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Parello, Daniel; Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Marburg und Nordhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,3: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2008

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.52865#0241

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240

HERSFELD • STADTKIRCHE



Fig. 251/252. ES Löwenburg, Nr. 21/22.

Reste des Georgsfensters (Nr. 23)
23. RÄDERUNG DES HL. GEORG Fig. 253, Abb. 160
H. 79,5 cm, B. 60 cm.
Inv. Nr. 4.2.575. Sammlungsraum.
Erhaltung: Der blaue Grund wurde weitgehend erneuert, ebenso
die Figur des linken Schergen und einige Teile des Folterrades.
Der Architekturrahmen ist dagegen zu großen Teilen intakt.
Die wenigen Inkarnattöne zeigen eine starke Verbräunung, das
Überfangrot partiellen Lochfraß. Korrosion liegt auch auf den
mit Silbergelb differenzierten weißen Gläsern. Die Zeichnung
in den originalen Partien der Soldatengruppe und des Bodens
ist mit dickflüssiger rotbrauner Farbe nachkonturiert.

Ikonographie: Nachdem Georg den heidnischen Gott Apoll
vertrieben hatte, ließ der erboste Kaiser Diokletian ein Folter-
rad mit sieben Schwertern errichten, um Georg darauf zu flech-
ten und ihn zu martern (vgl. Benz 51979, S. 304). Seine Diener
setzen das Rad in Bewegung, aber dank göttlichen Beistands
geschieht ihm kein Leid. Die auf engstem Raum gedrängte Fol-
terszene zeigt Georg aufs Rad geflochten mit nacktem Ober-
körper und erhobenen Händen, zu beiden Seiten treiben Scher-
gen in ausschreitender, gebückter Haltung die Foltermaschine
an. Am Himmel erscheint die Hilfe leistende, göttliche Segens-
hand.
Farbigkeit: Vorderer Scherge in rotem Hemd und zitronengel-
ben Beinkleidern, hinterer Scherge in violettem und grünem
Gewand; braune Erdschollen, das Folterrad und Teile der Ar-
chitektur sind mit Silbergelbauftrag versehen. Der Unterzug
der Giebelbalken ist rot.
CVMA A 12462, Großdia A 99/185

Fig. 253. ES Löwenburg, Nr. 23.
M 1:15


24. SCHERBENFRAGMENTE Abb. 161
Mehrere Dutzend ungeordneter Scherben aus dem Bestand der
Hersfelder Langhausverglasung, die im Zuge der Nachkriegs-
restaurierung durch Richard Süssmuth, Immenhausen, ausge-
schieden wurden, sind in einer Kiste in den Depoträumen des
Schlosses verwahrt.
CVMA KB Dia

ANHANG: VERLORENE SCHEIBEN

Fig. 254-286

Die Kriegsbergungsaufnahmen der Hersfelder Farbverglasung sind ein wichtiges Dokument, da sie einerseits Grund-
lage der hier vorgelegten Rekonstruktion sind (Fig. 183, 207), andererseits auch ein Zeugnis für den rabiaten Um-
gang mit den mittelalterlichen Originalen im späten 18. Jahrhundert. Die mit dem Kirchenbrand von 1952 zerstörten
Glasmalereifragmente werden daher an dieser Stelle ergänzend behandelt und abgebildet. Bei den Ornamentscheiben
genügte es, jeweils nur ein Rechteckfeld und eine Kopfscheibe zu erwähnen; ihr tatsächlicher einstiger Umfang er-
schließt sich aus den Rekonstruktionszeichnungen. Die Negative befinden sich bei Foto Marburg (1522677-1522737).
Chorverglasung

1. GEGENSTÄNDIGE LÖWEN Fig. 254
Ehemaliges Rechteckfeld in Chor nord IV, als Flickstück im
Maßwerkdreipass von Lhs. nord VIII wiederverwendet. Das
zerschnittene Feld wurde seitlich mit Efeublättern aus nord III
sowie einem Lilienmuster aus süd IV angestückt.
Ornament: Typus A (s. S. 208). Foto Marburg 1522702

2,3. KOPFSCHEIBEN MIT WIRBELROSETTEN Fig. 255
Ehemalige Kopfscheibe in Chor nord IV. Beide Kopfscheiben
saßen bis 1952 noch an ursprünglicher Stelle. Matheis hat sie
anschließend getreu kopiert und die Kopien in die Sakristei-
fenster eingesetzt. Die Originale sind seitdem verschollen.
Ornament: Typus A (s. S. 208). Foto Marburg 1522678
 
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