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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Busl, Karl Anton: Ueber das alte und neue Schloß in Altshausen und des letzteren feierliche Grundsteinlegung
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0015

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II. D a s neue Schloß und die Feier
seiner Grundsteinlegung.
Am Ende des 17., noch mehr im Ver-
laufe des 18. Jahrhunderts herrschte be-
kanntlich in Oberschwaben eine rege Bau-
lnst unter den weltlichen Herren, weitaus
stärker unter den Prälaten, welche ihre
vielfach alten, baufällig gewordenen und
im vorausgegangenen 30jährige» Kriege
beschädigten Klöster und Kirchen durch
Neubauten im Barock- bezw. Rokokostil er-
setzten. So beschloß auch der Landkomtnr
Johann Franz Freiherr von Neinach
(1718—1730) einen der hohen Stellung
des Deutschordens und seiner damals noch
zwölf Kommenden umfassenden Ballet) Elsaß
und Burgund, deren Landkomtnr seit An-
fang des 15. Jahrhunderts seine Residenz
in AltShansen hatte, entsprechenden groß-
artigen Neubau in französischer Art anf-
znführen. Indessen wurden von dem in
Aussicht genommenen Komplex, nachdem
die alten Gebäude bis auf den oben er-
wähnten Bau von 1655 abgebrochen wor-
den, nur ein Teil — allerdings der größere
— zur Ausführung gebracht — zwei
Flügel des in seinem Aeußern schlicht, dafür
in seinem Innern aber um so reicher ge-
haltenen neuen Schlosses, das derb ge-
gliederte Neithaus und Theater, etliche
Oekonomiegebäude, Neitstall, der sogenannte
Gartcnpavillon und das seiner Zeit als
Seminar verwendete Thorhans, ein sehr
glücklich konzipierter, rechtwinkliger Ban
mit mittlerem Türmchen über dem pyra-
midenförmigen Dach, mit schönem Treppen-
haus und Treppenrnndell oben, welcher
dem Ganzen einen sehr effektvollen Ein-
gang giebt. Mit dem Entwurf und der
Ausführung des Gesamtbanes war der
Baumeister der Balley, Johann Kaspar
Bagnato betraut. Die Bagnato stammen
laut dem spärlichen gedruckten Materials
0 lieber Bagnato vgl. „Archiv für christliche
Kunst" 1892 Nr. 10, S. S1, 1897 Nr. 3. Scho n,
liste cles tLmillss nobles Moriplne itrtNenne etc.,
Lori 1893, p. 6. Von der ganzen Schloßanlage
existiert eine aus der Vincentschen Sammlung zu
Konstanz stammende, jetzt in der Staatssammlung
vaterländischer Kunst und Altertümer befindliche
Ansicht, Prospekt auf einer Tafel in eingelegter
Arbeit von Fr. I. Denner 1766. Siehe Pfeiffer,
„Kultur- und Kunst in Oberschwaben rc.", S. 12,
Anm. 21. — In Levis Kat. Nr. 102 ist eine
Ansicht von A. aus der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts (cirea 1780) ausgeschrieben.

von Como; Johann Kaspar B. wird übri-
gens -— was weitere Nachforschung er-
heischt — in der unten im Wortlaut mit-
zuteilenden Urkunde über die Grundstein-
legung des Schlosses A. „Dandaviensis"
(also aus Landau i. d. Pfalz?) genannt.
Nähere Nachrichten über den Ban mag
das dem Staatsarchiv in Stuttgart ein-
verleibte Dentschordensarchiv von Alts-
hansen bergen; in der Registratur des Hof-
kameralamts findet sich noch eine größere
Anzahl von Grund- und Aufrissen und
Situationsplänen des Schlosses und seiner
Annexen, sämtliche erst dem laufenden
Jahrhundert angehörend und zumeist ge-
fertigt anläßlich des Uebergangs der Kom-
mende A. an die Krone Württemberg.
Im Innern des Schlosses besitzt nicht
geringen Kunstwert die leichte, feine
französische Stuccatnr in Sälen und Sliegen-
hans (hier auch reizende Putten). Von der
früheren reicben Ausstattung der Gemächer
haben sich nur erhalten im Speisesaal die
großen Oelbildnisse von Kaiser Franz und
Maria Theresia, Geschenke derselben an
die Kommende A., dem vorletzten Land-
komtur Konrad Grafen Reuttner von Wehl
und dem letzten, die Säkularisation über-
lebenden (ch 1814) Landkomtnr Karl
Friedrich Freiherr v. Forstmeister — alle in
ganzer Figur, — im oberen Korridor eine
Anzahl großer Bildnisse früherer Landkom-
tnre, in den Zimmern (und Gängen) einige
weitere Gemälde, große Spiegel und eine
kleine wertvolle Sammlung von Porzellan-
figürche». Im Gange zur Beschließerei
hängen sieben Wappenschilder von den
Deutschordensrittern Karl Friedrich Hein-
rich von Landsperg 1758, Franz Phi-
lipp Ignaz Johannes Blarer von War-
tensee 1765, Franz Heinrich Karl von
Reinach, Graf zu Fonxmagne Montreux
1778, Karl Graf vonWaldbnrg-W urz a ch,
Reichserbtruchseß 1805, Karl Graf von
i Frohberg 1805, Heinrich Albert Graf
von Neinach 1805, Franz Fidelis, Reichs-
crbtruchseß, Graf zu Zeil-Wurz ach.
Bis in die 70er Jahre sei noch mehr vor-
handen gewesen, so Möbel (auch aus
Nosenholz), Gobelins, Gemälde, nament-
lich eine Reihe sogenannter Schweizerbilder
(s. B e ck, „ans einem schwäbischen Neichs-
stifl" im „D.-A. von Schwaben" XII,
, 1894, 2. Beil., S. 6). Noch verdient
 
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