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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0046

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einen entschiedenen Fortschritt gegen das Vorjahr.
Am 8. Juni gingen die Räuber, Trauerspiel in
5 Akten von Schiller über die Ulmer Bühne.
Außerdem wurde noch neben unbedeutenderem ge-
geben Der deutsche Hausvater oder die Familie,
Schauspiel in 5 Akten von Freiherr Otto von
G e m m i n g e n - H o r n b e r g (geboren 5. No-
vember 1758 in Heilbronn, gestorben 15. März
1836); die Lttsterschule, Lustspiel in 5 Akten nach
dem Englischen des jungen Sheridan von
Leonardi; Hamlet, Prinz von Dänemark, Trauer-
spiel in 5 Akten von Schröder nach Sha k e-
speare. Die Preise waren die alten. Mit
einer Dankrede Appells wurde 18. Juni das
Theater geschlossen.
In den drei folgenden Jahren 1785
bis 1787 trat in Ulm dieselbe Gesellschaft,
nämlich die des schon genannten Kober-
wein auf, der im Turm logierte. Die
Gesellschaft bestand ans 18 Herren (1787
19 Herren), 9 Damen.
Die Wahl der Stücke im Schauspiel war eine
treffliche. So gab man 24. Juli Kabale und
Liebe, Trauerspiel in 5 Akten von Schiller,
27. Juli dessen Räuber (zum drittenmal in Ulm);
Emilia Galotti von Lessing. Nur eine Oper
von Agosti wurde gegeben. Auch fand wieder
ein Konzert inUTheater statt, nämlich am 1. Juni
ein großes Vokal- und Jnstrumentalkonzert von
Herrn de Marchi Violinist, Herrn Fraudorf,
Sänger und Demoisekls Schrott, Sängerin.
Eine Loge kostete 2 st. 24 kr., parterre noble und
Amphitheater 24 kr., 2. Platz 15 kr. (später 1786
12 kr.), 3. 8 kr. (später 6 kr.). Sehr gepflegt
wurde das Ballett. Kober weins Gesellschaft
war sehr beliebt in Ulm, wie sich aus folgender
Zeitungsnotiz aus der „Schwab. Chronik" 1787,
Seite 96 ergiebt: 14. Mai 1787 gab dis Kober-
weinsche Schauspielorgesellschaft das erste Schau-
spiel. Sie hat bisher dis Erwartungen, die inan
von dieser schon längst berühmten Gesellschaft sich
gemacht hat, vollkommen entsprochen und im
Ballettspielen weit übertroffen. Manchmal war
das Schauspielhaus so angefüllt, daß viele Lieb-
haber keinen Platz mehr fanden. Bis 22. Juni
1787 wurde gespielt. Das Schauspielrepertoire
stand aber weit hinter dem von 1785 zurück. Be-
achtung verdienen nur: Die Jäger, ländliches
Originalsittengemälde in 5 Akten von Issland,
sowie Der Oberamtmann und die Soldaten in 5
Akten nach dein Spanischen des Calderon frei
bearbeitet von Stephanie d. j. Eine Oper von
Paisiello wurde gegeben. Die Zahl der
BalletteMar groß.
Im folgenden Jahre spielte seit 26.
Mai der kurpfalzbayerische Schauspiel-
unternehmer Karl von Morocz, dessen
Gesellschaft^ anfangs 18 Personen, 12
Herren 6 Damen, zählte. Auch sein Sohn
und seine Tochter spielten mit. Karl v.
Morocz hatte eigentümliche Schicksale
hinter sich. Er war ein natürlicher Sohn
Kaisers Karl VII. st Kurfürsten von

Bayern, studierte und erhielt ein Kanoni-
kat zu Freysing. Allein er hatte keine
Neigung zum geistlichen Stand, verließ
Bayern und wurde Schauspieler. (Li-
powsky, Leben Karls VII., S. 136.)
Die Loge kostete 2 Gulden 24 Kreuzer,
parterre noble und Amphitheater 24
Kreuzer, zweiter Platz 12 Kreuzer, dritter
6 Kreuzer.
Was er uud seine Gesellschaft an aufgeführten
Schauspielen den Ulmern bot, war nicht besonders.
Von Schauspielen verdient nichts Erwähnung. Die
Hauptrolle spielte das Ballett. Am 27. Mai
wurde ein englisches Solo von Heim getanzt.
Am 24. Juni wurde die Schaubühne von Herrn
von Morocz geschlossen. („Schwäb. Chronik"
1788, S. 158.) Im nächsten Jahre, am 17. Mai
1789 war er mit.einer Gesellschaft von 22 Personen
in Augsburg angekommen, um dort 16 Komödien
zu spielen und dann nach Nördlingen zu reisen
(ebenda 1789, Nr. 58.) Da nach einer anderen
Nachricht (ebenda 1790, S. 49) er seit 18 Mo-
naten in Augsburg sich aufgehalten hatte und dort
58 Schauspiele gegeben hatte, bevor er 19. Februar
1790 nach Ingolstadt abreiste, ist er September
1788 nach Augsburg gekommen.
Im Jahre 1789 war während des
Kreiskonvents Kob er wein mit seiner
Gesellschaft in Ulm, über die eine Zei-
tungsnachricht („Schwäb. Chronik" 1789,
Nr. 85) meldet: sie behauptet noch immer
das gute Andenken, das sie sich vor
mehreren Jahren erworben. Die Gesell-
schaft bestand aus 16 Herren und 10
Damen. Koberwein logierte im Turm.
Das Hauptgewicht legte er auf die Oper. Er
gab Werke von Paisiello, Salieri, Sarti,
Umlauf, Sacchini, auch mehrere Ballette.
Das Schauspiel bot nichts Bedeutendes, außer
Hamlet nach Shakespeare bearbeitet von
Schröder. Die Logs kostete 2 st. 24 kr., parterre
noble und Amphitheater 24 kr., 2. Platz 12 kr.,
3. 6 kr. Koberwein spielte bis 14. August
1789.
Der am 20. Februar 1790 erfolgte Tod
Kaiser Josephs II. brachte in Ulm Trauer,
die am 16. April endigte. Der Magist-
rat engagierte darauf auf den im Mai zu-
sammenberufenen Kreistag die Voltoli-
nische Schauspielergesellschaft, 16 Herren
und 9 Damen.
Die erste Vorstellung, beider Madame Stöhn
eine' Antrittsrede sprach, war am 27. April, die
letzte am 27. Juni.
Auf dem Schäuspielrepertoire erscheint am
Eröffnungstag (13. Mai wiederholt) zuerst Ko tze-
bue mit Menschenhaß und Reue, Schauspiel in
5 Akten.
Das Hauptgewicht legte Voltolini auf die
Oper. Er gab Werke von Paissiello, Dit-
tersdorf, Anfossi, Salieri.
 
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