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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,2.1918

DOI Heft:
Heft 7 (1. Januarheft 1918)
DOI Artikel:
Hoffmann, Paul Theodor: Humanität als Begriff und Gefühl, 2: Goethe
DOI Artikel:
Rittelmeyer, Friedrich: In Sachen Rudolf Steiners
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https://doi.org/10.11588/diglit.14372#0026

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Wie Goethe von seinem eigenen Innern aus den richtigen Weg fand in den
verschiedensten Verhältnissen des Erdenlebens, das zeigen seine Betätigungen
auf den mannigfachsten Gebieten des menschlichen Geistes. Es würde ein
Buch erfordern, wollte man im einzelnen dem nachgehen, wie Goethe als
Staatsmann und Minister, als Volkswirtschaftler, der sich um die Hebung des
Bergbaues müht, als Hausvater, der Ehristiane beim Linrichten eines behag-
lichen Heims half, als Forscher, der die Schicksale der Menschen und die diesen
Schicksalen innewohnenden Gesetze zn erfassen suchte, wie Goethe in allem,
was er tat und wirkte, ein echter, reiner Mensch war oder zu sein sich mühte,
Humanität läuft ja nicht darauf hinaus, daß der Mensch unter ihr als einer Art
Rubrik konventionell schematisiert werde, wie das in den westlichen Demokratien
so oft geschieht, sondern darauf: das beste, was der Mensch vor dem Tiere
voraus hat, in Reichtum und Tiefe zu entfalten. Die Buntheit der menschlichen
Erscheinungen, die nicht Flitterglanz der Oberfläche ist, sondern Ausdruck der
inneren Reichtümer, führt zu Verschiedenheiten der Meinungen und Willen,
Die Gefahren aber, die Streite und die Kämpfe, die dadurch entstehen, können
gedämpft oder veredelt werden durch das Bewußtsein des allen Tüchtigen Ge-
meinsamen, eben der Menschlichkeit.

„Edel sei der Mensch,

Hilfreich und gut,

Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,

Die wir kennen."

Wird es gelingen, dieses klassische Wort der Humanität künftigen Geschlechtern
zum Bekenntnis ihres natürlichen Lebensbedürfnisses zu machen?

P. Th. Hoffmann

In Sachen Rudolf Steiners*

war gewiß nicht in jeder Beziehung günstig, daß sich Steiner an
'die theosophische Bewegung der früheren Zeit anschloß. Sie war be--
lastet mit dem Namen Blavatsky und erschien vielen als eine Sammel--
stätte sonderbarer Heiliger, denen Vegetarianismns nnd Pseudo--Indertum,
Langhaarigkeit und Lebensfremdheit die Welträtsel lösten. Andrerseits bot
sich hier ein Kreis selbst an, in dem „Ohren" waren „für Unerhörtes", und
der angesichts der sonstigen Stimmungen und Schwierigkeiten im geistigen
Deutschland eine gewisse erste Möglichkeit und Empfänglichkeit schuf, zu
reden. Später hat sich der Weltkrieg im Kleinen voraus abgespielt inner--
halb der theosophischen Gesellschaft. Der deutsche Geist drängte ins Große
und Weite, aber der englisch-indische Geist wollte sich die tzerrschaft nicht
entreißen lassen. Es kam zur Entscheidung. Nicht ohne recht merkwürdige

* Wir bringen den Aufsatz aus Raumbeschränknng gekürzt um eine Schil-
derung der vortheosophischen Tätigkeit Steiners und erwähnen nur auf beson--
deren Wunsch des Verfassers die Titel -er wichtigsten vortheosophischen Werke:
„Philosophie der Freiheit" dazu als Vorspiel „Wahrheit und Wissenschaft";
ferner „Goethes Weltanschauung" M?; dazu die Vorreden zu den naturwissen--
schaftlichen Schriften Goethes in Kürschners Nationalliteratur und „Grund-
linien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung"; schließlich:
„Welt- und Lebensanschauungen des G. Iahrhunderts" Ms, neu herausgegeben
unter dem Litel „Die Rätsel der Philosophie", zwei Bände, sM.
 
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