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Fünfter Jahrgang.
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Hcrausgrgrben und rrdigirt
von
Dl. Mar Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
11. März.
1860.
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Abonncmenksbedingungen.
„Die Dioskuren" erscheinen wöcbentlich(Soimabends) in 1—2 Bogen 4to ! sämmtliche postanstaNkn, Buch, und Aunlihendliingtn Deutschlands, sowie für
zum Abonnementspreise von ir Thlr. pränumerando pro Quartal. Befiel- j frankirte Kreuzbandsendungen bie (Expebilton in Berlin. — Preis einer einzelnen
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Divskuren", für auswärts j Nummer 3 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Redaktionsbureau (Wilhelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inhalt:
Abhandclnde Artikel: Wie haben die Alten den Schmerz dar-
gestellt? (Ans einer Abhandlung des Dr. Klein in der
Preußischen Zeitung.)
Korrespondenzen: (9 Rotterdam, den 4. März. (Die bevor-
stehende große Kunstausstellung der Akademie.) — ^Mün-
chen, Anfang März. (Wanderungen durch Kunstwerkstätten.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten ans Berlin, Dussel
dors, Weimar, Bremen, Brüssel, Paris, Rom.
Kunstliteratur und Album: Kämmerling, der Civilban. —
Spencer North tote, die Römischen Katakomben.
Kunstinstitute und Knnstvercine: Wissenschaftlicher Kunstverein.
— Münchener Kunstverein. — Rheinischer Kunstverein :c.
Wie haben die Alten
sAus einer Abhandlung des Dr. S
ir entsinnen uns keines plastischen
Werkes oder Gemäldes ans der Ge-
schichte der antiken Kunst, in wel-
cher der nachtranernde Schmerz
zum Gegenstände der Darstellung
gewählt worden wäre. Das erste
Schmerzens-Gemälde, dessen sie un-
seres Wissens gedenkt, ist das viel-
^ besprochene Jphigenia-Opser, womit
manthes in einem Maler-Wettkampf
den Preis gewann, und worin bekanntlich
die Vermeidung des höchsten Schmer-
zensausdrncks, durch Verhüllen von Aga-
memnon's Gesicht, am meisten bewundert ward. Aber
. *) Es ist sonst nicht unsere Gewohnheit, ans andern Zei-
tungen zu entnehmen. Aber der hier mitgetheilte Artikel (die Ein-
leitung zu dem Bericht des Dr. Klein über das de Biefve'sche
Bild) erschien uns von solcher Bedeutung, daß wir deshalb
wohl einmal von unserem Grundsatz abweichen dürfen.
den Schmer) dargestellt?
lein in der Preußischen Zeitung.*)]
dieses berühmte Preisbild der Schmerzens - Steigerung
ist es gerade, welches vor allen die antike Behand-
lung des blutverwandtlichen Gemüthsleides, des Haus-
wehs, des Familien - Pathos bezeugt. Die alte Kunst
konnte sich dasselbe nur mit einem öffentlichen Vorgänge
des Gemeinwesens verflochten denken und stellte es dem-
gemäß dar: aktiv, heroisch. Auf der nächstfpäteren,
durch die Sikyonische Malerschule bezeichneten Knnststufe
werden Gemälde von dem als Schilderer der Leidenschaften
und namentlich der Schmerzens-Leidenschaft gepriesenen A r i -
steides aus Theben, dem ersten Seelen mal er, gerühmt.
Dem ersten, weil er zuerst, was noch Timanthes verhüllt
hatte, auszudrücken wagte: die innerste Seelenbewegung
als Schmerzenssprache, den Schmerzensaufruhr im Gemüth,
die perturbationes animi, wie der Römer das Pathos
nennt. So in jenem von ihm herrührenden Gemälde,
auf welchem eine eroberte Stadt und eine an einer Wunde
sterbende Mutter vorgestellt ist, deren Kind zur Brust
hinankriecht. In dem Antlitz der verscheidenden Mutter
Fünfter Jahrgang.
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Oc
Hcrausgrgrben und rrdigirt
von
Dl. Mar Schasler,
Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.
11. März.
1860.
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„Die Dioskuren" erscheinen wöcbentlich(Soimabends) in 1—2 Bogen 4to ! sämmtliche postanstaNkn, Buch, und Aunlihendliingtn Deutschlands, sowie für
zum Abonnementspreise von ir Thlr. pränumerando pro Quartal. Befiel- j frankirte Kreuzbandsendungen bie (Expebilton in Berlin. — Preis einer einzelnen
lungen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Divskuren", für auswärts j Nummer 3 Sgr. ohne Kunstbeilage.
Das Redaktionsbureau (Wilhelmsstr. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.
Inhalt:
Abhandclnde Artikel: Wie haben die Alten den Schmerz dar-
gestellt? (Ans einer Abhandlung des Dr. Klein in der
Preußischen Zeitung.)
Korrespondenzen: (9 Rotterdam, den 4. März. (Die bevor-
stehende große Kunstausstellung der Akademie.) — ^Mün-
chen, Anfang März. (Wanderungen durch Kunstwerkstätten.)
Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten ans Berlin, Dussel
dors, Weimar, Bremen, Brüssel, Paris, Rom.
Kunstliteratur und Album: Kämmerling, der Civilban. —
Spencer North tote, die Römischen Katakomben.
Kunstinstitute und Knnstvercine: Wissenschaftlicher Kunstverein.
— Münchener Kunstverein. — Rheinischer Kunstverein :c.
Wie haben die Alten
sAus einer Abhandlung des Dr. S
ir entsinnen uns keines plastischen
Werkes oder Gemäldes ans der Ge-
schichte der antiken Kunst, in wel-
cher der nachtranernde Schmerz
zum Gegenstände der Darstellung
gewählt worden wäre. Das erste
Schmerzens-Gemälde, dessen sie un-
seres Wissens gedenkt, ist das viel-
^ besprochene Jphigenia-Opser, womit
manthes in einem Maler-Wettkampf
den Preis gewann, und worin bekanntlich
die Vermeidung des höchsten Schmer-
zensausdrncks, durch Verhüllen von Aga-
memnon's Gesicht, am meisten bewundert ward. Aber
. *) Es ist sonst nicht unsere Gewohnheit, ans andern Zei-
tungen zu entnehmen. Aber der hier mitgetheilte Artikel (die Ein-
leitung zu dem Bericht des Dr. Klein über das de Biefve'sche
Bild) erschien uns von solcher Bedeutung, daß wir deshalb
wohl einmal von unserem Grundsatz abweichen dürfen.
den Schmer) dargestellt?
lein in der Preußischen Zeitung.*)]
dieses berühmte Preisbild der Schmerzens - Steigerung
ist es gerade, welches vor allen die antike Behand-
lung des blutverwandtlichen Gemüthsleides, des Haus-
wehs, des Familien - Pathos bezeugt. Die alte Kunst
konnte sich dasselbe nur mit einem öffentlichen Vorgänge
des Gemeinwesens verflochten denken und stellte es dem-
gemäß dar: aktiv, heroisch. Auf der nächstfpäteren,
durch die Sikyonische Malerschule bezeichneten Knnststufe
werden Gemälde von dem als Schilderer der Leidenschaften
und namentlich der Schmerzens-Leidenschaft gepriesenen A r i -
steides aus Theben, dem ersten Seelen mal er, gerühmt.
Dem ersten, weil er zuerst, was noch Timanthes verhüllt
hatte, auszudrücken wagte: die innerste Seelenbewegung
als Schmerzenssprache, den Schmerzensaufruhr im Gemüth,
die perturbationes animi, wie der Römer das Pathos
nennt. So in jenem von ihm herrührenden Gemälde,
auf welchem eine eroberte Stadt und eine an einer Wunde
sterbende Mutter vorgestellt ist, deren Kind zur Brust
hinankriecht. In dem Antlitz der verscheidenden Mutter