kr Deutschen Kmstuereme.
♦
j> Fünfter Jahrgang.
3>
Rerausgegrbeil und rrdigirt
von
29. Januar. >
<; m 5.
Dr. Max Schasler,
1860. ()
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
<
Abonnemente
„Die Dioskuren" erscheinen ivöchcntlich(Sonnabends) in 1—2 Bogen 4to
zum Abonnementspreise von Thlr. pränumerando pro Quartal. Bestel-
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Dioskuren", für auswärts
bedingungen.
sämmtliche postanslallen, Buch - und Aunslhandlungen Deutschlands, sowie für
frankirte Kreuzbandsendungen die Erpedilwn in Berlin. — Preis einer einzelnen
Nunimer 3 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Pedaktionshurean (Wiihelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8-—10 Ulir Morgens geöffnet.
Inh
Atchlmdelnde Artikel: Einige Bemerkungen über die Aufgabe
der heutigen religiösen Kunst.
Korrespondenzen: T Düsseldorf, den 22. Januar. (Ben-
demann. Künstler und Kunstrichtungen.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Düssel-
dorf, München, Brüssel, Rom, London.
alt:
Kunstkritik: l. Berliner Kunstschau. (Fortsetzung.) — 2. Mün-
chener Kunstschau.
Kunstinstitute und Kunstbereine: Königliche Akademie der
Künste in Berlin. — Akademie für bildende Kunst zu Rot-
terdam. — Verein für bildende Kunst in Karlsruhe. (Schluß.)
— Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten."
Einige Bemerkungen über die Aufgabe der heutigen religiösen Kunst.
Um- von vorn herein das Ziel anzudeuten, welches
wir bei diesen Bemerkungen im Auge haben, schicken wir
voraus, daß das inhaltsschwere Thema hier besonders vom
praktischen Gesichtspunkt ausgefaßt werden soll; nämlich,
daß die Frage nach der „Aufgabe der heutigen religiösen
Kunst" sich hauptsächlich mit der Erforschung derjenigen
Mittel und Wege beschäftige, durch welche die Kunst aus
den religiösen Sinn des Volks reinigend und erhebend ein-
zuwirken vermag.
In den Zeiten eines Albrecht Dürer, Fiesole,
Andrea bei Sarto, Raphael, Murillo, Carlo
Dolce u. s. f. wäre eine solche Frage überflüssig, ja
widersinnig gewesen, weil die Unmittelbarkeit des religiösen
Bewußtseins mit der Unmittelbarkeit des künstlerischen An-
schauens nicht nur in den Künstlern, sondern auch im Volke
durchaus eins war. Jene ans der Reflexion des Bewußt-
seins entsprungene Spaltung des inneren Lebens, welches
die moderne Zeit charakterisirt, jenes äußerliche und ver-
äußerlichende Streben nach dem Materiellen, welches
heutiger Zeit nicht nur im gewöhnlichen Leben, sondern eben-
so sehr in dem Gebiet der Kunst herrscht, kannte nian da-
mals nicht. Bei aller Virtuosität der Technik, bei aller
Vollendung im Machwerk — einer Vollendung, die heut-
zutage noch immer als unerreichbares Ideal dasteht —
waren die damaligen Künstler, um es mit einem Worte
zu sagen, tiefgläubig: in dem Sinne, daß ihnen das Dar-
zustellende stets absolute Ueberzeugung, daß sie davon als
von einer Realität 8an8 phrase in tiefster Seele erfüllt
waren. Daher allein die oft unerklärliche Gewalt, welche
trotz mancherlei Barbarismen ihre religiösen Kompositionen
auf das unbefangene Gemüth ausüben, daher die mäch-
tige Wirkung, welche nach so vielen Jahrhunderten ihre
Gemälde und Skulpturen auf die Seele der Gläubigen
Hervorbringen. Der künstlerische Enthusiasmus fiel mit
der religiösen Begeisterung, eins durch das aridere hervor
gerufen und dadurch miteinander in fortwährender Wech-
selwirkung, zusammen—: und diese Doppelkraft einer von
den höchsten Ideen erfüllten Seelenstimmung erhob jene
unsterblichen Künstler auf die unerreichbare hohe Stufe
künstlerischen Schaffens, zu der unsere heutigen Künstler,
♦
j> Fünfter Jahrgang.
3>
Rerausgegrbeil und rrdigirt
von
29. Januar. >
<; m 5.
Dr. Max Schasler,
1860. ()
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
<
Abonnemente
„Die Dioskuren" erscheinen ivöchcntlich(Sonnabends) in 1—2 Bogen 4to
zum Abonnementspreise von Thlr. pränumerando pro Quartal. Bestel-
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Dioskuren", für auswärts
bedingungen.
sämmtliche postanslallen, Buch - und Aunslhandlungen Deutschlands, sowie für
frankirte Kreuzbandsendungen die Erpedilwn in Berlin. — Preis einer einzelnen
Nunimer 3 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Pedaktionshurean (Wiihelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8-—10 Ulir Morgens geöffnet.
Inh
Atchlmdelnde Artikel: Einige Bemerkungen über die Aufgabe
der heutigen religiösen Kunst.
Korrespondenzen: T Düsseldorf, den 22. Januar. (Ben-
demann. Künstler und Kunstrichtungen.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten aus Berlin, Düssel-
dorf, München, Brüssel, Rom, London.
alt:
Kunstkritik: l. Berliner Kunstschau. (Fortsetzung.) — 2. Mün-
chener Kunstschau.
Kunstinstitute und Kunstbereine: Königliche Akademie der
Künste in Berlin. — Akademie für bildende Kunst zu Rot-
terdam. — Verein für bildende Kunst in Karlsruhe. (Schluß.)
— Düsseldorfer Künstlerverein „Malkasten."
Einige Bemerkungen über die Aufgabe der heutigen religiösen Kunst.
Um- von vorn herein das Ziel anzudeuten, welches
wir bei diesen Bemerkungen im Auge haben, schicken wir
voraus, daß das inhaltsschwere Thema hier besonders vom
praktischen Gesichtspunkt ausgefaßt werden soll; nämlich,
daß die Frage nach der „Aufgabe der heutigen religiösen
Kunst" sich hauptsächlich mit der Erforschung derjenigen
Mittel und Wege beschäftige, durch welche die Kunst aus
den religiösen Sinn des Volks reinigend und erhebend ein-
zuwirken vermag.
In den Zeiten eines Albrecht Dürer, Fiesole,
Andrea bei Sarto, Raphael, Murillo, Carlo
Dolce u. s. f. wäre eine solche Frage überflüssig, ja
widersinnig gewesen, weil die Unmittelbarkeit des religiösen
Bewußtseins mit der Unmittelbarkeit des künstlerischen An-
schauens nicht nur in den Künstlern, sondern auch im Volke
durchaus eins war. Jene ans der Reflexion des Bewußt-
seins entsprungene Spaltung des inneren Lebens, welches
die moderne Zeit charakterisirt, jenes äußerliche und ver-
äußerlichende Streben nach dem Materiellen, welches
heutiger Zeit nicht nur im gewöhnlichen Leben, sondern eben-
so sehr in dem Gebiet der Kunst herrscht, kannte nian da-
mals nicht. Bei aller Virtuosität der Technik, bei aller
Vollendung im Machwerk — einer Vollendung, die heut-
zutage noch immer als unerreichbares Ideal dasteht —
waren die damaligen Künstler, um es mit einem Worte
zu sagen, tiefgläubig: in dem Sinne, daß ihnen das Dar-
zustellende stets absolute Ueberzeugung, daß sie davon als
von einer Realität 8an8 phrase in tiefster Seele erfüllt
waren. Daher allein die oft unerklärliche Gewalt, welche
trotz mancherlei Barbarismen ihre religiösen Kompositionen
auf das unbefangene Gemüth ausüben, daher die mäch-
tige Wirkung, welche nach so vielen Jahrhunderten ihre
Gemälde und Skulpturen auf die Seele der Gläubigen
Hervorbringen. Der künstlerische Enthusiasmus fiel mit
der religiösen Begeisterung, eins durch das aridere hervor
gerufen und dadurch miteinander in fortwährender Wech-
selwirkung, zusammen—: und diese Doppelkraft einer von
den höchsten Ideen erfüllten Seelenstimmung erhob jene
unsterblichen Künstler auf die unerreichbare hohe Stufe
künstlerischen Schaffens, zu der unsere heutigen Künstler,