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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0237

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236

HERSFELD • STADTKIRCHE


Fig. 239. ES Löwenburg, Nr. 10.
M 1:15

bildet den Anschluss an eine fotografisch dokumentierte, heute
jedoch verlorene Kopfscheibe aus der Mittelbahn des Kreuzle-
gendenfensters (vgl. Anhang Nr. 28). Durch Korrosion sind die
Violetttöne braun verwittert, stärker angegriffen sind auch die
weißen Gläser und Inkarnattöne. Vereinzelt ist die Zeichnung
berieben.
Ikonographie: Zweiteiliger Turmaufbau vor efeuartigen Blatt-
ranken, bestehend aus einem Kapellenuntergeschoss mit Ewi-
gem Licht und einem polygonalen Turmhelm, unter welchem
sich ein fiedelnder Engel befindet. Der von freistehenden, seit-
lich aufgemauerten Strebepfeilern mit Blendmaßwerkfenstern
und Fialen gestützte Turmhelm besteht aus aufgemauerten
und kassettierten Pfeilern, die eine mit Blüten und Blättern
besetzte Turmspitze tragen. Diese überschneidet zwei seitlich
aufragende Fialen, deren Spitzen in die verlorene Kopfscheibe
hineinragten75.
Farbigkeit: Vor rubinrotem Efeurankengrund eine ausgespro-
chen bunt zusammengestellte Architektur aus rosavioletten,
gelben, blauen, grünen und weißen Einzelteilen, im ursprüng-
lichen Erscheinungsbild ist die Farbigkeit heute jedoch durch
die Korrosion der violetten und blauen Farbgläser sowie durch
falschfarbige Ergänzungen gestört. Die Blattkrabben der Turm-
spitze sind in einem gelblichen Grünton ausgeführt. Der Engel
in weißer Tunika mit gelben Flügeln vor blauem Hintergrund.
CVMA HD 1041, 1058 (DA), A 12451,
Großdia A 99/188 (DA)
Reste des Katharinenfensters (Nr. 11—15)
11. CHRISTUS BESUCHT KATHARINA
IM GEFÄNGNIS Fig. 240, Abb. 148
H. 79 cm, B. 63 cm (45,5 cm ohne modernen Randstreifen).
Inv. Nr. 4.2.570. Kapelle Chor west I, 3a.
Inschrift: Auf einem ergänzten Stück eingeritzt: R. Kolbe
Kunstglas\er] 1886.
Erhaltung: Im letzten Krieg stark zerstörtes Feld. Original
sind nur mehr geringe Teile des Weinrankenhintergrundes und
der Kerkerarchitektur. Bei der Wiederherstellung des Biber-
schwanzdaches wurden die ursprünglich hier sitzenden Gau-
pen nicht mehr aufgemalt und das linksseitige Dachsegment
statt in Blau mit grünem Glas ergänzt. Inkarnat, grüne und
zitronengelbe Farbgläser besitzen außenseitigen Wetterstein-

belag, der die Lichtdurchlässigkeit vermindert. Die linke Kel-
lerluke wurde bei der letzten Restaurierung auf ein altes Glas-
stück gemalt.
Ikonographie: Nach ihrer Folterung ließ Maxentius die Hl. Ka-
tharina für zwölf Tage ohne Speise in einen dunklen Kerker
sperren, wo sie des Nachts von Christus aufgesucht wurde, um
Tröstung zu erlangen (Benz 51979, S. 922). Zu sehen ist ein zie-
gelgedecktes Gehäuse mit seitlichen Fensteröffnungen. Hierin
befinden sich Katharina und Christus als Halbfiguren, die sich
diskutierend einander zuwenden, die Münder scheinen leicht
zum Sprechen geöffnet.
Farbigkeit: Der ursprünglich amethystfarbene Mantel Katha-
rinas und die gelbe Tunika Christi sind durch Verbräunung er-
blindet. Architektur aus roten Wänden, grasgrünen und roten
Dachseiten sowie gelber Traufe. Christus mit rotem Mantel
und gelbem Kreuznimbus.
CVMA HD 1021, A 12418, Großdia A 99/182

Fig. 240. ES Löwenburg, Nr. 11.
M 1:15


12. DISPUTATION KATHARINAS MIT DEN
PHILOSOPHEN Fig. 210, 241, Abb. 149
H. 79,5 cm, B. 62,5 cm (45 cm ohne modernen Randstreifen).
Inv. Nr. 4.2.567. Kapelle Chor west I, 2a.
Erhaltung: Große Teile des Weinrankengrundes ergänzt. Im
Figurenmedaillon wurden lediglich einige Gewandstücke er-
neuert, dabei das Hemd des Kaisers fälschlich durch blauen
Karogrund ersetzt. Die zu breiten Bleie beeinträchtigen die
Lesbarkeit der Darstellung; zahlreiche Sprungbleie. Flächige,
im blauen Karogrund auch fortgeschrittene Korrosion, insbe-
sondere entlang der Kratzer, die auf früheren Reinigungsver-
suchen beruhen. Auch weiße Gläser sind durch außenseitigen
Wettersteinbelag stark verbräunt.
Ikonographie: Maxentius ließ aus den Reichsprovinzen fünf-
zig Gelehrte kommen, um mit Mitteln der Logik Katharina
zur Umkehr zu zwingen (Benz 51979, S. 920!.). Links vor dem
ratlos thronenden Kaiser disputiert Katharina mit vier der Phi-
losophen, die turbanartige Kopfbedeckungen tragen. Ein Ge-
lehrter deutet auf eine Textstelle im Buch.
Farbigkeit: Die Mäntel der vier Hauptfiguren von links nach
rechts im Farbakkord Rot/Grasgrün/Violett/Rot, die Unter-
gewänder gelb, violett, hellrosa und (vor der Ergänzung des
Gewandes von Maxentius) dunkelblau, Futter weiß.
Fechnik: Das Gewand des Gelehrten links sowie der Mantel
Katharinas sind außenseitig mit Kreuzblattkaros in radierter
Halbtonbemalung gemustert.
CVMA A 12416, Großdia A 99/180
 
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