 1952,1, S. 20-23, 3°> $• 18-21 (die Bericher Schei-
ben stehen in der Entwicklung auf einer Stilstufe zwischen Marburg und Winnen, die aber entgegen Kippenberger
von verschiedenen Meistern ausgeführt wurden); Wentzel ^1954, S. 40, 108, Abb. 28 (ordnet die Glasmalereien der
 
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