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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,2.1918

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Heft 7 (1. Januarheft 1918)
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Rittelmeyer, Friedrich: In Sachen Rudolf Steiners
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Böhm, Hans: An das Schicksal
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https://doi.org/10.11588/diglit.14372#0031

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keit am ersten Kenntnis nehmen von reinen Außerlichkeiten, zum Beispiel
von dem Verfahren zur Herstellung von Glasfenstern, bei dem in das
Glas plastisch hineingearbeitet wird, so daß die Bilder vor dem betrach-
tenden Auge wie unter der Mitarbeit des durchscheinenden Lichtes zu
entstehen scheinen, oder von dem Verfahren zur Herstellung von Wasser-
sarben aus Pflanzenstoffen, und dergleichen mehr. Wenn aber der ganze
große Millionenbau dieser „Hochschule für Geisteswissenschaft" einmal voll»
endet dastehen wird, dann wird vermutlich darüber eine sehr lebhafte künst-
lerische Aussprachs einsetzen. Und das erste Wort über den Bau wird
dann vermutlich nicht das letzte sein.

Man erlaube zum Schluß eiuen starken Schlag gegen das Tor des
Schweigens. Als Nietzsche nach dem Verlöschen seines Geistes in Naum-
burg lebte, da kam ein jüngerer Mann ins Haus, den Nietzsche selbst nicht
mehr bewußt kennen lernte. Mit seinen ruhigen, weit geöffneten Augen
mag Nietzsche über ihn hinweggeschaut haben ins Leere. Wohin? Suchte
er die Menschheitszukunft? Vielleicht wird ein späteres Geschlecht einmal
von dieser Begegnung reden als von einem merkwürdigen Sinnbild der
Menschheitsgeschichte. Fr. Rittelmeyer

fln üas Schicksal

-^Hllcht erfüllen, nicht versagen!

Hv'Sxare meinen sxäten Tagen
Deine Ltrone, deinen Stern.

Aber mit den hellen Härrden
Licht unö Hofsnnrrg mir zn sxenöen,

Lahre fort unö gib mir gern.

Herrlich roar öes Tages Morgen.

Sonne, noch in Nacht geborgen,
wie sie roten Dunstes glomm!
rvolkenballen, wetterträchtig,

Lrste Strahlen milö unö mächtig,

Unö öer Äther wuröe fromm.

Tränen in öen jungen Blicken.

Grimmer Schmerz unö wilö Lntzücken
wüten wechselnö öurch öie Brust.

Selbstgeborne wunschgestalten,

^tzeitz umarmt unö nicht zu halten,

Balö gebatzt, balö ungewutzt.

Stille! Heil'g« Mittagstille!

Si« ersehnt öer reifr« wille,

Sie erahnt «in leisrer Sinn.

Aus -em Taumel, aus öen Träumen
Dring ich nun zu ihren Bäumen,

Dring ich zu mir selber hin.

Stille kam gleich tiefen Seen.

Über ihre Bläue wehen
weitze wollen ruhig rein.

Anö ich fühle mich entsiegelt,

Unö ich bin in ihr gesxiegelt,

Ihr versöhnt mit allem Sein.
 
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