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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 31,2.1918

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Heft 9 (1. Februarheft 1918)
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Düsel, Friedrich: Vom jungen und alten Deutschland im Berliner Theater
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Hoffmann, Paul Theodor: Flämische Dichtungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14372#0087

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Lltsr SAO zum Zweikampf fordert, schließlich zustande bringt, das ist doch
nicht viel mehr als ein mit Wienerischen Ironien und Melancholien erweichter
Iournalistenschwank, der sich mit der gnt bürgerlichen Lebensfnlle der Freh-
tagschen Laune nicht vergleichen kaün. Von der seitdem so gründlich veränderten
Entwicklung der siebenten Großmacht, dieser mit Tragik, Komik und Schicksals-
stoff über und über gefüllten Büchse der Pandora, hat das redselige und doch
nirgends beredte Stück kaum etwas zu erhaschen vermocht.

Friedrich Düsel

FLämische DichLuugen

Weltkrieg scheint wisder ein Flußbett deutschen Geisteslebens aus-
/Zugrabeu und stromgerecht zu machen, das durch den Staub von Iahr-
hunderten längst verschüttet war: das Herüber- und Hinüberfluten
zwischen flämischer und deutscher Kultur. Die Eröffnung der flämischen
Aniversität Gent war eine deutsche Tat. In den besetzten Gebieten Bel-
giens lernen sich Flamen und Deutsche, wenn auch unfreiwillig, so doch
zweifellos in einer beide Teile fördernden Weise kennen. Unlängst ist
auch eine Gesellschaft zur Pflege der deutsch-flämischen Beziehungen ent-
ftanden, die in Schriften und Vorträgen bei beiden Völkern das Ver-
ständnis für ihre Geistesart gegenseitig wecken will. Zahllos sind die
deutschen Äbersetzungen aus der flämischen Literatur neuerdings gewor-
den, die in Linzelausgaben wie in ganzen Serien erscheinen. Wird sich
Mühe und Fleißaufwand lohnen? Wird ein geistiger Austausch von Dauer
daraus hervorgehen?

Die flämische Bewegung hatte zwar schon vor dem Kriege viel erreicht,
aber doch immer noch einen schweren Stand gegenüber den Welschen. Das
welsche, das wallonische Element suchte das Flämische mit allen Mitteln
auszurotten. Demgegenüber dürfte das germanische Element eine Stütze
werden können mit den Nachbarländern Holland und dem Deutschen Reich.
Daß kräftige Geisteszentren andere verwandte, dabei aber in sich selbstän-
dige Zentren fördern und durch diese wieder gefördert werden, bedars ja
keines Beweises. Ilnsre Ausgabe wird also hauptsächlich die sein, die
Selbständigkeitsbestrebungen der fläinischen Literatur zu untsrstützen. Da-
mit würde die Gesahr der Erdrückung und Vernichtung durch das roma-
nische Element beseitigt, und der dann noch verbleibende sranzösisch-wal-
lonische Einfluß könnte nur befruchtend wirken, wie es im Mittelalter ge-
schah, als der erste große höfische Epiker deutscher Sprachs, der Flame
tzeinrich von Veldecke, seine in Frankreich gewonnene Kunst unter den
Anregungen eines deutschen Fürstenhofes ausübte und auch sonst leb-
hafte geistig-kulturliche Beziehungen zwischen Flandern und Deutschland
herrschten.

Erst in der neuesten Zeit, als Conscience und De Coster sich durch-
gerungen hatten, haben solche Beziehungen wieder eingesetzt. Aber wirk-
lichs allgemeine Teilnahme an Flanderns Kampf um seine geistige Eigen-
art hat bei uns erst der Weltkrieg gebracht.*

Diese Eigenart ist scharf ausgeprägt. Wer etwa auch nur ein Buch

* Wenige kannten und kennen das Werk Ida von Düringsfelds: „Von der
SHelde bis zur Maas" (Leipzig (86H 3 Bände), das die neuere Literatnr der
Flamen behandelt und noch heute mit seinen reichen Proben an Abersetzungen
und biographischen Mitteilungen eine der besten Materialsammlungen und
Einführungen für uns Deutsche ist. Vgl. auch Franz Fostes, Die flämische
Literatur im Aberblick. 68 Seiten. 80 Pf. M.-Gladbach (9(7.

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