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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

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Schön, Theodor: Zur älteren Geschichte der Pfarrei Unlingen (OA. Riedlingen), [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0095

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Pfarrer von den nunmehrigen fremden
Besitzern ans jenen Gütern Zehnten for-
dern; wenn aber ein solches hinans-
gegebenes Gut wieder an einen Unlinger
komme, so soll dieser nichts destoweniger
Zehnten zu geben schuldig sein wie ein
Fremder.
3. Betreffs des „Jugit"-Zehntens wurde
die Bestimmung getroffen, daß ein jeder
von einem Kalb, das er züchte, dem
Pfarrer einen Pfennig, desgleichen von
einem Lamm einen Pfennig und von einem
Füllen 4 Pfennig bezahlen solle. Was
aber einer von St. Martinstag bis wieder
St. Martinötag verkaufe, davon solle er
dem Kirchherrn von jedem Schilling, den
er löse, einen Heller geben. (Perg.-Orig.
in d. Pfarrregistr.)
Die Bestimmungen wurden am Mitt-
woch nach St. Hilarius des Bischofs Tag
(14. Jan.) 1517 ausgezeichnet und bei-
den Teilen das Versprechen abgenommen,
sie getreulich zu beobachten. Damit wurden
wenigstens in diesem Punkte die linlinger
Bauern befriedigt; aber auch der Druck
der trnchsessischen Herrschaft wurde schwer
empfunden. Zudem erhielt die allgemeine
Unzufriedenheit der Bauern durch die
religiöse Umwälzung neue Nahrung, und
als die Bewegung im Hegau bald in ganz
Oberschwabeu und auch in den Donau-
gegenden Nachahmung gefunden hatte,
wurden auch die Unlinger von ihr fort-
gerissen gleich den übrigen trnchsessischen
Kloster- und anderen Unterthaueu in der
Bussengegend. Noch im Jahre 1524 hielten
die aufrührerischen Bauern dieser Gegend
Versammlungen zur Besprechung ihrer Lage.
Unlingen bildete den Mittelpunkt der Be-
wegung daselbst. Hier versammelten sich
die unzufriedenen Bauern der Umgegend;
sie bildeten den sog. Unli n ger Haufen,
dessen Hauptmanu Hans Stuckl e (Stink-
lin, Stickliu) von Unlingen war und
stellten ihr Kontingent mit dem Sanlgauer
und Hohentenger Sammelplatz zum Ball
tringer Hausen, dem größten der drei
Haupthaufen der oberschwäbiscben Bauer».
Zum Unlinger Haufen oder Sammelplatz
gehörten außer Unlingen die Ortschaften
Altheim, Burgau, Daugendorf, Göffingen,
Grieningen, Uttenweiler, Zwiefalten u. a.
Die Bauern des Baltringer Haufens legten
dem schwäbischen Bund, dessen Räte am

5. Febr. 1525 in Ulm znsammeugetreten
waren, am 16. Febr. über 300 Be-
schwerdebriefe vor, die ihrem Inhalt nach
sehr verschieden waren. Am häufigsten
findet sich darin die Forderung um Ab-
schaffung der Leibeigenschaft, um Beseiti-
gung der Frondienste, des Zinses, deö
Reisgeldes, des KleinzehntenS und des
Todfalls. Auch aus der Bnssengegend sind
uns solche Beschwerden erhalten. (Zeit-
schrift d. histor. Vereins f. Schwab, und
Neuburg X, S. 260 f., 263; vgl. Bau-
mann, die 12 Artikel der vberschw. Bauern
1896, S. 47.) Unter den Gesandten des
baltringischen Haufens, welche am 6. März
nach Memmingen kamen, befand sich auch
Hans Stückle von Unlingen. (Baumann,
Akten S. 139.) Dort verlangten die Bauern
einhellig „das göttliche Recht, das jedem
Stand ausspricht, was ihm gebührt zu
thuu oder zu lassen". Am 7. März kam
es zur Gründung der christlichen Ver-
einigung der drei großen Haufen. Da-
mals entstand die sog. Landesordnung, ein
Entwurf, in welchem als Banernräte des
Unlinger Haufens angeführt werden: Kon-
rad Maier von Altheim, Eberlin Loser
von Zwiefalten, Jörg Müller von Langen-
enölingen und Stephan Gagkler von Gam-
mertingen. (Abhandl. der k. daher. Akad.
d. Wisscnsch. hist. Kl. IX, 1, 1862.
S. 192; Vgl. Baumann, die 12 Art.
S. 78 ff.) Die Forderung des göttlichen
Rechts fand ihren Ausdruck in den zwölf
Artikeln. Aber trotz mehrmaliger Versuche
kam es zu keiner Vermittlung zwischen
den Bauern und dem schwäbischen Bund.
Die Bauern schritten bald zu Tätlich-
keiten, entgegen der Gesinnung ihrer Führer,
und während eines achttägigen Waffen-
stillstandes rüstete man sich gegenseitig znm
Kampf. Damals wurden auch die Klöster
Obermarchthal und Zwiefalten von den
Bauern schwer geschädigt. Truchsessische
und werdenbergische Bauern sammelten sich
bei Unlingen; zu ihnen stießen auch die
Meßkircher Unterthanen der Herren von
Zimmern, die in Niedlingen eine Fahne
mit dem Zimmerschen Wappen malen
ließen. sZimmersche Chronik, 2. Ausl. 1881,
II, S. 526 f.) Als der Truchseß Georg
von Waldburg, der oberste Feldhauptmann
des Bundesheeres, welcher die Bauern bis
Zwiefalten verfolgt hatte, plötzlich den
 
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