lockung. Man sieht auf einen Blick,
was das Haus zeigen will, und er-
schaut auch, was der Baumeister an
Gurten und Giebeln, Ecken und
Mschen Schönes gebildet hat. Dabei
deutet wieder die Anordnung der
deutlich' hervortretenden architektoni-
schen Linien mit sanftem Zwang auf
das tzauszeichen oder das tzeiligen-
bild, das über dem Tore oder aus
einem „Chörle" steht. Ger Mond-
schein mit den scharfen Schatten läßt
allerlei hervortreten, was der Tag
überblendet hat. Er ist ein Gedan-
kenfreund nicht bloß, wenn er über
bemooste Frisdhofshügel herauf-
kommt, sondern auch, wenn er ein
Stadtbild verklärt und erläutert.
In seinem Lichte treten die gewal-
tigen Massen des Rathauses und
der Kirchen, endlich auch der Burg
droben, an der elf Iahrhunderte
gebaut haben, zu überaus mächtiger
Wirkung hervor. Das Zeitliche
schwindet, wie das Alltägliche vor
der stillen Nachtstunde gewichen ist.
Ewige Geister walten in des Mon-
des Dämmer über der schlummern-
den Stadt.- Ludwig Grimm
Krregspsychose beim Opfern
eulich ward ich auf ein Gebiet der
„Kriegspshchose" aufmerksam, von
dem ich bis dahin nichts wußte. Eine
voruehm denkeude, gebildete und kunst-
freundliche Frau Hatte ohne Wissen
ihres Gatten alte und neue Messing-
geräte von ungewöhnlicher Schönheit
zur Metall-Einlieferungsstelle gebracht.
Der Gatte, mit dem sie sonst in bester
Gemeinschaft lebte, HLtte ihr die Zu-
stimmung nie gegeben, deshalb tat sie's
heimlich, ohne sich im mindesten be-
wußt zu werden, wie nahe dieses Ver-
fügen über gemeinsames Eigentum
mit dem Diebstahl verwandt ist. Ge-
rade, weil ihr das alles schwer ward,
gerade darum tat sie's, denn das
Opfern gebiete eben, zu tun, was
einem schwer wird. Siud solche Stö-
rungen der ethischen Besonnenheit an-
ders als pathologisch zu erklären? Ist
aber auch diese Art des Abwertens
von Kultur und Metall bei einem
gebildeten und kunstfreuridlichen Men-
schen noch besonnen? Solange aus
Kupfer oder Messing noch ein Rohr,
eine Vorhangstange, ein Türschild, eine
Fensterkliuke, ein Leitungshahu, ja
noch ein Nagel, noch irgend etwas in
unsern Wohnungen ist, das sich spä-
ter ebensogut von mechanischer Arbeit
ersetzen läßt, so lange müssen wir das
schonen, was Kulturwerte über-
liefern kann. Ein noch so bescheid-
nes Gerät, und sei es ein Leuchtsr
oder eine Kanne, das dem empfäng-
lichen Auge von edler Äberlieferung,
von gebildetem Schönheitsgefühl, von
gestaltender Liebe zeugt, ist für unsre
weitere Kulturentwicklung lebenzeugen-
des Leben. Es bewahrt das Entwickelte
vor Rückbildung und es sichert den
Zusammenhang des Vergangeuen mit
dem Kommenden. Ie mehrfach es
bleibt, desto besser für unsre deutsche
Kulturzukunft! Der Metallwert
solcher Stücke fällt aber für die
Munition kaum ins Gewicht: ein mitt-
leres Miethaus kann an entbehrlichen
Türschildern und Gardinenstangen
mehr Messing liefern, als zwanzig
Straßen an so seltenem Hausgerät, daß
jene Voraussetzungen zuträfen. Ansre
Behörden haben als entbehrlich das
Einschmelzen der Hunderte von künst-
lerisch wertlosen Denkmälern abgelehnt,
von denen ein jedes an Materialwert
zehntausend Gebrauchsstücke aufwiegt.
Würde die Not noch größer, so ge-
bührte der Vortritt in die Schmelzöfen
ihnen. Wirkliches Kulturgut darf nicht
aus einer Art von aszetischem Miß-
verständnis geopfert werden; wir soll-
ten es sorgsam schützen und sichern
für die, welche nach uns wieder auf-
bauen müssen. A
Patriotische Metrik
Lin „Schulmeister" schreibt uns:
„Kämpfend für Kaiser und Reich,
nahm Gott uns die irdische Sonne,
Ietzt, vom Irdischen frei, strahlt uns
sein ewiges Licht.
was das Haus zeigen will, und er-
schaut auch, was der Baumeister an
Gurten und Giebeln, Ecken und
Mschen Schönes gebildet hat. Dabei
deutet wieder die Anordnung der
deutlich' hervortretenden architektoni-
schen Linien mit sanftem Zwang auf
das tzauszeichen oder das tzeiligen-
bild, das über dem Tore oder aus
einem „Chörle" steht. Ger Mond-
schein mit den scharfen Schatten läßt
allerlei hervortreten, was der Tag
überblendet hat. Er ist ein Gedan-
kenfreund nicht bloß, wenn er über
bemooste Frisdhofshügel herauf-
kommt, sondern auch, wenn er ein
Stadtbild verklärt und erläutert.
In seinem Lichte treten die gewal-
tigen Massen des Rathauses und
der Kirchen, endlich auch der Burg
droben, an der elf Iahrhunderte
gebaut haben, zu überaus mächtiger
Wirkung hervor. Das Zeitliche
schwindet, wie das Alltägliche vor
der stillen Nachtstunde gewichen ist.
Ewige Geister walten in des Mon-
des Dämmer über der schlummern-
den Stadt.- Ludwig Grimm
Krregspsychose beim Opfern
eulich ward ich auf ein Gebiet der
„Kriegspshchose" aufmerksam, von
dem ich bis dahin nichts wußte. Eine
voruehm denkeude, gebildete und kunst-
freundliche Frau Hatte ohne Wissen
ihres Gatten alte und neue Messing-
geräte von ungewöhnlicher Schönheit
zur Metall-Einlieferungsstelle gebracht.
Der Gatte, mit dem sie sonst in bester
Gemeinschaft lebte, HLtte ihr die Zu-
stimmung nie gegeben, deshalb tat sie's
heimlich, ohne sich im mindesten be-
wußt zu werden, wie nahe dieses Ver-
fügen über gemeinsames Eigentum
mit dem Diebstahl verwandt ist. Ge-
rade, weil ihr das alles schwer ward,
gerade darum tat sie's, denn das
Opfern gebiete eben, zu tun, was
einem schwer wird. Siud solche Stö-
rungen der ethischen Besonnenheit an-
ders als pathologisch zu erklären? Ist
aber auch diese Art des Abwertens
von Kultur und Metall bei einem
gebildeten und kunstfreuridlichen Men-
schen noch besonnen? Solange aus
Kupfer oder Messing noch ein Rohr,
eine Vorhangstange, ein Türschild, eine
Fensterkliuke, ein Leitungshahu, ja
noch ein Nagel, noch irgend etwas in
unsern Wohnungen ist, das sich spä-
ter ebensogut von mechanischer Arbeit
ersetzen läßt, so lange müssen wir das
schonen, was Kulturwerte über-
liefern kann. Ein noch so bescheid-
nes Gerät, und sei es ein Leuchtsr
oder eine Kanne, das dem empfäng-
lichen Auge von edler Äberlieferung,
von gebildetem Schönheitsgefühl, von
gestaltender Liebe zeugt, ist für unsre
weitere Kulturentwicklung lebenzeugen-
des Leben. Es bewahrt das Entwickelte
vor Rückbildung und es sichert den
Zusammenhang des Vergangeuen mit
dem Kommenden. Ie mehrfach es
bleibt, desto besser für unsre deutsche
Kulturzukunft! Der Metallwert
solcher Stücke fällt aber für die
Munition kaum ins Gewicht: ein mitt-
leres Miethaus kann an entbehrlichen
Türschildern und Gardinenstangen
mehr Messing liefern, als zwanzig
Straßen an so seltenem Hausgerät, daß
jene Voraussetzungen zuträfen. Ansre
Behörden haben als entbehrlich das
Einschmelzen der Hunderte von künst-
lerisch wertlosen Denkmälern abgelehnt,
von denen ein jedes an Materialwert
zehntausend Gebrauchsstücke aufwiegt.
Würde die Not noch größer, so ge-
bührte der Vortritt in die Schmelzöfen
ihnen. Wirkliches Kulturgut darf nicht
aus einer Art von aszetischem Miß-
verständnis geopfert werden; wir soll-
ten es sorgsam schützen und sichern
für die, welche nach uns wieder auf-
bauen müssen. A
Patriotische Metrik
Lin „Schulmeister" schreibt uns:
„Kämpfend für Kaiser und Reich,
nahm Gott uns die irdische Sonne,
Ietzt, vom Irdischen frei, strahlt uns
sein ewiges Licht.