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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 5.1860

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https://doi.org/10.11588/diglit.12973#0173

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Deutsche Kunst-Zeitung.

Mransgegelmi und redigirt

mnstverkine

vr. Max. Schasler,

Herausgeber des „Deutschen Kunst-Kalenders" in Berlin.

Abonnementsbedingungen.

„Die Dioskuren" erscheinen ivöchentlichfSvnnabends) in 1—2 Sogen 4to | sämmtliche popanstalten, Buch - und Nunsthandlungk» Deutschlands, sowie für
zum Abvnnementspreise von 1J Thlr. pränumerando pro Quartal. Befiel- jj frankirte Kreuzbandsendungen die L.rpedilion in Berlin. — Preis einer einzelnen
langen nehmen an: für Berlin die „Expedition der Divskuren", für auswärts jj Nummer 4 Sgr. ohne Kunstbeilage.

Das Redaktionsbureau (WilhelmsstP. 25, Ecke der Puttkammerstr.) ist täglich von 8—10 Uhr Morgens geöffnet.

Inhalt:

Abhandelnde Artikel: Studien zur Geschichte der bildenden Künste
im neunzehnten Jahrhundert, von Dr. W. Weingärtner.
Abtheil. II. (Fortsetzung.)

Korrespondenzen: % Bremen, den 29. April. (Karl Stein-
häuser's.neueste Werke.) (°) Wien, den 29. April. (April-
AuSstellnng des Oesterreichischen Kunstvereins. Schluß.)

□ New-Uork, im April. (Wilh. Aufermann's Internatio-
nale Gemäldegalerie.

Kunstchronik: Verschiedene Lokalnachrichten ans Berlin, Königs-
bergs Halberstadt, Heidelberg, München, London, Rom-
Kunstinstitute u. Kunstoercine: Betrachtungen re. von Lilienfeld.
— Wissenschaftlicher Kunstverein. — Westlicher Cyklus.

Studien jur Geschichte der bildenden Künste im neunzehnten Jahrhundert.

Von Dr. W. Weingärtner. Abtheil. II. (Fortsetzung.)

Den schroffsten Gegensatz zu Cornelius bildet in jeder
Hinsicht trotz des srenndlichen Verhältnisses, welches zwi-
schen beiden waltet, Friedrich Overbeck (geb. 1789 zu
Lübeck), welchen Ludwig deßhalb als den Johannes der
neueren Kunst bezeichnete. Overbeck ist gewissermaaßen
eine Ergänzung des Cornelius: er hat, was Cornelius
sehlt, und ihm fehlt, was Cornelius hat. Daß er dabei
zu kurz kommen mußte, ist natürlich. Weich und liebens-
würdig wie Overbeck's Persönlichkeit sind seine Werke,
die uns abzuschmeicheln versuchen, was jene seines großen
Nebenbuhlers uns abtrotzen. Wie Cornelius die zarte
Weiblichkeit, so blieb Overbeck deßhalb die männliche Kraft
in seinen Schöpfungen und deren einzelnen Figuren ver-
sagt. Nur seine weiblichen Gebilde erringen unsre volle
Anerkennung. Overbeck's Erfindungsgabe ist eine dürftige,
oder wenigstens nicht ausreichende im Gegensatz zu der
übersprudelnden des Cornelius; daher geschieht es, daß
des ersteren Motive so oft gradezu gesucht sind. Etwas
jungfräulich Scheues und Verschämtes rühmen Overbeck

seine Freunde nach, das im Alter etwas Mönchisches und
Abgeschlossnes angenommen haben soll, und ich kann nicht
leugnen, daß die meisten seiner Gebilde auf mich wenig-
stens gradezu einen beengenden und beängstigenden Ein-
druck Hervorbringen. Das Alterthümliche ist bei Cornelius
mehr Verstandessacke, Ueberleguug und Zeitrichtung; bei
Overbeck ist es Thatsache und aus individueller Hinnei-
gung entsprungen: man fühlt es jedem Strich an, der
Mann weiß sich nicht wohl in seiner Zeit. Ist Cornelius
durch und durch deutsch in seinem Charakter, seiner Erfin-
dung, seiner Zeichnung, selbst seiner mangelhaften Farben-
gebung, so verräth bei Overbeck dagegen jeder Strich
den Römling bis auf die reinen schönen Linien seiner
Zeichnung. Es ist mehr als Zufall, daß grade er sein
kirchenfeindliches Vaterland nur vorübergehend wiederge-
sehen hat. Wie Overbeck's Linien, so ist auch sein Kolorit
dem des Cornelius bei Weitem überlegen. Von Phantasie
besitzt Overbeck fast keine Spur, während die des Corne-
lius oft gradezu mit dem Griffel des Künstlers durchzu-
 
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