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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

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Heft 23 (1. Septemberheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0237

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schung uud Verdrehung daber vor-
gekommen ist, wie es Bücher un«
möglich gemacht wurde, die Wahr»
heit festzustellen, wie er auch außer«
halb der Besprechungen seines Bw-
ches bei den unmöglichsten Gelegen»
heiten, zum Beispiel durch Denunzia-
tion beim Sächs. Kultusministerium,
verfolgt wurde — das alles kann
man in seiner ruhigen, sachlich-ein--
fachen Schrift nachlesen.

Betrifft aber diese Schrift mehr
als eine „persönliche Angelegen-
heit"? Es muß doch wohl vielen
Deutschen daran gelegen sein, ein-
mal zu erfahren, was alles inner-
halb einer so wichtigen Organisation
wie der Presse möglich ist. So
unwichtig der „Fall Bücher" erschei-
nen mag, wenn man an das nur-
Persönliche denkt, so wichtig sind
die Einblicke, die er in gewisse Ge-
bräuche und Gewohnheiten gewis-
ser Preßorgane eröffnet. Daß dieser
Ausschnitt nicht die gesamte
Presse kennzeichnet — braucht man
das nochmals zu sagen? Daß Bü-
cher Deilerscheinungen meinte, war
deutlich genug für jeden, der nicht
gerade empfindlich bis zur Aberrerzt-
heit las. Täglich sprechen die Zei-
tungen von Frankreich, von Eng-
land; überall liest man: Frankreichs
sittlicherMedergang, Englands Heu-
chelei, Italiens Verrat — aber die
so schreiben meinen auch nicht, je-
der Franzose sei sittlich verkommen,
jeder Lngländer ein tzeuchler, je-
der Italiener ein Verräter. Geht
dort die abkürzende Verallgemeine-
rung in der Presse durch, so dürste
dieselbe Presse nachsichtiger sein, wenn
eine entsprechende Verallgemeine-
rung einmal auch sie selbst trifft.

Einen Ausweg, eine Abhilfe gibt
Bücher nicht an. Er gesteht auch
mittelbar zu, solche nicht zu kennen.
Diese Frage gehört zu den schwie-
rigsten und niederdrückendsten in der
ganzen Kulturpolitik. Boch heute
sind ja wir alle, einschließlich der zahl-

reichen, selbst oft schwer leidenden
Zeitungsschreiber, über die Lrkennt-
nis vieler Mißstände noch nicht zu
der Erkenntnis vorgedrungen, wie
ihnen abzuhelfen sei. Schumann

KonzessionierungderKinos?

^^ie Zeitschrift „Lichtbildbühne"
^^meldet, daß ein Gesetzentwurf
über die Konzessionierung der Licht-
spieltheater unmittelbar vor seiner
Verabschiedung im Bundesrat stehe.
Die „Frankfurter Zeitung" druckt
darüber folgende Zeilen ab:

„Die vollkommen veränderte Auf-
fassung von der Bedeutung des
Films, die im Laufe des Krieges
bei den amtlichen Stellen Platz ge-
griffen hat, und die überragende
Bedeutung des Films als Propa-
gandamittel macht es zur Notwen-
digkeit, ein so wichtiges Kulturinstru-
ment nur in berufene und ge-
eignete tzände zu legen. Gleich-
zeitig mit dem Konzessionszwang
wird eine starke Vermehrung der
Lichtspieltheater erstrebt, gegebenen-
falls unter amtlicher Förderung.
Insbesondere glaubt die Regierung,
für spezifisch geeignete Kriegsinva-
liden im Kinobetrieb eine geeignete
Beschäftigung zu finden."

Ist das wahr, so bedeutet es nicht
mehr und nicht weniger als die
Möglichkeit, daß unser Kinowesen auf
eine vollkommen neue Grundlage ge-
stellt werde. So alt und so tiefgehend
auch die mancherlei Bewegungen
für „Kinoreform" waren, ihre einsich-
Ligsten Vertreter kamen immer wieder
zu dem Schluß, daß „die Verhält-
nisse" mächtiger seien als sie. Mit
Kriegsbeginn, als die Fäden zu den
finanziell allmächtigen ausländi-
schen Filmfabriken abrissen, schien
eine Gelegenheit gegeben, tatkräftig
einzugreifen.* Aber sie ging vor-

* Vgl. besonders H. Häfker, Die
Aufgaben der Kinematographie in die--
sem Krieg (L26. Flugschrift des Dürer-
 
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