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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,2.1918

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Heft 11 (1. Märzheft 1918)
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Holtzmann, Robert: Gustav Mahlers erste Symphonie
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Steinhausen, Heinrich: Aus Heinrich Steinhausens "Ausklang"
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https://doi.org/10.11588/diglit.14372#0149

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Satz an, mit einem furchtbaren Aufschrei beginnend. Es gilt eine ver-
zweifelte Schlacht mit der Welt um die Freiheit des künstlerischen Emp-
findens und Schaffens. Der Kampf wird geführt mit den Kräften, die
noch immer aus der eigenen Seele quellen und somit aus den Stim-
mungen des Anfangs erwachsen. Das leidenschaftliche Finale, das dieses
Ringen, Unterliegen, Sichsammeln und Weiterkämpfen schildert, ist von
einer prächtigen Iugendkraft erfüllt und endet mit einem Triumphchoral,
in dem der durch alle Schrecken der Hölle geschrittene Held den Sieg
über die Welt, ihre Kleinheit und ihre Tücke davonträgt.

Noch glaubte Mahler an einen solchen Sieg über die Welt — in
seiner Zweiten Symphonie ist die Apotheose bereits in das Leben nach
dem Tode verlegt, und die künstige Entwicklung des Künstlers war ein
immer vollständigeres Sichzurückziehen von den Menschen, ein Fliehen
in des Herzens heilig-stille RLume und an den reinen Busen der Natur.
Nur hier war es ihm möglich, sich selbst treu zu bleiben. Und nur auf
diese Weise konnte es geschehen, daß er trotz allem im Kampf mit der
Welt am Ende den Sieg behalten hat. Denn das Triumphale, mit dem
der letzte Satz ausklingt, ist ja schließlich doch zur Wahrheit geworden,
nicht nur für Mahler selbst, sondern auch für den neuen künstlerischen
Geist; um ihn trug er die Schmerzen, durch die ihm die Sprache zu dieser
ersten symphonischen Schöpfung gelöst worden ist. RobertHoltzmann

Aus Heinrich Steinhausens „Ausklang"

Die letzten Gedichte Heinrich Steinhausens, „Ausklaug", sind nun bei Georg
D. W. Callweh in München erschienen. Der Heimgegangene war kein „großer
Lhriker", gewiß nicht, aber an die Frage der „Kunst" denkt man überhaupt erst,
wenn man sein Buch beiseite gelegt hat. Und dann kommt sie einem oberfläch-
lich und gleichgültig vor, so gewiß, wie von diesen Menschenzeugnissen hier
manches noch leben wird, wenn größere lyrische Kunstwerke vergessen sein werden.
Wir haben sehr wenige Gedichtbücher, die menschlich so poselos, so echt, so rein
sind. Wenn Steinhausen der bis zum Letzten ausströmende Ausdruck selten
gelang, so erlebte und erlitt er dafür mrt einer Kraft, die den Empfänglichen
auch durch das schon erschüttert, was trotz dem gelegentlichen Versagen im
Wort den Weg vom Herzen zum Aerzen findet. Es ist ein tiefernstes Buch,
dieses sein Vermächtnis, ein „Passionsbuch", wenn man will. Wer den edlen
Menschen aus seinen Büchern liebgewonnen hat, wird daran nicht vorüber-
gehn. Will man doch mit einem teuer Gewordenen auch bei seinen Leiden
und da erst recht verkehren.

Nä'nien

-»ach, könnt ich einmal noch
^Dich herzenshciter sehn
And über öein Gesicht
Das süße Lächeln gehn,

Das mich öereinst gebracht
Um meiner Tage Ruh,

So käm' zurück
Mein erstes Glück,

Denn meines Lebens Lenz bist öu.

Dich wieöer lächeln sehn
Aur einmal, viel zu groß
war solch ein wunsch, unö jäh
llam ihm öer Toöesstoß. —
 
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