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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Beck, Paul A.: Lukas Härber, Probst von Waldsee und Neustift: ein Beitrag zur Geschichte des Chorherrnstiftes Waldsee
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0107

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ION

selbe die widerspenstige» Waldseer Chor-
herren ohne weiteres bestrafe und die Ein-
setzung des Propstes LnkaS werklhätig mache,
was denn auch schließlich zu Werke kam.
Während nun letzterer sich zur Besitz-
ergreifung nach Waldsee begab, fing cs
andererseits, nachdem eS schon cinigemale
verhallen worden war, auch in Nenstift
wieder zu rumoren an; und standen einige
Chorherren gegen Piepst Lukas ans, in der
Meinung, derselbe müßc die Propste: von
Nenstift nun anfgebcn, weil er jetzt mit
einer andern Propstei versehen sei. Zn
Anfang des JahreL 1491 machten sie gleich-
sam eine Vereinigung mit Bischof Melchior
von Brixen und hatten allen Ernstes vor,
den Propst LnkaS zur Resignation ans die
Nensiistcr Prepstci zu bringen, gaben anch
eine ärgerliche Schrift wider denselben bei
dein genannten Bischof ein, welcher ohne-
dies dem Propst LnkaS nicht recht gewogen
war. Allein das wahrhaft nützliche Re-
giment dieses Vorstehers und dessen darauf
beschleunigte Znrückknnft nach Lienstift, und
die ans dieser Reise zu Innsbruck vor dem
gewesenen Landessürsten Siegmnnd mit Bi-
schof Melchior selbst gepflogene Unterredung
machte» den Umtrieben alsbald ein Ente
und verhinderten alle weiteren Verdrießlich-
keiten, doch unter der von Siegmund znge-
standcnen Voraussetzung, daß die Annahme
des LnkaS als Nensiistcr Propstes der zu-
künftige» Wmhtsrciheit im Nenstiftcr GoltcS-
haiise keinen Eintrag lhnn dürfe. So kamen
die Dinge trotz des pröpsilichen Dualismus
nach und nach wieder ins Geleise. In
amtlichen Dokumenten, Urkunde» n. dgl. lies
der Propst fortan als „Herr Lneassen,
»unser l. frawen zu der Newenslift und sannd
peters zu Wallsee, Gotzhewser Bropst,
ComendatarinS und administratorl" Im
Jahre 1496 schützte Kaiser Maximilian
ans Ersuchen des PropstcS LnkaS anch
gewisse Rechte des Klosters Waldsee.
Im Jahre 1498 am Pfingstmittwoch stellte
Maximilian zu Nottenbnrg a. N. dem
Gotteshaus Nenstift einen Schuldbrief über
400 ft. aus, welche letzteres ihm geliehen
hatte; und am Erchtage nach Simon und
Judä befahl er ans die Fürbitte seines
Schützlings LnkaS, seinem Rat Ulrich von
Frcundsperg, daß derselbe die Bürger zu
Waldsee zwinge, mit ihren Gebäuden
den Gütern des Klosters daselbst nicht zu

schaden. Am Sonntag Jnvocavit berief
Maximilian von Innsbruck ans den Propst
LnkaS aus den Landtag, welcher daselbst
wegen des Aufruhrs der Granbündener
und Schweizer, wie anch wegen des Bischofs
von Chur am Donnerstag vor Ocnli zu
halten war. Nach einer in dieser Zeitschrift
rcgkstirtcn Urkunde ans dem Archiv des
CistercienseriniiknstiftS Baindt, cl. cl.
1l. Dezember 1499, wurde eitle Streit-
sache zwischen Propst LukaS und dem Kon-
vent zu Waldsee einer- und Peter Mohr,
Chorhinr zu Markdorf andererseits wegen
verschiedener laut Verschreibung begründeter
Schuldfordernngen des letzteren durch Truch-
seß Johannes zu Waldburg d. I. i» Ver-
bindung mit den beiden Beisitzern, Alt-
bürgermeister HanS Schad zu Biberaclf
als Vertreter der Beklagten, und Bürger
Peter Ziegler von Waldsee als Vertreter
deS Klosters dabin entschieden, daß Kläger
von Propst und Konvent außer 100 fl. rh.
nichts zu fordern, den Beklagten aber
sämtliche Prozeßakten und Schriften inner-
halb 14 Tagen anSzuhändigcn habe. Der
Klage lagen im einzelnen folgende Forder-
ungen zu Grunde: 1. die dem Kloster
seiner Zeit bar geliehenen 37 fl. rh.; T 50 st.
für eine in des Klosters Auftrag zu Erz-
herzog Siegmund und seinen Räten nach
Innsbruck unternommene Reise; 3. 60 st.
rh. für eine an das BiStnm Brixen eben-
falls 'zu Gunsten deö Stifts mit vielen
Mühen und Kosten gerichtete Appellation;
4. 100 st. rh. für seine in deS Stifts In-
teresse erfolgten Bemühungen am päpst-
lichen Hofe; 5. 60 fl. rh. als Emschädianng
für dem Christosfeln Trngenhofer ans Er-
suchen des Konvents mehrere Jahre ge-
reichte Kost, Wohnung ec. n»d ebenso 50 fl.
rh. für an Konvenlsherrn n. a. Kloster-
angehörige „so sie in Iren hänndcln (!)
gen Costentz aufs und abgezogen wären",
verabreichtes Essen und Trinken; außerdem
6. wegen eitler ihm zukommenden Kaplanei,
von der ihm 12 Pfund Pfennig jährlich
in nbZenkin versprochen worden waren,
eine andere Pfründe oder jährliche 1.2 Pfund
Pfennig. Propst Lukas erklärte einfach,
daß ihm alle diese Forderungen gänzlich
fremd und unbekannt und dies alles nur
eine eigenmächtige und unberechtigte „Kon-
vcntshandlnng" sein könne u. s. w. Im
Jahre 1500 kamen verschiedene Streitig-
 
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