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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0124

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FRITZLAR • EHEM. CHORHERRENSTIFT

I23


Fig. 73. Fritzlar, Stiftskirche St. Peter. Ansicht von Nordosten.

abzulesenden Phasen der Umgestaltung gehören. Bei der durchgreifenden Restaurierung von 1913 bis 1920 blieb der
bauliche Zustand daher im Wesentlichen unverändert4. 1978-1997 wurden statische Sicherungsmaßnahmen durchge-
führt, nachdem vermehrt Risse an Gewölben und Neigungsveränderungen am aufgehenden Mauerwerk festgestellt
worden waren.
Obgleich der Klosteranlage während der Belagerung der Stadt im Siebenjährigen Krieg nur geringfügige Zerstörungen
zugefügt worden waren, hat man dieses Ereignis damals zum Anlass genommen, den gesamten Bau im Rokokostil
zu modernisieren. Was an Glasmalereien der Barockisierung im ausgehenden 17. Jahrhundert noch nicht zum Opfer
gefallen war, dürfte dann spätestens mit dieser Maßnahme untergegangen sein. Denn in einem 1766 datierten Vertrags-
abschluss mit Joannes Marcus Antonius Rainerus, einem italienischen Weißbinder, wird unter anderem versprochen,
(...) Altäre, Bilder und Statuen in der Kirche zu renovieren und auszuputzen, alle Fenster in der gedachten Kirche
rein und hell zu machen und zu hutzen (vgl. Reg. Nr. 12). Entweder hat man die für erhaltenswert befundenen Glas-
malereireste unterschiedlicher Herkunft bereits damals in die südlichen Seitenschifffenster versetzt oder diese erst
anlässlich einer weiteren Instandsetzungskampagne in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts dorthin transferiert.
Noch Drach (1909) beschreibt die Stücke an ebendiesem Ort, doch mussten die mittelalterlichen Originale sukzessi-
ve neuen Figurenfenstern von Fritz Geiges (1914/1$) und Otto Linnemann (1936) weichen, die fortan in den Räumen
des südlichen Nebenchors aufgestellt waren bzw. in das 1912 gegründete Dommuseum überführt wurden5. Nach 1974
sind die Glasmalereien im neu eingerichteten Museum im Südtrakt der Stiftsgebäude zusammengeführt worden.

4 Bericht zu den Wiederherstellungsarbeiten im Jb. der Denkmalpfle-
ge 1920 (s. Bibi. S. 129), S. 38-44.
5 Der Frankfurter Künstler Otto Linnemann, dem die Rekonstruk-
tion der damals wiederaufgedeckten Wandmalereireste oblag, lieferte

für die beiden Querhausfenster Farbverglasungen mit Darstellungen
der Hll. Martin und Elisabeth sowie Ornamentmuster für die übrigen
Öffnungen. Hierzu Humbach 2005 (wie Anm. 2), S. mf. Die Glasma-
lereien von Fritz Geiges im südlichen Seitenschiff zeigen Bischofs- und
 
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