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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0511

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5io

ANHANG: VERLORENE ODER VERSCHOLLENE SCHEIBEN

rungsmaßnahmen aus einem ungenannten Kirchenbau inner-
halb Hessens ausgeschieden hatte. Die Marburger Werkstatt
Schultz war um 1900 nachweislich in Korbach tätig. Noch
Lotz sah im Chor der Nikolaikirche eine circa 3 Schuh hohe
Kreuzigungsdarstellung, die den Maßen der Marburger Kreu-
zigung ungefähr entspricht. Diese wurde bahnübergreifend für
ein dreibahniges Fenster konzipiert, wie sie auch im Chor der
Nikolaikirche anzutreffen sind. Somit ist eine Herkunft der
Kreuzigung aus Korbach nicht gänzlich auszuschließen16.
EHEMALS LIMBURG AN DER LAHN,
PRIVATHAUS DER EDELLEUTE VON STAFFEL
Bibliographie: Michel 2005, S. 38.
Der Historiograph Johannes Mechtel berichtet in seinem Pagus
Logenahe von einem steinernen Haus der Edelleute von Staf-
fel in Limburg. Philipp von Staffel (1490-1525) war Kanoniker,
Stadtpfarrer und Scholaster an St. Georg zu Limburg. Er ließ
sein Wohnhaus von Grund auf neu erbauen und schmückte
dessen Fenster kunstvoll mit Wappen.
EHEMALS MARBURG, BARFÜSSERKIRCHE
UND -KLOSTER
Bibliographie: Kippenberger 1934, S. 49 (Auszüge aus den
Rechnungen).
Kippenberger zitiert eine im Marburger Staatsarchiv aufge-
fundene Rechung über ausgeführte Glasmalereien: 1416 April
15. Ich Johannes v. d. Leiten, Maler zu Marckborg beken myt
myner eigen hantschtyff das ich von Lodewig Lerssemecher
cammerschryber entphangen han 1 gülden und eyn ort vor zwi
ronden in das apserfanten closter... Der als Maler und Glasma-
ler tätige Johann von der Leyten ist demnach offenbar für zwei
Rundscheiben in Kirche oder Kloster entlohnt worden.
EHEMALS MARBURG, DEUTSCHORDENSGEBÄUDE
Bibliographie: Kippenberger 1934, S. 49 (Rechnungsauszüge);
Dolff-Bonekämper 1985, S. 114!., 353 (zitiert den Bericht
Rommels zu Glasmalereifunden in Hessen).
Kippenberger zitiert aus den von Friedrich Küch zusammen-
gestellten Urkundenauszügen mehrere Trappeneirechnungen.
So wird der Maler Ludwig Diez im Jahr 1481/82 mit j Ib. vor 2
nuwe gleser mit 4 wapen in daz gewelbe in des compturs Stuben
und 1492 für 3 Wappen in den Fenstern zum neuen Hause des
Deutschordens entlohnt. Bis 1512/13 kommen weitere Rech-
16 Lt. Mitteilung von Dr. Wilhelm Völcker-Janssen, Wolfgang-Bon-
hage-Museum Korbach, befindet sich im Museumsdepot eine Wappen-
rundscheibe des Johann Huot aus dem Jahr 1557, ca. 24 cm Durchmes-
ser. Die Familie Huot soll aus Rauschenberg stammen. Das Inventar
gibt als Herkunft die Klosterkirche in Berich bzw. das Rathaus oder
die Kirche zu Rauschenberg an.
17 Vgl. Anm. 3.
18 UB Marburg, I, 1879, Nr. 460 (1286 März 10); s. hierzu auch Huys-
kens 1909, AK Marburg 1981, S. 424-428, Nr. 75 (Fred Schwind) und

nungseinträge für Anfertigungen und Ausbesserungen von
Glasfenstern im Rebenter und im Schlafhaus hinzu. Der kur-
hessische Archivdirektor Christoph (von) Rommel hatte sich
im Jahr 1827 in allerhöchstem Auftrag auf die Suche nach al-
ten Glasmalereien gemacht, die Kurfürst Wilhelm II. zur Aus-
stattung der Löwenburg in Kassel-Wilhelmshöhe benötigte17.
Dabei stieß er unter anderem auf einige im teutschen Ordens
Archiv zu Marburg aufbewahrte alte Ordens Wappen in Glas.
EHEMALS MARBURG, FIRMANEIKAPELLE
Bibliographie: Karl Wilhelm Justi, in: Die Vorzeit. Ein Ta-
schenbuch für das Jahr 1825, S. 247E, 374 (sah vor dem Abriss
der Kapelle Reste von Glasmalereien in den Fenstern); Dehn-
Rotfelser/Lotz 1870, S. 149 (wie Justi 1825).
Wie aus einer Ablassurkunde von 1286 hervor geht, ließ der
Deutsche Orden damals über dem Sterbeort der Hl. Elisabeth
anstelle eines älteren Vorgängerbaus eine neue Kapelle errich-
ten18. Die Kapelle lag an der Firmanei, dem Krankenhaus für
Ordensmitglieder, auf der Nordseite der Elisabethkirche19. Jus-
ti beschreibt sie rückblickend aus seiner Erinnerung als einen
Bau, der durch eine »schöne Struktur und sinnreiche Verzie-
rungen ausgezeichnet« war, »worin sich noch einige hölzerne,
größtentheils vergoldete Schnitzarbeiten und wenige Reste von
gemalten Fenstern befanden«. Der kleine Saalbau mit Chorpo-
lygon muss wie die kurz darauf geweihte Schlosskapelle von
vergleichbarer künstlerischer Qualität gewesen sein. 1786 wur-
de das architektonische Kleinod abgerissen, »die schönen Bild-
nerarbeiten«, so auch ein gemalter Christophorus, »zerstört,
und die noch übrigen Reste von gemalten Fenstern gingen mit
dem übrigen Schutt verloren«20. Erhalten haben sich hiervon
nur die drei Schlusssteine des Kapellengewölbes, darunter auch
der heute im Universitätsmuseum zu Marburg ausgestellte Po-
lygonschlussstein mit dem Bild eines gekrönten Hauptes21.
EHEMALS MARBURG, SIECHENHAUSKAPELLE
IN WEIDENHAUSEN
Dehn-Rotfelser/Lotz 1870, S. 161 (»In den 3 östlichen Sei-
ten ungeteilte Spitzbogenfenster, die seitlichen mit 2 hohlpro-
filierten Nasen am Bogen, das breite mittlere ohne Füllung,
mit geringen Resten von Glasmalereien«); Protokoll der Mit-
gliederversammlung des Vereins für hessische Geschichte und
Landeskunde, in: MHG 1906/07, S. 3 (Beispiel erhaltener Glas-
malerei in Hessen).
Die Siechenhauskapelle St. Jost befindet sich in der einstigen
Brückenvorstadt Weidenhausen. Von hier strömten im Mit-
telalter Händler und Pilger über die damals einzige Brücke
Michler 1984, S. 3)6f.
19 Zu dem um 1230-1250 zu datierenden Vorgängerbau s. Ubbo Mo-
zer, Vorbericht über die Notgrabung auf dem Deutschordensgelände
nördlich der Elisabethkirche, in: Fundberichte aus Hessen 13, 1973,
S. 351-357; vgl. auch Katharina Schaal, Das Deutschordenshaus Mar-
burg in der Reformationszeit. Der Säkularisationsversuch und die In-
ventare von 1543 (Untersuchungen und Materialien zur Verfassungs-
und Landesgeschichte 15), Marburg 1996, S. 58.
20 Justi 1825 (s. Bibi.), S. 248.
 
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