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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 17.1899

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Zur älteren Geschichte der Pfarrei Unlingen (OA. Riedlingen), [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15869#0148

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bei. Ihm wurden nun auch die »leisten
Stiftungen gemacht, besonders auch von
auswärts. Eine Wohlthäterin deS letzteren,
die fromme und adelige Frau Apollonia
von Hausen, stiftete anno 1576 6 fl. zu
dem Zweck, daß jeden Donnerstag nach
dem Angeluölänten mit der mittleren Glocke
ein Zeichen gegeben werde zur Erinnerung
an die Todesangst Christi (Lnlenck. eccl.
pmr.). Bessere Verhältnisse traten auch ein
als man nach der Anordnung des Konzils
von Trient durch Divcesanspnoden und
Visitationen manchen Uebelständen abzu-
helfen suchte. Auf der Konstanzer Diöcesan-
synodc von 1567 waren die Pfarreien des
Landkapitels Munderkingcn vertreten durch
Dekan Martin Faber, Pfarrer in Tigerfeld
und Michael Kindscher, Plebanns in Eme-
ringen; letzterer an Stelle des ans der Reise
erkrankten Johannes Hofmaister, artium
iriLZister, Konventnal des Klosters March-
thal (Freib. „D.-A." XXII, I892,.S. 223).
Im Jahre 1575 wurde das Landkapitel
Munderkingen visitiert. Der Bericht des
Dekans Martin Faber vom 28. Juli
d. I. über die Geistlichkeit in Unlingen
war im Verhältnis zu anderen Pfarreien
des Kapitels ein überaus günstiger; weder
das Verhalten des Pfarrers und dessen
Helfers noch das der Kapläne gab zu
irgendwelcher Klage Anlaß (Blätter für
württ. Kirchengesch. VI, S. 28).
Pfarrer zu Unlingen war damals Adam
Braun, Kamerer des Landkapitels Mnn-
derkingen, welcher im Jahre 1560 auf
Blasin sStadl er(1540—59) folgte.
Er war, wie sein Vorgänger, ein Wohl-
thäter des Unlinger Franenklosters. Ans
ihn kam nach seinem Tod im Jahre 1584
Matthias Notier von Riedlingen.
Er war maxister plril. in Riedlingen und
scheint, wenn jenes Jahr in derLer. ?3rocii.
richtig angegeben ist, dieses Amt neben der
Pfarrpfründe in Unlingen in Besitz gehabt
zu haben. Wenigstens erscheint er dort
als solcher im Jahre 1610 (Breitfeld, Bei-
träge zur Geschichte der Stadt Riedlingen
in der „Sonntagssrende", Beil. z. „Riedl.
Ztg." 1895, S. 317). Er stiftete ein
Kapital von 1600 fl. zu dem Zweck, daß
die Zinsen mit 80 fl. einem Riedlinger
Bürgersohn, der sich dem geistlichen Stande
widmen will, gereicht werden, und zu einem
Jahrtag nach Unlingen 100 fl.; auch

das Kloster Unlingen erfuhr seine Wohl-
thätigkeit. Er starb im Jahre 1624.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts kam
die Gemeinde Unlingen in Konflikt mit
dem Truchsessen Christoph von Waldburg
wegen des Patronatsrechts der Kapla-
nei e n. Unter den zahlreichen Beschwerde-
punkle», welche die Unterthanen in den
österreichischen Pfandschaften über mannig-
fache Bedrückungen durch die Truchsessen
beim Erzhans Oesterreich vorbrachten, be-
fand sich auch der über die widerrechtliche
Entziehung des ins praesentLircki. Ein
im Jahre 1600 au die Truchsessen erlassenes
Mandat hatte jedoch keinen Erfolg, so daß
sich Erzherzog Maximilian genötigt sah,
am 30. April 1604 eine neue Aufforderung
a» die Truchsessen ergehen zu lassen und
ihnen allen Ernstes zu befehlen, von ihrem
widerrechtlichen und ungebührlichen Be-
ginnen abzustehen, speziell auch das ins
prLesentLiräi den rechtlichen Besitzern
zurückzustellen (Gem.-Registr. Unlingen).
Im Jahre 1603 war der Priester Georg
Lauterer vom Truchsessen Christoph ans
die St. Peter- und PanlSkaplanei sowie
auf die Sll Sebastianspfründe in Unlingen
präsentiert worden. Die Gemeinde wider-
sprach und suchte auf gerichtlichem Wege
ihr Recht wieder zu erlangen (Kaplanei-
Registr.). Sie wandte sich zu diesem
Zweck nach Konstanz; aber die Entscheidung
ließ lange ans sich warten. Erst am
5. Dezember 1609 fällte der Bischöfliche
Generalvikar das Urteil, daß das Patro-
natSrecht der St. Sebastians- und der
Peter- und Panlskaplanei in Unlingen dem
Ammann, Gericht und der Gemeinde da-
selbst zusteh.e und nur die von diesen ge-
machten Präsentationen in Konstanz zu
bestätigen seien. Damit war der Truchseß
freilich nicht zufrieden und in seinem Namen
appellierte Esaias Molitor an den Metro-
politen von Mainz (Gem.-Registr.). Es
scheint noch länger gedauert zu haben, bis
der Gemeinde ihr Recht wieder zurückge-
geben wurde. Doch übte sie. es später
ungehindert aus, bis es 1806 an die
würltembergische Krone kam.
Sonst ist über die Kaplaneien aus dem
16. Jahrhundert wenig bekannt. Nur ein
Kauf vom 7. März (Dienstag nach Lätare)
1559 kann hier angeführt werden, wonach
die Frühmeßkaplanei von Jakob Stum von
 
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